Wir haben geredet und gesessen fast die ganze Nacht

Ich habe heute etwas Zeit im Teezimmer des kunstgeschichtlichen Instituts verbracht. Das könnte mein Trainingslager für die nächsten zwei Packungen grünen Tees werden, heute habe ich das Geschenk ausgepackt und gemustert.
Aber, weg vom Tee, finde ich eine Einrichtung wie das Teezimmer eine wahnsinnig tolle Sache. Es ist ein nicht zu großer Raum mit der Atmosphäre einer Bibliothek, deckenhohe Bücherregale rahmen die Fenster, gemütliche Couchen laden zum Verweilen ein. Solch ein Zimmer passt in das alte Institutsgebäude, in dem auch die Musikwissenschaften und die Archäologie untergebracht sind, nicht aber in einen hässlichen Betonbau der 80er Jahre auf den Lahnbergen.

Beim Einkauf von Räucherkäse fiel mir der Blick auf das benachbarte Regal und der Tipp mit den Kerzen wieder ein. Da Teelichte zum Lesen und Arbeiten eine ungenügende Menge Licht produzieren, steckte ich die angebotenen Ikarus Leuchterkerzen (Aldi) in den Korb und später nach Kneipenvorbild in eine Flasche (nicht nach Kneipenvorbild: Hohes C). Dazu kam eine Flasche Wein, denn heute gehe ich nicht mehr weg. Zwar buhlen AStA-Party und Karambolage in der Waggonhalle um die Gunst des Publikums, doch fiel die erste wegen mangelhafter Bandbesetzung der Hauptbühne und letztere wegen früherer Empfindungen auf einer Vorgängerveranstaltung durch, jedenfalls aus den Möglichkeiten als Abendgestaltungsalternative heraus.

Ich lese „liegen lernen“ (Frank Goosen) und erkenne die von mir gemachten Beobachtungen wieder, Seite einhundertdreiunddreißig ist mit einem Zettel markiert.

Beck war nicht beliebt an der Uni. Er ignorierte die Kleiderordnung. Bei den Geisteswissenschaftlern herrschten noch immer unumstritten die Wildlederjackenträger. Ein lederner Aktenkoffer galt hier als faschistoid. Beck war immer wie aus dem Ei gepellt, manchmal sogar im Anzug und immer in teuren Schuhen. Er war ein Exot, und er wurde mißtrauisch beäugt. Mörder und Diebe hätten es unter Geisteswissenschaftlern leichter gehabt als Leute, die sich gut anzogen.

Auch Doreen schaute an meinem Pullover und der Hose herunter und schätze ab: So werden sie dich sicher für einen Verbindungsstudenten halten.
Vielleicht bin ich bloß spießig.

Farbe, der man schwer einen Namen geben konnte

Wer regt sich nicht über die neuen BA/MA-Studiengänge auf?
Jedenfalls in der Informatik wird das Modell sehr in Frage gestellt, da ein nach neuer Prüfungsordnung Studierender zwar am Ende jeder Lehrveranstaltung eine Klausur schreiben muss, aber Abschluss- und Zwischenprüfungen nicht existieren. Das Problem liegt auf der Hand. Recht grundlegendes Wissen (Betriebsmittelorganisation, Übertragsprotokolle, …) wird vielleicht früh im Studium erlernt, bis zum Diplom – das mit dem Ende der letzten Vorlesung automatisch verliehen wird – aber vergessen. Darüber sind zahlreiche Dozenten der Meinung, mündliche seien die für den Prüfling besseren Leistungskontrollen, als Fazit wird mit insgesamt schlechteren Abschlussnoten gerechnet.

Dazu passend der Bericht eines Kommilitonen, der von Marburg an eine Universität in den Vereinigten Staaten gewechselt ist, um seinen Abschluss zu machen. Er beschwert sich massiv über das Nichtvorhandensein mathematischen Verständnisses und grundlegenden Wissens selbst bei Absolventen des Massachusetts Institute Of Technology, einer Koryphäe auf diesem Gebiet.

