You can call me Al

Seit ich gestern meinen Füller mit Apollinaris gereinigt habe, bin ich mit seinem Schriftbild wirklich zufrieden. Im Schreibgeschäft neben dem Teeladen liegen die Sechshundert-Euro-Füller in Paraden, während sich der gemeine Fußgänger gegenüber am Ein-Euro-Shop die Nasen plattdrückt.

Das Mittagessen besteht zum x-ten Mal in den letzten Tagen aus einem zwischen zwei Terminen verschlungenen Döner, dafür waren die Besprechung heute nachmittag und das Treffen heute morgen recht effektiv. Erstaunlicherweise habe ich meinen ersten Kaffeeschock um 17 Uhr, so dass meine Finger von der Saunaluft um mich herum noch keine Notiz nehmen.
Wer Freizeit hat, macht etwas verkehrt.

Die Webseiten von Doreen und mir sind providerintern auf einen anderen Server umgezogen, um die Probleme in den Griff zu bekommen (teils war der Datenbankserver nicht erreichbar, dann wieder die ganze Domain nicht). Ich bin richtig froh, mit unseren Seiten der Webkommune den Rücken gekehrt zu haben und ein freundliches und kompetentes Support-Team im Rücken zu wissen, dass sich wirklich sehr schnell um Eventualitäten kümmert.
Fairerweise muss man sagen, dass es seit unserem Weggang auch bei der Webkommune keine Probleme mehr gegeben hat.

Turbine

Matthias hat mir vorgestern von einem Kommilitonen berichtet:

Er machte Abitur in Marburg und war einer jener, die fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn bereits in der Klasse saßen und ihre Schreibgeräte an den Kanten des Tisches ausrichteten oder mindestens vor dem Klassenraum die Stellung halten.

Anschließend begann er ebenfalls in Marburg zu studieren und weil dies zu einfach war, gleich Mathematik, Physik und Informatik auf Diplom. Lehrveranstaltungen der Informatik hat er aufgrund überbordender Trivialität nie besucht. Nach den Mathevorlesungen blieben ihm fünf Minuten bis zum Beginn der Vorlesung in theoretischer Physik an einem anderen Standort dieser Universität. Er machte seinem Spitznamen alle Ehre und kam wahrscheinlich nie zu spät.

Turbine hielt auch im Programmierpraktikum des Grundstudiums der Informatik die Fäden stets in der Hand. Während der Großteil der Studierenen beeindruckende Leistung beim Umschiffen eventueller Aufgaben zeigte, delegierte er, entwarf Arbeitspläne und einen Großteil der Software in Eigenregie. Er fönte seine Arbeitsgruppe, wenn diese nicht in seinen Soll-Plänen lag, wie ein Bilderbuchinformatiker seine Abteilung eben fönt.
Freunde behaupten, Turbine besäße keinerlei soziale Kompetenz.

Medienkultur

Die schlauen Geisteswissenschaftler, mit denen ich Mittwoch morgens im Seminar sitze, gähnen munter in die Runde. Die Dozentin, für die der Begriff elitär negativ konnotiert ist und die Beipflichtungen jener kassiert, die eben noch schwätzten und immergleich schwitzen.
„Objekte selbst können nicht elitär sein“ (Dozent) und während Flusser apparatbesitzende Fernsehrezipienten als kritikunfähige Objekte zurückstuft, gackern die hauptstudierenden Magister von morgen kontradiktionsignorierend über befrackte Studenten wenige Straßen weiter.

Es ist für den Empfänger nicht tunlich, die Berieselung durch Abstellung des Apparats zu unterbrechen, um vom Objekt zum Subjekt zu werden. Denn damit würde er seine Funktion aufgeben und aus der Gesellschaft ausscheiden.

(Vilém Flusser, Medienkultur, Hrsg. Stefan Bollmann, Fischer TB, 4. Aufl. 2005, S. 86)

Knuts Satz kreist im Gedächtnis und ich stürze die erste Koffeintablette des Tages mit Kaffee herunter.

