Gegen die Selbstherrlichkeit der Institution

Ich dachte vielleicht, ich sei über die Phase called Selbstmitleid hinaus. Aber Tage wie diesen möchte ich so bald nicht wieder erleben. Genug Schlaf, zum Kühlschrank geschlurft, irgendwann auf dem Kalender „Sonntag“ entdeckt, zuviel Müsli, Kaffee und gerade den Reis vom Asiaten auch nur halb essen können…
Leere.

Mitten in diesem Unwohlsein haut mir Reinhard Meys aktuelles Album ein Loch in den Bauch. Auf dem Friedhof über Rebellen ohne Markt geredet, manchmal ist Erwachsensein unheimlich schwer.
Der einzige Lichtblick war die Sonne.
Ich weiß nichts von Sonnenschlössern, nichts vom Masterplan der Welt, aber ich habe einen Weg gefunden, der in eine Sackgasse führt.

(Rebellen ohne Markt ist ebenfalls ein sehr lesenswertes Blog)

when I grow up

Ich bin körperlich ramponiert. Ein linker Zeh schmerzt, der Rücken und mein Ellbogen imitiert die Schmerzen eines offenen Bruchs und wird in einer Schale Tiroler Latschenkiefer gebadet.
Keine Ahnung, was ich angestellt habe. Soweit ich mich an Knuts WG-Party gestern erinnern kann, war ich in keiner Situation, die das erklären könnte.

Da dies und die Tatsache, dass Jenny und Jens, meine Hannoverschen Gastgeber vom August, heute Marburg und mich besuchten, die einzigen Neuigkeiten und Erlebnisse des Tages sind, müsst ihr euch mit Links begnügen, die ich seit einiger Zeit gesammelt habe und nicht anbringen konnte.
Tolle Sonntagslektüre garantieren

MBA ist was?

Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass sich in dem Buch – jetzt nenne ich’s beim Namen – „Sprache und Kommunikation im Internet“ (Jens Runkehl, Peter Schlobinski, Torsten Siever) eklantante Fehler eingeschlichen haben. Das sind wenige technische Ungereimtheiten, auf die es in den folgenden Analysen nicht ankommt und die daher vernachlässigt werden können (ja, ich habe aus verschiedenen Verhaltensweisen gelernt). Heute stieß ich auf einen vermeintlichen inhaltlichen Fehler…
In einem chinesischen Chatprotokoll tauchen folgende Zeilen auf (die Sprecher sind durch Doppelpunkt abgetrennt):

alone: MBA
me: what?

Die letzte Zeile shì what bezieht sich dabei auf die vorhergehende und der Autor behauptet, mit MBA seien beide „amerikanischen Studienabschlüsse MA und BA“ (S. 83) gemeint. Nun war mir eine Assimilation dieser beiden Abschlussbezeichnungen unbekannt, in meinem Verständnis stand MBA immer für den Studienabschluss des Master of Business Administration. Irre ich?
Interessant ist aber, wie die Autoren chinesische Chats analysieren, anscheinend sind sie in der Sprache bewandert oder haben einen Helfer zur Hand. Ich muss mich hingegen auf ihre Ausführungen verlassen und kann nur staunen, wie sie offensichtliche Tippfehler in den chinesischen Schriftzeichen finden.

Die neuen aufkommenden Arbeitsbelastungen werfen ihre Schatten voraus, bisher fühlt es sich sehr gut an. Es lohnt endlich, einen Terminkalender zu haben.

Cadaqués En La Noche

Das neue Semester steht vor der Tür und für eine meiner Nebenfachveranstaltungen findet sich als Teilnahmebedingung ein Eingangstest. Solche Tests dienen in der Regel dazu, die überlangen Teilnehmerlisten auf Seminargröße zurechtzustutzen. Bei einem Kriegsfilmseminar im letzten Semester kamen selbst Kommilitonen in den Kurs, die nachweislich keinen einzigen der geforderten Kriegsfilme angeschaut hatten – wir waren nur zu neunt.

Die diesjährige Veranstaltung führt ein einziges Werk auf, von dessen Kenntnis Zeugnis abgelegt werden muss: ein zweihundertdreißig Seiten dickes Buch, das zum Kaufen zu teuer und zum Lesen – jedenfalls bisher – zu uninteressant ist. Weil das Seminar Kommunikationsformen im Internet untersucht, werden zu Beginn des Buchs die technischen Grundlagen erklärt. Einem Informatiker erzählt man hier nichts Neues, das Erscheinungsjahr 1998 jedoch gibt oftmals Anlass zum Schmunzeln.
Ich wunderte mich noch, warum der Kopierer im Institut komische Geräusche machte und die Kopien untertänigst rollte – offenbar versteckte das Gerät wahllos irgendwelche Blätter in seinem Inneren. Dass ich auf den ersten dreißig Seiten dreimal vergessen haben soll, eine Doppelseite zu kopieren, will und kann ich mir einfach nicht vorstellen.

