Brand heiß.

ArmeIrre

Ich besitze ein Zeitschriftenabonnement eines bekannten, monatlich erscheinenden Wirtschaftsmagazins. Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit habe ich für die Bezahlung ebendieses auf eine Einzugsermächtigung verzichtet und lasse mir regelmäßig (jährlich) Rechnungen senden, die ich dann fristgerecht überweise.

Leider habe ich in den letzten Monaten unter anderem aus Zeitmangel diese Hefte ungeöffnet auf den bereits beeindruckend hohen Mussichnochlesen-Stapel gelegt.

Es kann doch niemand ahnen, dass der Adressaufkleber im Schutzumschlag der vorletzten Ausgabe die Rückseite der Rechnung ist.

Mitmachtheater

Da draußen ist heute das Meeting, wegen dem wir in den letzten Nächten nur begrenzt viel Schlaf bekamen. Heute haben wir daher Development-Verbot weil wir auf Ressourcen arbeiten, die während des Meetings verfügbar sein müssen.

Regen am Chiemsee

Das bringt mich in die komfortable Situation, einen Fahrplan für die nächsten Tage zu erstellen und mir jedwede Gedanken zu machen, für die in den letzten Wochen keine Zeit geblieben ist.

Selbst das Wochenende am See hatte nur den Hauch von Entspannung – sie sagte, ich sei so weit weg und in Gedanken im Projekt; es war komische während der ersten zwei Tage. Ich kenne die Dinge, von denen ich träume. Und muss Acht geben, sie nicht aus den Augen zu verlieren.
Das große Ganze ist um was es geht – und sie sagt: »Habe Vertrauen«.

Let’s talk about squirrels!

Wir kamen in eine Diskussion während der letzten Tage. Noch immer nachhaltig beeindruckt von den Umzügen, die das wunderschöne Mädchen und ich in den letzten Monaten hinter uns brachten, stellte sich (zum wiederholten Mal) die Frage, ob nicht weniger mehr wäre und von was ich mich ohne echte Schmerzen (Stichwort: Phantomschmerz) trennen kann.

Am Main (In Frankfurt/Höchst)

Dann sagte sie: »Ich brauche unter anderem doch nur so wenig, weil du ja fast alles andere besitzt.«
Endlich konnte ich mich zurücklehnen und die oben gestellten Fragen mit Nein. und Nichts! beantworten. Die Diskussion war beendet.

Fast: Die Erkenntnis, dass das trotzdem nicht stimme, bohrte sich schon wenig später wieder nach oben. Das war mir neu. Normalerweise streichle ich in Zeiten wie diesen über das überflüssige Mischpult und schalte den DJ-CD-Player als Alibi ein; dann habe ich Ruhe für die kommenden Wochen. Das hier ging eine Nummer zu schnell; und das war für mich der Alarm.

Ich habe am Samstag mein DJ-Leben zur Post gebracht.
Bisher habe ich es nicht vermisst.

Goldenes Handwerk

Rüsten Sie auf!

Unter der Eiche, die uns vor dem bisschen Regen schützt, der noch fällt; eine halbe Stunde vielleicht oder eine ganze, vor der protestantischen Kirche aus Klinkerstein. In einem der hässlichen Teile dieses Bezirks.

Überrascht vom Wolkenbruch blieben wir in der Bahn, sind nun also hier, an der Endstation, in diesem Teil dieser Stadt, den man mit Industrie assoziiert. Wir sitzen und reden über Themen passend zum Ort, sind kurz davor, die Zeit zu vergessen. Bevor wir aufstehen und gehen. Vielleicht fünfhundert Meter durch Gassen, die man hier nicht erwartet, hinunter zum Fluss.

Dort sitzen wir wieder (und im Nachhinein: wir hätten dort bleiben sollen) eine angenehm lange Zeit, lesen und trinken guten Kaffee.
Wir ärgern uns nicht über die Zeit vor der Kirche – und für mich ist das irgendwie neu. Es fühlt sich besser an, als der Hass auf die Welt. Nur die Verzweiflung kommt ab und zu durch.

Reisen wie vor einhundert Jahren

Dass ich gern mit der Bahn reise, hat sich bereits herumgesprochen nicht nur unter denjenigen aus meinem Freundeskreis, die passionierte Autofahrer zu sein scheinen. Es ist nicht so, dass ich ungern Auto fahre, aber an Tagen (wie dem vor ein paar Wochen), an denen ich zu einer Besprechung nach München reise, ist zehn Stunden Bahnfahrt deutlich angenehmer als eine vergleichbare Autofahrt.

Die Reisekiste

Der einzige Gegenstand in meinem Zimmer, der deutlich mehr Bahnkilometer zurückgelegt hat als ich, ist die alte Reisetruhe, die ich am Samstag in einer verstaubten Ecke eines Ladens entdeckte, in dem Dinge aus Haushaltsauflösungen verkauft werden. Es ist kein Laden, in dem man normalerweise das Glück hat, schöne Möbel für wenig Geld zu bekommen; er ist einer staubigen Lagerhalle vergleichbar, in der Einrichtungsgegenstände gelagert werden, für die Erben keine Verwendung mehr haben.

Die Kiste jedenfalls ist alt und mit den Initialen des Erstbesitzers versehen. Dass sie bessere Zeiten gesehen hat, ist ihr leicht zu glauben. Der Samstag auf der Zeil und dieser Platz in meinem Zimmer sind die sonnigsten Plätze seit sehr langer Zeit.

