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Ihn kenne ich kaum, da ich normalerweise das Antiquariat zu anderen Zeiten besuche. Eine geschickte Terminplanung macht es mir möglich, gerade jetzt in diesem Laden zu stehen. Ich habe sorgsam einige Bücher zusammengetragen, die sich jetzt auf dem Tresen stapeln, neben der alten Kasse, hinter der er jetzt steht und mich flüchtig begrüßt. Er murmelt im Timbre eines Bibliothekars und wie immer in solchen Situation lächle ich unsicher zurück und deute mit einer Hand auf die vielleicht zehn Bücher vor mir.

Bücherstapel

Er fängt an zu erzählen, erst langsam und zäh wie ein Schiffsdiesel und kommt dann (wie ein solcher) in Fahrt, erzählt zu jedem der Bücher eine Geschichte, mindestens jedoch einen kurzen Satz. Buch für Buch gehen wir durch, er, der Bibliothekar und ich der Student an der ewigen Ausleihe, jedes nimmt er in die Hand, kontrolliert den Einband und dem Schutzumschlag, klopft ihn in die richtige Position bevor er mir das Buch ergeben hinschiebt und nickt.

Geschichten in alter Manier

Ihm entgehen nicht die Widmungen, die ich in den Büchern ebenso fand, und nicht die Unterschriften  der Autoren auf den Titelseiten zweier Bücher (eines habe ich alleine deswegen gekauft). Er lächelt ebenfalls, ein Hauch von Abschied liegt auf seinen Lippen, als ich bezahle, als ich mich bedanke und geh‘. Mir fällt das Herz auf, das einer der Signaturen innewohnt, allerdings erst später am Abend, als ich bei einem Ingwertee durch die Bücher blättere, ein Ritual kurz vor dem Einsortieren der Bände.

Textfluss

Die Billigesser

Catch as catch can war das Abitur-Motto unserer Schule im Jahr 1996. Ich weiß noch, es steht für Nehmen was man kriegen kann ohne Rücksicht auf Verluste. Das mag damals eine Kritik an Einzelnen gewesen sein, die ich nicht kenne, da ich erst Jahre danach Abitur gemacht habe.

town

Irgendwann später kamen die Bonusprogramme in mein Leben durch Bekannte, die Punkte sammeln, die Gutscheine kombinieren, um billig zu essen. Sie kaufen gebundene Bücher, um beim Kennenlernen der Lokale ihrer Stadt möglichst billig davonzukommen; sie gehen nur dorthin, wovon es Gutscheine gibt, oder ins Kino, um sich später von den Karten Burger zu kaufen.

field

Noch später dann triumphieren die Blöden über die Guten, es triumphieren die Netzwerker über die anderen, denen das zu lästig ist. In Bayern bekommt einer den Job nicht, weil der andere jemanden kennt. Es hält zusammen, was zusammengehört. Der nächste mit dem Intellekt eines Papageis erklärt, dass nur Netzwerke dem nützen, der sie hat.

sun

Auf jeden dieser drei Absätze bekommt man zu hören: »Das machen doch alle« und »ich wäre blöd, es anders zu tun.« Catch as catch can. Das ist heute Kritik an der Masse. Dieses Jahr wird entweder richtig gut oder schlimm.

t: Thomas Bernhard

Sachsen

Ich glaube, jedes Kind hat seine Methode, um sich die Zeit auf langen langweiligen Autofahrten zu vertreiben. Als ich ein Junge war, der im Auto noch hinten saß, beobachtete ich oft die Feldwege an den Rändern der Straße und stellte mir vor, mit einem Fahrrad entlang zu rasen in der Geschwindigkeit des Autos der Eltern. Ich spiele dieses Spiel noch immer, heute vorwiegend in Zügen, und ganz besonders eignet sich die sechsstündige Bahnfahrt nach Berlin.

Sachsen

Wir fuhren etwa mit Lichtgeschwindigkeit, als sich ein älterer Herr zur mir setzte, der vielleicht in Leipzig zugestiegen war – immerhin sprach er akzentfrei – und der mich in meinem Spiel unterbrach. Er erzählte, hier sei er aufgewachsen und die Bahnen früher waren stets eine Attraktion für die Kinder im Dorf, das wir eben hinter uns ließen. »Drüben, die lange Reihe von Bäumen, stehend wie eine Armee« sei sein Schulweg gewesen. Und dieser, sein letzter Weg vielleicht aus dem Dorf führe in nun in die Stadt. Er sagt, er hätte Abschied genommen.