Ihr Hansel, ich wechsle zur Konkurrenz. Heute habe ich einen Termin für ein Vorstellungsgespräch bekommen.

Nulltag

Der Tag begann auf einer Party. Auf einer Geburtstagsparty. Vielmehr auf dem Weg dahin irgendwo zwischen Marburg und Marbach auf der Landstraße, ich kam nämlich zu spät, weil der Poetry Slam im KFZ in einem grandiosen Finale gipfelte und Marbach eine halbe Stunde im Dauerlauf vom Austragungsort entfernt ist.

Der Tag endete vier Stunden später in einem Dönergeschäft. Die kommenden siebzehn Stunden gaben sich die Klinke in die Hand, die nächsten drei werden in nichts nachstehen.
Der Hals versucht durch Schmerzen Aufmerksamkeit zu bekommen und ich bin froh, dass ich heute keine weiteren Termine hatte. Wenigstens kam ich mal wieder zum Lesen der Zeitung, die einzige intellektuelle Leistung heute. Druck auf dem Ohr und eine verstopfte Nase geben dem Tag die verdiente Note.
Sechs, setzen.

Schmerzt das schon im Auge?

Was macht die Zeit denn da und da? Hat es denn eine Wochenzeitung nötig, sich über fehlerhafte Schreibweisen von Suchanfragen zu belustigen, die teils aus simplen Buchstabendrehern resultieren? Nächste Woche dann eine Liste persönlicher Blogs, in der ordentlich über den Autor vom Leder gezogen wird?

Das Late-Night-Lesen gestern war ein Reinfall. Es hatte sich bereits herumgesprochen, welche zwei Autoren lesen würden, der Raum war fast leer. Mit einem Namen verband ich langweilige Texte und hoffte, der andere könnte etwas retten. Leider gelang das nur teilweise, die Veranstaltung war entsprechend anstrengend.

Zu Hause löchert ein Freund mit Fragen über den kürzlich gesehenen Film Butterfly Effect. Das Regie-Duo hat auch schon die unterirdisch schlechte Fortsetzung von Final Destination zu verantworten, die Marketingstrategie besteht aus Anhängen einer „2“. Und weil Hollywood ja allgemein ein hirnloser Drecksladen ist, werden munter Fortsetzungen produziert wie die zweite Trilogie der Sternenkrieger (für seinen müffelnden Größenwahn hätte man George Lucas auspeitschen sollen) und übernächstes Jahr dann Indiana Jones 4. Der letzte Nachttopf verspricht Action im Altersheim, zombigleich werden Leute in den Film pilgern, denen differenzieren zu anstrengend geworden ist (aber das ist doch ein Indiana Jones!!!) und deren höchste Unterhaltung im Starren auf Explosionen und halbnackte Frauen besteht. Genau die Leute, die Bubble Bobble verachten („wie wechsel‘ ich denn Waffen?“), um für den neuesten Ego-Shooter noch eben die teuerste Grafikkarte zu ordern.
Vorgetrampelte Pfade werden nicht mehr verlassen, wäre ja was Neues. Vielleicht mit schlechter Grafik.

Du bist Doom.
Im Kino 2005.

Des Kaisers neue Kleider

Die NASA gab 1 Million Dollar für die Entwicklung eines Kugelschreibers aus, der auch im Weltraum funktionieren sollte.
Die Russen benutzten Bleistifte.

Feiertage sind recht unpraktisch, wenn man die Lebensmittel seines Haustieres rationieren muss. Zwar habe ich am Samstag bereits in Köln eine hoffnungslos überteuerte Katzenfutterdose gekauft (sonst hätte ich das Problem bereits gestern abend gehabt), aber vergessen, dass die Geschäfte auch am heutigen Montag geschlossen bleiben.
Leo fällt es allerdings nicht einmal auf. Bestenfalls lustlos knabbert er an den drei Sorten Geflügel herum.

Vor mir liegen nun noch 111 Seiten des letzten Kapitels der verteilten Systeme (Fehlertoleranz) und eine Ankündigung morgen früh um 9 zum Kaffee. Das Wochenende, was mir viel zu lang vorkam, brachte wenigstens einen im Geiste Verbündeten, um „Mach du es doch besser“-Unken stehen zu lassen.

Man muss eine Suppe nicht selbst kochen können, um sagen zu dürfen, dass sie versalzen ist

(Lessing)
(via
wirres.net via der demagoge)

Father, this is not art!