Wäre da nicht der BlackBerry
und wärst du mitgefahren (nicht nur zum Tragen!),
ich hätte mich noch ein bisschen mehr gefühlt
wie auf einer Reise vor einhundert Jahren.

An Elephant never forgets

Tunesien

Ich habe wirklich versucht, mich in sie hineinzuversetzen, mir vorzustellen, wie das ist, mit nur einem halb vollen VW-Bus umzuziehen – mit ihr ziehe ich gerne um – und was das bedeutet: Die Bücher aus der Stadtbibliothek, genau wie die CDs und kauft man Musik, dann doch über iTunes, so dass man von den physikalischen Randerscheinungen verschont bleibt.

Ich habe wirklich versucht, nicht daran zu denken, in manchem mir so lieb gewordenen Booklet zu blättern (zum Beispiel in jenem, in dem Thees seine Lieder erklärt oder in dem mit den Bildern), ich habe mir den CD-Ständer und die Plattenkisten weggedacht und überlegt, was ich an deren Stelle hätte.

Ich habe wirklich versucht, im iTunes Store jene Lieder zu finden (und ich fand sie fast alle). Sie sind billiger und ich kann sie sofort herunterladen und zwei Minuten später schon hören.

Ich freue mich auf den Briefträger, der in fünf Tagen kommt.
Weil ich weiß, wie alte Bücher riechen.
Weil ich weiß, wie alte Platten klingen.

Die lange Nacht der Spießer

LeseeckeEs gibt Listen, die ich führe und auf denen Dinge stehen, die ich mir wichtigen Menschen irgendwann einmal schenken möchte, größere Dinge, die man nicht einfach so und nicht zu Weihnachten im nächsten Jahr schenkt, aber eben irgendwann. Und es gibt Listen, auf denen jene Accessoires und Dinge gesammelt sind, die ich mir einmal schenken möchte. Auf dieser Liste stand einst jener Füller oder das Mobiltelefon, das ich nutze.

In den letzten Tagen hat ein Koffer den Weg auf die Liste gefunden, da die Geschäftsreise mit dem Rucksack zwar machbar, aber nicht eben stilvoll und angenehm war (schon gar nicht für die Kleidung).

Leseecke

Leider gibt es zur Zeit einen Ausgabenstopp (die Finanzkrise wirkt auch lokal) und monetäre Entscheidungen müssen durch einen strikten Bewilligungsprozess. Und vielleicht streiche ich den Koffer irgendwann, ohne ihn zu kaufen (wie einst diese Lampe). Doch heute macht mir das Träumen Spaß, wenn man weiß, was man an diesen Dingen, die dort stehen, hat.

Natürlich kommt man auch mit einem Opel Corsa von A nach B. Doch seit dem letzten Mietwagen finde ich die drohende Pleite nur für die Beschäftigten schlimm. Mir scheint, als teilte ich meinen Hass auf diese Geiz ist geil Gesellschaft nur mit wenigen, wie mit dem guten Freund, den ich letztens in Stuttgart traf.

Natürlich käme man auch mit einem Opel Corsa nach Stuttgart. Doch wir reisten anders.

Italien

Ich wäre dort geblieben.
Klar, am Anfang war das wieder ungewohnt, nicht nur wegen der Sonne, die schien.

Rovereto
Und so fuhren wir wieder über die Berge zurück in den Nebel. Und wir waren beide wieder da. Ich weiß nicht, ob wir uns beide freuten. Ein bisschen natürlich; wegen der Freunde.

Es ist in etwa so, wie es sich immer anfühlt

Draußen lärmen sie aus der Küche und ich habe Angst vor dem Rückweg durch den Wald, der heute Abend über mehrere Eisflächen führt. Es ist still dort draußen, ich folge den Spuren eines Hasen, der Stunden vor mir den Weg nahm und sich bestimmt angenehmer gefühlt hat. Vielleicht sitzen er und sie im Dickicht, lachen sich kaputt über die Spuren, die von mir bleiben.

Waldweg

»Wir sind nun im Zeitalter des Wassermanns«, sagt mir die Mitbewohnerin. Ich frage »Und vorher?«. Sie antwortet: »Zeitalter der Fische.« Dann hat sich ja nicht gerade viel verändert, werfe ich ins Bett gehend ein.

Es ist ungemütlich in diesen Tagen, wir wünschen uns die Gemütlichkeit und warten wie Hunde auf ihr Herrchen. Wenn es soweit ist, fahren wir in den Urlaub.
Irgendwo ans Meer vielleicht.
Irgendwo, wo es schöner ist.

Mit im Boot sitzt ein Matrose
er ist tot und rubbelt Lose
und singt Lieder über dunkle Jahreszeiten

Kapelle Petra – Uh Ganda

Champignocci

Hier spricht man Englisch.

P1

Wir sitzen

in einer Weltstadt

in einem Pizza Hut

hier trifft sich die Hochfinanz
ein paar Meter weiter

und ich warte auf dich

hier werden Entscheidungen getroffen binnen Sekunden ohne einen Parameter zu vergessen

«Streicheln oder Essen?»

«Dann bitte mit Fleisch.»

Meine Uhr sagt «noch ein paar Minuten»
Mein Magen «maximal zwei!»

Look at the bear!
Look at the belt!
I bought it today!

Und die da hat Kinder. (Oder trägt sie das selbst?)
Nein, es ist für sie. (Ich hoffe, sie hat keine Tochter!)