Die Fluktuation wie in meinem alten Haus, aus dem gestern einer starb, den ich noch kannte. Er fuhr dafür bis Wien.
Unter uns: Er hatte wohl eins, wie es schien: Stil. Und den Infarkt.
The very long journey of a man called Me
Die Fluktuation wie in meinem alten Haus, aus dem gestern einer starb, den ich noch kannte. Er fuhr dafür bis Wien.
Unter uns: Er hatte wohl eins, wie es schien: Stil. Und den Infarkt.
Ich bin etwas mehr Web 2.0 als gestern, ich habe jetzt einen Twitter-Account.
Vor achtunfvierzig Stunden waren mir noch jene suspekt die mich ansprachen mit «Und twitterst du auch»? Warum sollte ich?
Heute würde ich antworten: Für alles, was für den Blog zu kurz ist. Wenn man Magnetkarten mitwäscht zum Beispiel. Oder wenn Kollegen laut lachen.
Doch bin ich noch nicht wirklich Web 2.0. Sonst hätte ich nicht vergessen zu schreiben, dass der Bildschirm sich heute kurz auf himmelblau kalibrierte. Webzweinuller hätten ein Foto gemacht für Flickr oder ein YouTube Video.
Ich übe ja noch.
Marburg brennt bis auf die Grundfesten ab, wenn das noch lange so geht und man den heulenden Sirenen glaubt, die sich am Haus in der Oberstadt vorbeischieben. Der Sohn aus besserem Haus räumt gegenüber die Bierflaschen vom Sims, den hochroten Kopf über die Histologie-Lernkarten in die Straße schiebend und der blau blinkenden Fackelhrzeugkolonne nachblickend. Hier brennen die Häuser auffallend häufig.
Da unten wohnt irgendwo ein ehemaliger Mitbewohner.
Hoffentlich ist es nicht sein Haus, das brennt.
Hier liegt noch Post für ihn.
Zu weiterem Mitgefühl bin ich heute nicht fähig. Das gleicht diesem morgen, ich hätte um acht Uhr sofort wieder ins Bett gehen sollen.
Einen Tag später fahre ich mit dem Rad durch den Regen.
Es war nicht sein Haus.
Und irgendwie beruhigt mich das heute.
Es gibt Tage, da sollte man vielleicht einfach im Bett bleiben. Heute ist so einer. Hätte ich sie dabei festgehalten, wäre sie nicht bereits wieder 500 Kilometer entfernt, startete ich am Vormittag nicht eine Hasstirade nach der anderen, wäre ich vielleicht ein bisschen ausgeglichener.
Weißt du, irgendwie hilft das ja auch nichts. Meine ist nicht die einzige Laune, die ich zu trüben vermag. Und es ist alles so unnötig. »So wie Thomas Bernhard will ich nicht werden« denke und sage ich jovial. Es gab wenige Tage, an denen ich davon weiter weg war als jetzt.
Dein Kaffee erinnert mich an immer ein bisschen an Zelten (der Geschmack – irgendwie). Wäre ich drüben aufgewachsen, sagte ich vielleicht »wie daheim«.
An die Zugfahrt gestern erinnere ich mich seltsam kurz und als wir wach lagen heute nacht und beide nicht einschlafen konnten (beide!), grübelnd über das, was andere Zukunft nennen, da wünschte ich, die Zeit würde sich etwas beeilen.
Und wir mit unserem Bus an eine Steilküste fahren, deinen Kaffee trinken und uns zu Hause fühlen, egal wo wir sind. Und die Hitze des Motors (noch von der Fahrt) wärmte so langsam die Matratze im Fond.
Die Vögel kreisten, sie spielten ihr seltsames Spiel.
Von hier oben kann man weiter sehen
als aus dem Moloch dieser doch hässlichen Stadt.
Ich kann mit dem Glück der anderen nichts anfangen.
Häufig fürchte ich, man kann meine Welt selbst mit 1600 ISO nicht ordentlich sehen.
Diese Musik ist nicht meine, diese Tänze von euch, diese Spiele zu spielen, euer Glück auf!
Und dann
– manchmal –
abends im Wald
bei Nieselregen (und Thomas Dybdahl im Ohr)
mit dem Blick durch die dunkeln Wolken (hinauf)
bin ich etwas wie glücklich.
Nur ich, ich komm nicht mehr mit
mit dem Leben, dem Glück
— Kettcar – Am Tisch
Zwei Häuser weiter als das Wahlbüro, das in neun Tagen wieder zum Einsatz kommt, findet man die Liebeserklärung an Deutschlands Sarah Palin, die hessische Monika Hohlmeier:
Draußen klirrt die Kälte, das Homeoffice verlegen wir häufiger in unser Lieblingscafé, von dem man den zugefrorenen Fluss sieht. Wenn es draußen dunkel ist, spiegeln sich die gelben Straßenlaternen von der Brücke im Eis.
Ehrlich: Dieses Jahr wird sich was ändern.
Heute vor zwei Jahren gab ich einen Brief in die Post, ohne zu ahnen, über Dinge gestolpert zu sein, die bereits ihre Schatten vorauswarfen. Alles was in dem Brief stand, unterstütze ich noch; ich würde ihn unverändert abschicken. Wortlaute sind bekannt, ich habe ihn bisher jedoch nie komplett veröffentlicht.
Heute vor einem Jahr war ich voller Freude für eine Sache, die anderthalb Wochen später begann. Oder – je nach Sichtweise – vier Wochen früher bereits im Theater. Zwei Wochen früher jedenfalls hast du verpasst, was mir wichtig war. Und ich nichts erreicht; rückblickend ein Glücksfall. Du hast mich durch den Winter gebracht, das erste Mal. Und tust es jetzt wieder.
Ein Freund sagt »das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.« Ich sage:
Was vor einem Jahr begann, hat eine atemraubende Qualität erreicht.
Was vor zwei Jahren endete, hat eine atemraubende Qualität erreicht.
Und noch eins will ich dir sagen:
Das erste Ding ist unendlich besser.
Drüben, im online verfügbaren Gemeinschafts-Kalender deiner Arbeitsgruppe, versagt ein Kollege:
Du wohnst in den letzten Monaten dieses Jahres regelmäßig in einer WG, in der sie zur Zeit Weihnachtstoilettenpapier verwenden.
Und dann sitzt du und fragst dich, was wohl gerade nach Zimt riecht.
Komischer Tag.
Texte zu schreiben wie Thees Uhlmann gelingt nicht dadurch, sich diese Aufgabe zu stellen.
»Pass auf mich auf« sage ich in deinen Rücken, als du die Platte auflegst und mich nicht siehst. Sicherlich ahnst du, was ich damit meine. Großartig, dass es dir egal ist.
Wenn draußen die Nacht durch die Helligkeit bricht, die Zweige des Waldes das Dunkel aufhalten und eisige Tannen den Weg durch den unter Sohlen knisternden Schnee flankieren, irgendwo dort Tiere leben, von denen du denkst, du hast sie gern.
Dann ist das jener Ort, an dem du lieber bist
und dich fragst, wann der Quatsch vorüber ist.
Das könnte uns passieren
Ich weiß ich weiß ich weiß
so könnten wir leben hier
du weißt du weißt du weißt
Ich igel mich ein. Dabei ist es heute schon besser.
(Nur für alle, die das nicht merken.)
T: Tocotronic – Wir sind viele