Wir trugen gestern den hier erwähnten Dreisitzer von meiner Gasse in Doreens WG. Ich habe nie ein so schweres Sofa gehoben. Der Treppenaufstieg in den zweiten Stock dauerte schließlich doppelt so lang wie die Durchquerung der Fußgängerzone.
Christians Bemerkung wegen des Sitzmöbels vermutlich einwohnender Flöhe löst noch heute ein Jucken der Kopfhaut aus.

Der Vorteil des Lernens

Endlich sollte ich mir angewöhnen, regelmäßig in die Mensa zu gehen. Der Vorsatz existiert etwa so lange wie das Stundenplan-Ritual, doch halte ich ihn bestenfalls phasenweise (und nur kurz) durch.
Dabei spricht vieles dafür: Die Ernährung ist ausgewogener und nicht signifikant teurer als die Selbstversorgung, in jedem Falle aber abwechslungsreicher. Dazu ist der Besuch des Studentenhauses oftmals ein sozialer, ein angenehmer Akt.

Heute beispielsweise stand Bo vor der Mensa, der überaus nette, adrette Bayer, den ich von der Lesebühne kenne. Dem ich schon eine eMail schreiben wollte, weil ich momentan sehr aufs Soziale bedacht und bestrebt bin, tolle Freunde wiederzusehen.
Diese stehen also vor der Mensa. Wenn das kein Grund ist!

Doch nun halte ich mich in meinem Bett verschanzt mit Kaffee und dem mobilen Schreibtisch, der Platte des hier zurückgelassenen Ikea-Klapptischs. Sie trägt die Spuren vieler Stunden Lernerei.
Sie weiß, worauf es ankommt.

Zur Klausur bitte

Mit den Stundenplänen verhält sich das so: Wenn sich ein Semester dem Ende neigt, Klausuren und Kolloquien anstehen, ich aber eine Ablenkung vom Lernen suche, stelle ich meistens meinen Stundenplan für das nachfolgende Semester zusammen (oft klingen die zukünftigen Veranstaltungen so interessant, dass ich die Ferien am Liebsten überspringen würde). Als ich im Frühling vergaß, den Stundenplan noch einmal zu überprüfen, wurde ich von etlichen Veränderungen unvorbereitet getroffen.
Damit sich dies nicht wiederholt, habe ich gerade meine Juli-Version überarbeitet und angepasst, das Ergebnis sieht so aus:

ws05

Die Medienwissenschaften sind der Informatik stundenmäßig überlegen, was daran liegt, dass ich Scheine und Stunden des Hauptfachs größtenteils schon habe, im Nebenfach gilt es also, Stunden zu sammeln und Seminare zu besuchen.
Wie immer glaube ich auch heute: Das Semester könnte ruhig morgen beginnen.

Same procedure as last year

Schaut man sich im PC-Pool des Fachbereichs Informatik der Philipps-Universität um, in dem Studenten auch eigene Rechner an das Netzwerk schließen können, fällt auf, was man in allen Universitätsbibliotheken ebenfalls beobachten kann:

  • Nachdem der Laptop aufgeklappt ist, beschallt der Windows-Anmelde-Sound den gesamten Raum
  • Sofort wird das Netzteil ausgepackt und mit dem Laptop verbunden, so als wäre die Batterie eingebaute USV oder Zierde
  • Anschließend wird die externe Maus angeschlossen

Manchmal reißt der Stecker des Netzteils ab und bleibt unisoliert in den Steckerleisten zurück. Zwischen den Verteilerdosen findet sich Konfekt, und auch die zweite Zeile auf den Verbotsschildern wird von Zockern ignoriert. Nebenbei hat sich noch nicht herumgesprochen, dass ein öffentlicher PC-Saal kein Gruppenarbeitsraum ist. Die Videokonferenz gegenüber raubt mir den Nerv.