Hugos House of Weblog Horror

Treffen im Hugo’s, einer New-Economy-artigen Kneipe hinter dem Marburg Kino. Ein Vorbereitungstreffen für den Vortrag am 12. Dezember, in dem über Weblogs und deren linguistische Eigenarten referiert wird.
Heute Nacht entstand in diesem Kontext eine vorläufige kurze Geschichte der Weblogs ohne Anspruch auf Vollständig- und Richtigkeit.
Zu der demographischen Entwicklung habe ich letzte Woche eine Zusammenfassung des Textes Into the blogosphere von Susan C. Herring erstellt.

Der Titel dieses Eintrages ist diesem Blog entliehen.

Burkhard Torvalds

Die wenige Zeit in den letzten Tagen hat sich endlich auch hier gezeigt.
Vorgestern rief Burkhard an, der zu Zeiten meines Abiturs (und kurz darüber hinaus) den Buntspecht in Herborn besaß und mit dem einige meiner Freunde und ich eng befreundet waren. Nach der Aufgabe des Buntspechts hat sich der Kontakt im Sand verlaufen, Dennis und ich hatten lange einen Besuch geplant, zu dem es nie gekommen ist. Meine Oma hat ihm meine Telefonnummer gegeben, vielleicht vielleicht er bereits an diesem Wochenende nach Marburg kommen.

Mein im Grid Computing angesiedeltes Praktikum haben wir heute komplett neu definiert. Die Aufgabe lautet nun, gewisse TCPA-Funktionalität in den Linux-Kernel zu integrieren.
I’m going to be a kernel hacker.
Scary!

Das Schöne ist: Vor zwei Tagen habe ich meine Linux-Installation auf dem Server unter meinem Bett zugunsten von FreeBSD aufgegeben. Und mir alle Backups gelöscht. Wenigstens die User-Homes haben aus meinem SCSI Tape-Drive überlebt. Ich spiele sie gerade zurück.
Jetzt werde ich mir noch einen dritten Rechner für die Dauer des Praktikums hinstellen müssen, mit dessen Kernel ich rumexperimentieren kann. Zwar wird auch in der Uni eine Kiste zur Verfügung stehen, doch Kernelgeschichten machen nur bei physischem Vorhandensein der Hardware Sinn. Es gibt Schöneres als nachts in die Uni zu fahren und einen Rechner resetten zu müssen.

Die Fledermaus orakelte

Der Tag war lang, die früh ersonnene Planung bereits um 10 Uhr beim Teufel und ich endlich, elf Stunden später, zu Haus. Am 12. Dezember werde unter anderem ich im Rahmen des Linguistik-Seminars einen Vortrag über Weblogs halten und damit das Thema der Hausarbeit zementieren, die es spätestens im April auf dieser Seite zu lesen gibt.
Ich weiß leider nicht, ob man ein Seminar über das Thema ausrichten kann, würde mich aber darüber freuen. Natürlich gibt es dies nur in den Geisteswissenschaften. Ja, ich liebe sie wirklich und nein, ich habe auch keine Probleme mit Studenten dieser Fachrichtungen. Wenn das so herüberkommt: Alles Lüge!
Über hochschulpolitische Themen werde ich mich heute nicht äußern.

Wir haben in der Sonne gesessen und Namen getauscht, des anderen Nach- an dein eigenen Vornamen gehängt. Das war vor einigen Jahren. Spricht man mit Menschen über Namen, fängt die Freundschaft an.
„Behalte deinen Kopf“ sagte sie.
Ich „Behalte mich“