Sachsen

»Es gibt«, erzähle ich ihm, »für mich zahlreiche Lebens- und Sterbensmodelle und keines davon sieht aus wie Berlin.« Ich achte nicht mehr darauf, was er sagt; vor meinem inneren Auge ziehen unzählige Bilder vorbei. Bilder von der Uferpromenade und dem an ihr gelegenen, längst verlassenem Grand Hotel, an dem zehn Jahre alte Schilder lehnen Wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Ich kann nur wenige Worte Italienisch, doch die auf dem Schild erinnere ich gut.

Sachsen

In jener Gegend gibt es keine Feldwege an den Straßen. Radfahrer fahren abseits auf weniger befahrenen und engen Wegen, die Namen tragen wie Panoramastraße. In jeder Kehre gibt es Platz zum Pausieren, bergauf ist es ähnlich anstrengend wie ich damals als Kind auf den Feldwegen ahnte, in der Geschwindigkeit meiner Eltern. »Ich würde«, und dies sage ich zu ihm gewandt wieder laut, »jederzeit tauschen«.

Normal oder Radikal

Als am 19. November 1975
im Atomkraftwerk Grundremmingen
(an der schönen blauen Donau)
die Arbeiter Otto Huber und Josef Ziegelmüller
von einer radioaktiven Dampfwolke getötet wurden,
erklärten die Verantwortlichen unverzüglich:
„Z w e i f e l s f r e i” war dies ein normaler
Betriebsunfall. Ein kleinerer
(sagte der Minister), „menschliches Versagen”.
„Schuld sind die Opfer.”

Normal ist:
Eine Kesselexplosion. Ein Grubenunglück. Hochwasser.
Die statistisch berechenbare Quote der Unfälle
im Straßenverkehr. Leberkrebs in PVC-Fabriken.
Grippe. Ein Flugzeugabsturz. Blei in der Luft.
Quecksilber im Wasser. Staublunge. Dann und wann
ein konventioneller Krieg.

Vinyl

Während der n o r m a l e Betriebsunfall noch dampfte
– an der schönen blauen Donau – hörten wir in Wyhl
(am schönen Rhein) diese Versicherungen
der Verantwortlichen. Unablässig fließen sie
aus ihren Rednermündern, Väterhänden, Computerhirnen:
„Zweifelsfrei ist das normale
Unfall-Risiko in Atomkraftwerken
ausgeschlossen. (Wahrscheinlichkeit:
,Eins zu fünf Milliarden‘). Wir, sagten sie,
tragen die Verantwortung. Dafür
stehen wir gerade.”

Ach während sie so gerade stehen
legen wir uns krumm. Über uns
nimmt das Schicksal seinen normalen Lauf.
Diesen da bläst es die Konten auf. Anderen
bläst es eine radioaktive Dampfwolke
auf den Bauch. Das nächste Mal können es tausend Bäuche sein,
oder hunderttausend, oder mehr.

„Das” wird dann ein Minister sagen „ist ein normaler
Betriebsunfall, wenngleich ein größerer, aber
zweifelsfrei b e h e r r s c h b a r.”
So auch wir: Lebendig oder
im Leichenschauhaus – beherrschbar.

Alle Arrangements aus Gründen der Rechtssicherheit anonym.

Unbeherrscht und eigensinnig
zweifelt mancher mit mir am notwendigen Schicksal
der Normalität. Geschmückt mit dem Maulkorb
auf dem losen Mundwerk (wer zweifelt ist: radikal,
ein Aufwiegler, Hetzer, Freund der verfaßten  Normalität);
verfolgt von den ständig wachsenden
Sicherheitsorganen (die lautlosen Saugnäpfe am Telefon);
ach und verdächtig gemacht den eigenen Leuten
(„artfremd ist uns der Zweifel” sagt der Minister
im Dialekt – die tödlichen Strahlenbündel lobend); also
vermehren wir uns unter Schwierigkeiten, ja
achtundzwanzigtausend am Rhein, ja und bald auch
an anderen Flüssen, ja und schließlich
unbeherrschbar.