BroccoliDas war eine runde Sache, hätte es jedenfalls sein sollen. Seit dem späten Nachmittag kämpfte ich gegen den aufstrebenden Appetit, der sich beim Gedanken an das Abendessen einstellte. Ein Auflauf, reichhaltig gefüllt mit Broccoli, Champignons, Zwiebeln und ein wenig Knoblauch, garniert mit frischen Tomaten, alles mit ein wenig Käse überbacken.
Wie es bei guten Plänen immer ist, schlug auch dieser fehl. Bereits am Fehlen einer so unrühmlichen Zutat wie dem Maggi-Fix Beutel zu scheitern, das hatte ich nicht erwartet. Auch die Fallback-Lösung, oben genannte Zutaten in einer Gemüselasagne zu verarbeiten, scheiterte letztlich an der Masse des Gemüses – die Auflaufform hätte ausgesehen wie eine ägyptisches Grabmahl. Dafür ist die Pizza gleich fertig.

Die Schlachten geschlagen, die Weltverbesserer schauen Kriegsfilme, alles zurück auf Start. Ich bin der Welt nicht böse, nicht in dieser Beziehung. Ich bin kein Klassenkämpfer und ich habe satt, mich mit ihnen zu unterhalten. Nicht, dass ich ihre Versuche nicht akzeptiere, aber bitte, sie können es doch meinem Nachbarn erzählen. Vielleicht, vielleicht ist er offener.
Und gerade darum disputiere ich mit mir. Nicht, weil irgendwo in mir das Herz eines Rebellen schlägt. Profaner: Weil der Kapitalist das Handeln nicht versteht.
Ich war beim Scheitern der New Economy dabei. Und manche behaupten, ich hätte nichts gelernt.

Ich erzählte ihr, dass Kriege immer im Herbst erklärt wurden, wenn die Ernte eingeholt war. Sie sagte zu mir: „Wir alle fallen eines Tages hin. Wir alle. Du bist gefallen, und wir alle helfen einander auf.“

Die Friteusen auf Standby

Gestern abend kam im Magazin Tracks auf Arte ein Beitrag über Blogs (ansehbar als real video stream, 9:09m), den es sich anzusehen lohnt.

Erneut hat sich der Einfluss von Musik auf meine Laune verdeutlicht. Rainald Grebe stürzte mich mit seinem Lied Es ist gut in ein Verzweiflungstief, aus dem ich mich per Bernd Begemann und Stereolab wieder hinauskatapultierte. Gratwanderungen an der Befindensgrenze sind recht interessant, ewig wird mir ein Rätsel bleiben, wie ich von Zuständen, in denen ich traurige Liedtexte aufschreiben möchte (und das heißt schon was!) in das glatte Gegenteil verfallen und mich lachend auf dem Bett wälzen kann. Alles ohne Drogen!
Vielleicht, weil ich vergessen kann. Dass ich gestern weggehen wollte und verabredet war (natürlich viel zu spät absagte). Der Trick ist, Teile des Bewusstseins auszublenden. Das Leben ist gleichzeitig unerträglich und schön. Und wer möchte schon ein unreflektierter Sonny-Boy sein, der alles toll findet? Oder der potentielle Selbstmörder, weil das Leben immer andere Bahnen, die schlimmsten, nimmt?
In der Sonne stehen ist manchmal schön.
Und Bo, der Dinge sagt wie

Ganz verrückte Sachen machen
Dann fängt das Leben an zu lachen

Während ich mit meiner Hand durch die Haare streiche, fällt ein Teil von Leos altem Flummi auf den Tisch und sucht Unterschlupf zwischen den Tasten meines Computers.

Der Vorteil des Lernens

Endlich sollte ich mir angewöhnen, regelmäßig in die Mensa zu gehen. Der Vorsatz existiert etwa so lange wie das Stundenplan-Ritual, doch halte ich ihn bestenfalls phasenweise (und nur kurz) durch.
Dabei spricht vieles dafür: Die Ernährung ist ausgewogener und nicht signifikant teurer als die Selbstversorgung, in jedem Falle aber abwechslungsreicher. Dazu ist der Besuch des Studentenhauses oftmals ein sozialer, ein angenehmer Akt.

Heute beispielsweise stand Bo vor der Mensa, der überaus nette, adrette Bayer, den ich von der Lesebühne kenne. Dem ich schon eine eMail schreiben wollte, weil ich momentan sehr aufs Soziale bedacht und bestrebt bin, tolle Freunde wiederzusehen.
Diese stehen also vor der Mensa. Wenn das kein Grund ist!

Doch nun halte ich mich in meinem Bett verschanzt mit Kaffee und dem mobilen Schreibtisch, der Platte des hier zurückgelassenen Ikea-Klapptischs. Sie trägt die Spuren vieler Stunden Lernerei.
Sie weiß, worauf es ankommt.