Die Geschichte vom Hans Guck-in-die-Luft

Als am Himmel ein Schwarm Vögel autaucht, muss ich an der nächsten Bushaltestelle dieses Ortes halten und dem Naturschauspiel hinterherschauen. Die meisten Autofahrer beschauen stur die Straße oder den Hans Guck-in-die-Luft am Straßenrand, der sich Gedanken über Gefühle von Fluggänsen macht.
Damals, es muss etwa 15 Jahre her sein, waren wir auf dem Weg zu einem Treffen mit anderen Hundebesitzern. Anschließend wollte man gemeinsam eine Ausstellung besuchen. Meine Eltern erklärten, dass man wohl in einer Kolonne fahren würde und versetzten mich damit in helle Aufregung. Meine Vorstellungen einer Kolonne sahen Blaulicht auf dem Dach und bewundernde Blicke von Passanten vor. Bis zum (enttäuschenden) Start dieser Fahrt also löcherte ich meine Eltern mit der Frage, wie das Blaulicht auf dem Dach befestigt würde…

Ich habe das Gefühl, zwischen zwei Polen zu hängen, zu pendeln. Der Halt fehlt und ich glaube kaum, dass ich diese zwei (vielleicht gegensätzlichen) Positionen unter einem Hut vereinigen kann – vorerst.

Trauma… geht weiter

Obwohl ich gestern das Café Trauma schon um zwei Uhr verließ und das Aufstehen heute morgen fast ohne Probleme klappte, lag über dem gesamten Tag doch ein Schleier der Müdigkeit. Und das frühe Schlafen dürfte auch heute nicht gelingen, da im Gießener MuK der „Jazz Poetry Slam“ stattfindet (Beispiele).
Die VHS hat sich heute gemeldet und mitgeteilt, dass es einen separaten Spanisch-Kurs geben wird, der am 15. November beginnt. In der „Schnellstufe“ (2,5 Monate) werden die Grundlagen vermittelt und ich Sprachlegastheniker sitze mittendrin. Das Praktikum des letzten Semesters nimmt langsam Fahrt auf, dafür ist der Übungsbetrieb der restlichen Veranstaltungen (bis auf die Theoretische Informatik) angenehm geregelt. Bleibt noch der Webshop nebenbei, der immerhin Bestellungen und Waren akzeptiert. Und natürlich der Freizeitstress…

Time/system

Grün.
Im Gegensatz zur Präsidentschaftswahl in den USA dominierte grün heute meinen Einkauf. Nun könnte man sich Gedanken über die psychologische Wirkung machen („Gras – Natur – Unreife – Gift – Ökologiebewegung – Hoffnung“) und was sich das Marketing bei der Entscheidung zugunsten dieser Farbe wohl gedacht haben mag.

Gestern habe ich Nico erzählt, dass ich an keinen Geburtstag denke, wenn nicht rechtzeitig mein Handy klingeln würde und ihm damit eine Illusion genommen. Tatsächlich ist die erste Handlung nach einer Terminvereinbarung das Aufschreiben (später bisher: das Übertragen in digitale Geräte), weil ich ansonsten knapp 75% aller Termine und Verabredungen, Veranstaltungen und Besprechungen vergesse. In letzter Konsequenz habe ich mir jetzt also einen Timer bestellt, um das Chaos in geordnete Bahnen zu lenken. Dieser bietet auch einen variablen Notiz-Bereich, womit die gestellte Anforderung an ein Überall-Büchlein ebenso erfüllt wäre – leider mit größeren Maßen.

Mein Vorrat an Pullovern und Hosen nimmt in letzter Zeit beständig ab. Pullover habe ich genau einen, in dem ich mich wohl fühle. Mit den Hosen verhält es sich nicht anders. Leider bin ich weder gewillt noch in der Lage, mich in aller Ruhe um neue Kleidung zu kümmern. Die wabernde und unerträglich gefüllte Luft in den Häusern dieser Stadt hindert mich jäh am Betreten der Geschäfte. Die erdrückende Marburger Athmosphäre, die Menschen, die Vernichter. Ohne mit der Wimper zu zucken und sich die prilbeschmierten Hände zu waschen, packte mir die Verkäuferin der Bäckerei gegenüber das Roggenbrot in die Tüte, der Spülschaum wackelte, als sie mir das fertige, durchweichte Bündel in die Hand drückte.

Lazy Sunday Afternoon

Wenn ich eines hasse, dann das Geräusch eines Reiseföns. Dieses hochdrehende, jaulende Stück Technik ist selbst durch geschlossene Badtüren kaum zu ertragen. Meistens hilft, je zwei der vier Kopfkissen über und unter den Kopf zu legen und sich so unter einer Decke zu verbarrikadieren, um gleich wieder einzuschlafen.
Um mich nicht umgewöhnen zu müssen, habe ich heute meine „Ultra 1“ von Sun in Betrieb genommen. Den ganzen Nachmittag röhrt sich unerbittlich und müht sich redlich, Solaris 9 zu installieren. Während ich verzweifelt versuche, in dem Webhop-Projekt endlich Boden unter die Füße zu bekommen. Ich gebe zu, ich habe mich verschätzt.