20.11.75 Flugblatt aus Wyhl 

Der Metzger, der einmal sein Schlachtermesser weglegt, wird Buddha werden

»Ach, neue Vorsätze, …« denke ich immer dann, wenn mich jemand fragt. »Das hat doch nichts mit neuen Vorsätzen zu tun« und »man sollte sich ändern, wenn es sinnvoll erscheint«, vielleicht weil der Zeitpunkt günstig ist, weil es bereits notwendig ist oder weil man ein Buch gefunden hat, aus Zufall, in den Regalreihen eines Antiquariats. Ich halte nichts von Bleigießen und sonstigen Riten; und natürlich habe ich Vorsätze! Manche seit Jahren.

Straße

Die Entspannung setzte Dienstags ein. Es ist eine Grundmüdigkeit, die mich umgibt, die ich wegzuschlagen versuche – was mir nur leidlich gelingt. Das passiert, wenn die Entspannung durch die Knochen kriecht, ruhige Musik läuft, es draußen regnet und ein Tee auf dem Tisch dampft. Es fehlt alleine ein alter Schreibtisch um glücklich zu sein; ich trauere um eine Gelegenheit, die schon gestern, als ich sie fand, keine Gelegenheit mehr war. Manchmal kommt man einfach zu spät, und genau das ärgert mich. Ein alter Schreibtisch mit einer alten Bankierslampe aus Messing mit stoffummanteltem Kabel passten wunderbar in diese Ecke, gerade in dieser Jahreszeit, die nachmittags um fünf Uhr die Dunkelheit bringt. Die Ecke wartet wie ich, besitze ich doch Bücher, auf die ich brenne, doch jene Bücher liest man gemeinhin am Tisch.

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Seit ich aufgestanden bin, sitze ich am Fenster, beobachte die Menschen flüchten vor den Wellen, die durch die Pfütze rasende Autos schlagen, nur unterbrochen vom Spaziergang in den Buchladen und die halbe Stunde Fußweg im Stadtpark, beinahe allein. Es ist Samstag und ich habe das Gefühl, nicht schnell genug leben zu können.

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Vor zehn Tagen habe ich Mittags in München den Zug bestiegen, jetzt fahre ich durch den Kölner Hauptbahnhof. Doch die Reise geht weiter.

Das waren teilweise schöne, teilweise anstrengende Tage bisher. Dass ich – besonders zwischen den Jahren – wenig Schlaf bekommen würde, war einkalkuliert. Dass es dermaßen wenig wurde und dass ich den halben Sonntag mit dem zahnärztlichen Notfalldienst verbringen würde, war nicht eingeplant. Eine halbe Wurzelbehandlung später also, jetzt, fahre ich durch den Kölner Hauptbahnhof.

Es scheint, als wäre ich der einzige in diesem Zug, der von Start- zu Endbahnhof reist. Die letzte Stunde habe ich diesen Wagen für mich und ich versuche zu wachen.

Was wird morgen ein Drama …

Viel zu lang schon nicht mehr

Ich bin wieder unterwegs. 

Ich habe mich seit Tagen darauf gefreut, die nächsten zwei Wochen aus dem Rucksack zu leben an den verschiedenen Orten. Ich habe bunte Hosen eingepackt und grüne Stulpen, dafür nichts, was man gemeinhin als Jacke bezeichnet. Ich habe einen anderen Zug genommen als den geplanten, fahre eine andere Strecke durch einen anderen Teil dieses Landes, auch wenn das Ziel das gleiche ist: eine kleine Stadt, die man über die Jahre vermisst.

Der Start/Die Stadt

Die Tragweite der Entscheidung, auf Kaffee zu verzichten, wird mir nach Monaten erst auf diesen blauen Sesseln bewusst. Es war die Gewissheit, unterwegs zu sein, die mit dem ersten Bahnkaffee im weißen Pappbecher vom Zugbegleiter serviert wurde, diese Gewissheit, in die ich mich wie in eine wohlige Decke einwickeln konnte, die lange zum Reisen dazugehört hat. Doch natürlich ist das Verklärung, und diese Zweieuroachtzig, die der Kaffee seinerzeit gekostet hat, habe ich in einem Reformhaus vor dem Hauptbahnhof in Sanddorn Bio-Fruchtschnitten investiert. Für die Fahrt und für das Reisegefühl.