Wenn das Uni-Klinikum endlich verkauft ist, sollte doch WLAN für den Campus (sprich: Die ganze Stadt) drin sein.

Hail Eris! Hail Discordia!!!

Soundtrack #1: Die Gedanken sind Frei [MP3]
Nachdem im Hintergrund die neue GMX-Werbung lief, finde ich mich auf der Suche nach dem Lied „Die Gedanken sind frei“. Gerade heute bin ich harmoniesüchtig (ein bisschen blauäugig vielleicht, dieses Lied als Inbegriff des romantischen Momentes zu bezeichnen), weil der gestrige Abend ein recht schwieriger war, die Planungen für heute im Keim erstickte und solche Abende immer nachwirken. Blöd, dass viel passieren muss bis zum Wochenende und die Zeit jetzt knapp wird.
Jede Wette, dass es Christian um Nummern schlechter geht, aber nun werde ich erwachsen: Nie wieder Alkohol.
Am Sonntag ist Großkampftag, der Umzug von Christian und Doreen steht vor der Tür und ich werde glücklich sein, wenn die Möbel beider angekommen sind. Keine fünf Fußminuten die Wettergasse hinauf brauche ich zur neuen Wohnung, die mit ihrem gewaltigen Ausblick schöne Abende verspricht.

Soundtrack #2: Die Gedanken sind Frei (The Thoughts are Free) [MP3] (RajaDefNet Singers)
Fight Club war gestern.

Düster heben sich die alten Mauern, der längst aufgegebenen Fabriken, gegen den dunklen Nachthimmel. Seid Jahren nutzlos, am Rande jeder Gesellschaft warten sie darauf zu zerfallen, zertreten oder zerstört zu werden. Genau so und nicht besser ergeht es den Darstellern unseres Films seid Jahren in ihrem eigenen Leben, ausgestoßen und von dem was man Gesellschaft nennt, verachtet, verlacht, verfolgt. Aufgestaute Aggressionen, blinder Hass und tiefe Wut gegen sich und alles andere auf der Welt. Ihr Leben ist sinnlos, für ein paar Euro schlagen sich diese Obdachlosen, Penner, Junkies die Seele gegenseitig aus dem Leib. Keine Szene ist gestellt, alles ist echt, echtes Blut, echter Schweiß. Spielzeit ca. 60 Minuten, Stereo, Color.

Bestellbar für EUR 12,90 hier. Ich stehe auf Kriegsfuß mit dem Fernsehen, werde regelrecht aggressiv, wenn die privaten Sender laufen. Dass dies auf alle Medien anwendbar ist, wird immer öfter klar. Ein abgewandeltes Zitat aus „High Fidelity“ beschreibt das Henne-Ei-Problem:
Sind die Medieninhalte scheiße, weil die Gesellschaft verdummt oder verdummt die Gesellschaft, weil die Medieninhalte scheiße sind?

Musikalischer Lichtblick: Morgen wird vermutlich das lang verschobene Album „Gestern war es“ von Peryton veröffentlicht, Lieder zum Probehören finden sich auf der Webseite und im Blog.

Jetzt weihe ich meine neue Zahnbürste ein und freue mich auf ein paar Stunden Schlaf und die Programmieraufgaben, die mich morgen zu früh aus dem Bett holen werden.

Weitere Links:

(Themen via diskordia.blogger.de, ein zu früh geschlossenes Blog)

gez. Schröder, Privatdetektiv

Prof-10Musik des Abends; Virginia Jetzt!
Ich hatte den Eindruck, dass sich das Hobby „Musik“ in den letzten Wochen und Monaten etwas zurückgezogen hat, aber seit einigen Tagen höre ich gern verschiedene Musik, die ein darin Versinken anbietet.
Zwar gibt es Phasen, in denen mich das kleinste Geräusch ablenkt und das Denken unmöglich macht, doch heute ist der Pegel sehr laut und die Tätigkeit des Abends gelingt erstaunlich gut: Mathematik.