Für immer die Menschen

Ich fahre zu einer Zeit durch die Einfahrt des Parkplatzes, in der man einen solchen nur unheimlich schwer bekommt, denn Samstag abends um 18:30 sind die Parkscheinautomaten lange außer Betrieb.
Als ich an der ersten Abzweigung halte und im Dunkel eine freie Parklücke auszumachen versuche, klopft es am Seitenfenster: Zwei ältere Damen weisen mich auf eine Abstellmöglichkeit an der dritten Abzweigung hin. Als ich dort ankomme, scheint ein älterer Herr bereits zu warten und deutet sofort auf die Lücke in der parkenden Kolonne. Als ich zögere, erklärt er mir, dass ich selbstverständlich dort parken könne.

Ich frage mich ernsthaft, ob heute noch etwas Schlimmes passiert und sich die Welt bereits jetzt dafür entschuldigen möchte.

Und nein. Ich rauche nicht. Auch wenn das letzte Bild etwas anderes suggeriert. Aber wie das so ist in der Kunst…

I think I need a new heart

Gestern abend waren Kante in der Waggonhalle. Was wohl nur Doreen und mir gefallen hat, Georg und eine Freundin gingen vor Ende schon ins HavannaAcht, wo ich sie noch einmal traf. Weiterhin war Marco dort, den ich ja zeitweise mit Kommunikationsboykott belegt habe, was mir in den letzten Monaten aber immer überflüssiger schien. Verabredet morgen Abend zum Donners-Dance.

Heute habe ich das Haus nicht verlassen, werde es auch nicht mehr, weil ich mich ziemlich schlecht fühle. Eine Erkältung samt Kopfweh- und Übelkeitsfacetten hat alle Pläne für heute vernichtet.
Einzig Pizza machen werde ich noch: Wenn Doreen um 20 Uhr nach Hause kommt, hat sie bestimmt Hunger.

The Magnetic Fields:

Time stands still
All I can feel is the time standing still

as you put down the keys
and say don’t call me please
while the radio plays

Das letzte Glas Wein

Eine Flasche Wein später weiß ich, dass ich mir einen gehörigen Vorrat an Bier anlegen muss. Wein kann nicht so weitergehen, darf nicht so weitergehen und der Selbsthass morgen früh, wenn ich um 9 Uhr in der Vorlesung sitze, ist mir gewiss.

Als ich aus dem Haus ging, um Dennis zu besuchen, standen meine Großeltern vor der Tür. Natürlich wollten sie nicht hereinkommen auf einen Kaffee. Auch wenn ich nicht auf dem Sprung gewesen wäre. Gefreut hat es mich natürlich trotzdem sehr. Und ihnen war es anscheinend auch recht, dass ich eh unterwegs war, wir haben uns sogar einen Teil des Weges begleiten können.

auf Wiedersehen. Hallo

Gestern habe ich den Tag – genauer die letzten beiden Tage – schon früh im Bett mit einer Wärmflasche und endlich wieder einem normalen Buch (Thomas Bernhard – „Heldenplatz“) ausklingen lassen. Tagsüber unerwartet viel Besuch, seit ich in der Oberstadt wohne stehen öfters mir Bekannte vor der Tür.
Heute werde ich aufräumen, im Kopf und im Raum, gemütlich geht anders. Ein bisschen beruhigter und unberuhigter, lese morgens wieder Zeitung und trinke Kaffee.

music for the morning after: Georgette Dee – Die Jahre sind ein Buch

Die Jahre sind ein Buch, das man selber schreibt:
Die erste Seite dauert noch eine Ewigkeit,
Tag für Tag ein Wort, die Sätze werden zum Roman,
du blätterst immer schneller, bis du dann irgenwann
die letzte Zeile schreibst.

Dann kannst du, wenn du mutig bist,
das Buch umdrehen und lesen, wie vorne drauf der Titel ist.

Das ist dein Leben!

Hurt

Ich habe wieder meine High-Fidelityeske Phase. Passt nicht wirklich in den Kram…
Gestern habe ich erst mit Juna, dann mit Anne telefoniert und war anschließend mit Doreen auf ein Bier weg. Was sehr angenehm war. Schön sogar. Danach hat sie die halbe Nacht hier gesessen.
Heute kommt Nick, Christian liegt mit Magen-Darm-Grippe im Bett. Ihn werde ich morgen besuchen.
Aber erstmal bis morgen schaffen.

Witwensitz Marburg

Gestern war Ingo da. Aus Köln. Nach einer SMS „Ich komme in drei Stunden“. Ich saß gerade beim Essen, auswärts mit dem Auto, was sich als dümmste Idee der letzten Woche erwiesen hat. In Marburg tobte der Elisabeth-Markt und auf den Parkplätzen das Chaos, aber scheinbar übten sich Marburger Ordnungshüter in Toleranz.
Auf dem Weg nach Hause – Stunden später – treffen wir eine seltsam grinsende Alex, die sich scheinbar freut, uns zu sehen. Wir auch, schnell weiter. Die Stadt läuft über, auch abends noch. Wenigstens haben wir einen Parkplatz und biegen nach einer handvoll Minuten in die Schutz bietende Gasse. Neben dem angefeuerten Ofen, der leise knackend eine gemütliche Athmosphäre verteilt, essen wir Pizzabrot und Baguettes.

Die Batterien meines Discman haben gestern sehr früh aufgegeben, mir blieb nichts als den Menschen zu lauschen. Von „H&M“ war die Rede, Jungs selbstredend und vor dem Aufzug begegnete uns ein Mann, der erst auf die schließende Tür zulief, den Aufzug verpasste und beim nächsten jedem den Vortritt ließ.

Obwohl das Wochenende gut war, bereue ich es ein kleines bisschen, nicht auf der Buchmesse in Frankfurt gewesen zu sein, am Samstag morgen oder wann anders.