Der Riegel/Das Essen

Während ich nach Norden schaukle und rase, erinnere ich mich als Kind die papiernen Adventskalendertürchen ganz vorsichtig geöffnet zu haben – nicht zu weit! – da meine Großmutter den Kalender, bevor sie ihn in die geheimnisvolle Kiste mit dem Weihnachtsschmuck und den Christbaumkugeln, die mir als Kind noch fragiler vorkamen als heute, für ein gutes weiteres Jahr auf dem Dachboden verstaute, gebügelt hat in der Hoffnung, die Türen blieben geschlossen und man könne ihn irgendwann später noch einmal verwenden. Sie war ebenso darauf bedacht, die ihr zugedachten Geschenke sorgfältig zu entpacken und das Papier im nächsten Jahr noch einmal zu gebrauchen.

Das Buch

Diese Großmutter ist nach all den Erfahrungen aus den letzten Jahren jene, die das Papier zerfetzt, jene, die uns lehren kann, was Leben bedeutet.

Lüneburg, 30. XI. 1975

Gestern hatte ich Besuch von einem Freund aus Istanbul. Es ist so, dass ich im Vorfeld keine Pläne erdenke, was ich mit Besuch unternehme. Vielmehr frage ich die Interessen des Besuchs ab und nehme mir vor, spontan zu entscheiden, was unternommen wird. Was ich durchaus nicht bedenke (und bis zum nächsten Gast stets wieder vergesse) ist, dass es an Alternativen nicht mangelt, doch wohl an spontanen Ideen; gemeinhin bin ich also überfordert. Gestern nun saßen wir den ganzen Tag bei Tee vor der Bücherwand und gingen sie durch, zwischendurch andere Themengebiete streifend.

Ich hatte vor vielen Jahren einen Kalender. Zu diesem gab es (und gibt es noch immer) lederne Ringbücher, verschiedene Einlageblätter und zahlreiches anderes Zubehör. Ich kannte das System von früher: meine Mutter besaß und benutzte es sehr lange, hatte es im Sommer zuvor jedoch aussortiert und so hatte ich eine adäquate Menge an Dingen, die ich lediglich um ein aktuelles Kalendarium ergänzen musste. Ich glaube, ich habe den Kalender zwei Wochen benutzt.

Lüneburg, 1975

Noch vor dieser Zeit habe ich angefangen, meine Gedanken in Notizbüchern zu sammeln. Einige Texte (vornehmlich früher) entstanden in ihnen und mit ihnen verbunden sind Szenen und Erinnerungen an verschiedenen Orten. Ich erinnere mich gerade jetzt an einen regnerischen Tag in einem kleinen Ort, dessen Name längt verblasst ist. Dort saß Ich am Markttag in einem Café, mit mir zwei Einheimische, die mich argwöhnisch musterten beim Schreiben dieses Texts. Ich sehe die Einrichtung noch vor mir, sogar die Gedanken beim Durchblättern der Speisekarte, und beides versprühte den Charme und die Gewissheit, als rechne man dort nicht mit Gästen.

Der Freund erzählt, er könne keine zwei Dinge gleichzeitig und wie er damit umgeht täglich in seinem Büro. Er sagt Dinge, die ich mehrmals gelesen habe und die mich dennoch treffen wie Schüler, deren Streich aufgeflogen ist. Ich sitze dort mit roten Ohren und nehme mir vor, einiges auch einmal zu probieren. Ich entschuldige mich in diesem Moment und in Gedanken vorab bei all denen, auf deren Nachrichten ich vielleicht nur noch zweimal am Tag antworten werde. Einen Tag später, heute, krame ich das alte Telefon wieder hervor, das nichts kann als telefonieren.

Wenn ich einmal reich und tot bin

Dem Freund habe ich (genau genommen) eine meiner besten Investitionen der letzten Dekade zu verdanken: meinen Füllfederhalter. Mit allem anderen hat jener Freund kaum etwas zu tun.

Bury My Heart at Wounded Knee

Ich bin hier viel zu selten und wie es scheint, bin ich der einzige, der nur zwei Stunden gearbeitet hat und sich jetzt Angenehmerem (diesem Text!) widmet; abgesehen von dem etwas älteren Mann, der in seinem Tweed-Jackett und einer zeitlosen Krawatte vor einem Computer sitzt und sich abwechselnd startende Raketen anschaut und Tetris spielt. Ich mag die Atmosphäre der Bayerischen Staatsbibliothek, die nur ein paar hundert Meter entfernt liegt von unserer Wohnung zwischen einer der großen Prachtstraßen und dem Englischen Garten.