Rechts: Mein Professor vor etwas mehr als zehn Jahren.

Der Apfel fällt nicht weit vom Pferd

Den Feiertag übermorgen kann ich wirklich gut gebrauchen.
Heute habe ich erfolglos versucht, unser Praktikumsprojekt unter Mac OS X zu starten. Apple backt ärgerlicherweise mit der Java-Implementierung eigene Brötchen, die SDK Tools (lib/tools.jar) fehlen. Kommentiert wird dies mit einem lakonischen

Tools.jar does not exist. Scripts that look for this file to find the SDK tools need to be rewritten.

Verständlicherweise habe ich keine Lust, eine sechsstellige Anzahl von Code-Zeilen zu durchforsten, um dieses Problem zu lösen und fehlt mir jetzt auch der weitere Antrieb, die Startup-Scripts weiter als in den letzten Stunden geschehen anzupassen.

Am Freitag lag Mac OS X 10.4 „Tiger“ in der Post. Die erste negative Erfahrung machte ich wenige Stunden später, als beim Rückspielen der Backups klar wurde, dass ich meinen Dokumentenordner schlicht vergessen hatte zu sichern. Das letzte Backup stammt aus dem Januar, ein wichtiges Projekt hatte ich glücklicherweise wenige Tage vorherauf dem USB-Stick gesichert, womit mir „nur“ eine Stunde Arbeit verloren ging. Umso ärgerlicher, wenn man jedem dazu rät, regelmäßige Backups anzulegen und dann selbst wegen fehlender gegen die Wand läuft.
Kein Fehler von OS X, dem man anmerkt ein neues System zu sein. Aber es hinterlässt bereits einen guten Eindruck.

Knuts Geburtstagsfeier, die er „Umtrunk“ genannt haben will, ist es zu verdanken, dass ich seit 5.30 Uhr auf den Beinen bin. Die Bearbeitung des heute abzugebenden Zettels gestaltete sich abends trotz zeitigen Heimkommens als unmöglich, wurde auf heute vertagt und war schließlich von Erfolg gekrönt.
Nun steht ein neuer Zettel auf dem Programm, dessen Deadline auf morgen früh angesetzt ist, außerdem die Lektüre eines vielseitigen Textes für mein Nebenfach.

Dass ich so wenig schreibe liegt schlicht am Nichtvorhandensein freier Zeit. Und auf meiner To-Do-Liste sammeln sich die Punkte.

Jamais deux sans trois.

Schuhvergleich!Der Tag begann dreimal.
Um kurz nach halb zwei, als mir Doreen per SMS auf eine Stunden vorher gestellte Frage antwortete.
Um kurz nach halb fünf, als Doreen vor der Tür stand.
Um kurz nach halb neun, als ich mit verstopfter Nase und Schmerzen im Hals den ersten Sonnenstrahlen dieses Tages lustlos entgegenblinzelte.

Anfang Juni werden wir in den Medienwissenschaften zwei Seminar-Sitzungen zu Westfront 1918 halten. Das Internet ist leider nicht sehr ergiebig, was Informationen zu einem der ersten Anti-Kriegsfilme angeht. Der Film existiert zwar im Filmarchiv des Fachbereichs, leider hat von uns niemand einen VHS-Player oder Hardware zum Digitalisieren.
Davon abgesehen wird dieses Seminar hoffentlich ebenso interessant wie arbeitsreich. Zu allem Überfluss habe ich mir nun auch auf Montag früh um neun das Seminar „Brave New Media“ gelegt und somit eine durchgängige Kontinuität über die gesamte Woche erreicht.

Das einzig unpassende ist die zwischen zwölf und dreizehn Uhr ins Gesicht scheinende Sonne. Wettgemacht vom heutigen Schuhvergleich der SZ zwischen Studenten verschiedener Fachbereiche. Ich liege irgendwo zwischen Kunstgeschichte und Philosophie.