See, nachts

Als ich vor einem Jahr in Berlin war, ging ich durch den Prenzlauer Berg die Kastanienallee hinauf, während die Kälte durch meine Winterjacke zog. Hier, im ersten Schnee des Jahres, ist das eine andere Kälte, ein anderer Wind, doch natürlich sind diese Prachtstraßen, auf denen die Erfolgreichen ihre Sportwagen zur Schau stellen, ein unangenehmer Ort: Der Wind zieht, man friert und es ist laut. Die dicken Wände und die vielen Türen, die man passieren muss auf seinem Weg zum Lesesaal widerstehen den Sportwagen, die sich draußen an der Ampel Beschleunigungsrennen liefern, widerstehen ebenso der Kälte, deren zugige Arme nur bis ins Foyer der Bibliothek reichen.

Und doch dringen Schreie von Raben durch die Scheiben, eine halbe Stunde nun schon. Vorhin haben sich ihre Körper noch abgehoben vom kaltdunklen Himmel der Nacht, jetzt schreit draußen eine schwarze eisige Masse. Die Raben rotten sich regelmäßig zusammen, wann immer ich hier bin, immer dann, wenn es dämmert.

See, nachts

Ich habe mich vorhin erinnert, wie es sein muss, unten am See. In der Bibliothek sitzend, die ich als Rechtfertigung hernehme, wann immer jemand fragt, wie viele Bücher ich eigentlich kaufe. Seit Jahren kenne ich die Aussicht, wenn die Warnlampen am Ufer die Schiffe vor Unwetter warnen. Das ist der Blick aus den Fenstern des Raums, in dem ich sitze, wenn ich nachts vom Alter träume. Doch ich will mich durchaus nicht beschweren; ich hab‘ einen Freund, der lebt in Berlin.

Man kann nicht rausgehen, wenn der eig’ne Film im Augenkino läuft

Morgen gehst du für lange Zeit fort
für ein Jahr und Du gibst mir Dein Wort
dass Du mich nicht für immer verlässt
leg Dich lieber nicht fest

Es ist seit dreißig Minuten dunkel, draußen liegt seit dreißig Stunden nasser Schnee. Und der Wind… Das Fahrrad stand über Nacht in der Garage, heute nehme ich es endlich wieder zu mir und verbringe mit ihm in dreißig Minuten eine Stunde im Wald. Und der Wind…

Bücher auf der Galerie

Eine Kollegin ist heute zum letzten Mal hier für circa ein Jahr. Wir haben versprochen, uns zwischendurch zu besuchen. Sie hinterlässt eine Lücke im Büro ein paar Türen weiter und stopft uns zum Trost noch den Magen.

Es regnet seit Tagen, morgen ist schon Dezember.
Manche sagen endlich, ich sage na gut. 

»Kennst Du das Lied von jenem Weisen, der am Wasser saß, nach Jahr und Tag die Namen seiner Feinde fast vergaß und sie am Ende tot im Strom vorüber treiben sah? Nein, wir beide sind nicht weise, unsere Feinde (sprich jetzt leise!) leben und sie sind ganz nah.«

auf der Galerie Bücher

Denn ich weiß, dass der Tag kommen muss
wo ein flüchtiger Brief oder Gruß
mir verrät, wie fremd du mir schon bist
und du mich bald vergisst

Ich möchte aufwachen vom Geräusch unserer Tür wenn sie ins Schloss fällt morgen früh, wenn Du kommst. Ich verbringe heute, wie ich die Tage verbringe, an denen Du tanzt: Ich sitze für mich, arbeite mit meinen Händen etwas zu schaffen – zum Ausgleich – das man sieht.

Es ist keine schlechte Idee, Werkzeuge zu sammeln, die einen in den eigenen Fähigkeiten unterstützen. Es ist keine schlechte Idee, vorzusorgen. Eliteuniversitätsabsolventen nennen das Netzwerken, ich nenne das Freundschaft.

Man wundert sich, nicht radikaler zu sein. G., ich weiß, Du nennst das alterssenil.

t: Peryton, Hannes WaderÂ