Manchmal möchte ich wieder
Lieder
schreiben
können

Der Weg des geringsten Widerstandes

Zum wiederholten Male werden im Gespräch Argumente gegen ein Studienfach gebracht, was gern gewählt werden würde, aber bei dem zu erwartenden Aufwand inakzeptabel ist.
Was mache ich falsch? Wenn ich neben meinen spießbürgerlichen Ansichten die Meinung vertrete, man solle sein Studium bitte nach Interesse wählen und nicht nach einer Aufwandsabschätzung, falle ich dann endgültig in die Menge der FDP-Wähler? Ist es völlig uncool, länger als zwölf Semesterwochenstunden in Vorlesungen, Seminaren und sonstigen Lehrveranstaltungen zu verbringen? Ist um 7 Uhr aufstehen so ungewöhnlich, dass fünfundsiebzig Prozent aller Gesprächspartner irritiert nach dem Grund fragen?
Völlig uncool ist meine Meinung: Nach diesen Kriterien entscheidende Studierende gehören nicht an die Universität. Sie sind – auch im eigenen Interesse – in einer Lehre besser aufgehoben, als (eventuell staatlich gefördert) einige Jahre nichtstuend in ihren Wohnungen zu lungern. Im eigenen Interesse deswegen, weil sich der an Faulheit gewöhnte Mensch kaum mehr von selbst aufrichten kann. Ich weiß leider, wovon ich spreche.

Das ist keine Brandrede gegen geistes- oder sozialwissenschaftliche Fachbereiche. Das ist der Eindruck, den ich habe, wenn Studenten nach vielen Semestern (falls sie überhaupt) noch in den Vorlesungen sitzen, gähnend kommentieren „wie langweilig“.

Tinnitus in Theorie

An die Tatsache, dass mir mein rechtes Ohr – hörsturzgeplagt durch das ein oder andere Konzert – zeitweise pfeiffend durch die Lappen geht, habe ich mich gewöhnt. Als ein temporärer Tinnitus auf dem linken Ohr während der Medientheorie-Vorlesung meine Aufmerksamkeit auf sich zog, war ich mittelstark irritiert.

Das Studienfach der Medienwissenschaften befindet sich im Umbruch: Für den Magisterabschluss werden keine Neueinschreibungen mehr akzeptiert, die Verschulung der BA-Studiengänge hält Einzug, mit ihr Elitessen aus besseren Elternhäusern. Die BWLisierung des Auditoriums mag ebenso an der Sympathie des Abschlusses liegen (wird der Bachelor, sogar der Master-Abschluss hierzulande unterhalb des Universitätsdiploms angesiedelt, scheint er die ursprünglichen Magisterstudiengänge aufzuwerten – the name makes the game) wie an „Sandy, die unbedingt zu MTV will“, die Knut schallend in einem unserer Kaffeehausgespräche ins Bewusstsein brachte.

Kann man das so stehen lassen? Die Wenigsten vermissen die verqualmten Hörsäle auf den Fotografien der siebziger Jahre, der stereotypische Geisteswissenschaftler als Konglomerat aus Kleidung, Überzeugung und Motivation, wie von Frank Goosen geschildert, findet sich heute bestenfalls in den Fachschaften.
War die ludenhafte Kleidung früher politisches Statement, beziehen selbsternannte Revolutionäre ihre Guevara-T-Shirts mittlerweile aus H&M. Wegen marktorientierter Ausrichtung schwimmen die Systemgegner mit der Haute Couture, tragen pastellfarbne Schals der bikapitalen Kleidergeschäfte.

Mit den Jahren wurde dem weitaus größeren Teil das gesellschaftspolitisch bedingte eigene Wohlbefinden wichtig. Der Dresscode bestimmt den Tagesablauf. Anzugbeschlagene Individuen scheinen besser organisiert, arbeiten im gesellschaftlichen Sinne produktiver und stehen häufiger „unter Strom“. Den Alternativen eilt der Ruf der Schludrigkeit, der Unorganisiertheit und des Desinteresses voraus.
Die Wahl fällt – fragst du mich – leicht.

(Mir bekannte) Ausnahmen gibt es immer.

Der Rotschopf schaut vom Fenster herüber.
Ich glaube, sie weiß, was ich meine.

An den Landungsbrücken raus

Der Trick beim Stundenplanbau ist, sich gezielt zu überladen, um dann nach der ersten Woche Bilanz zu ziehen, den Arbeitsaufwand abzuschätzen und Prioritäten zu verteilen. So bleiben Vorlesungen, die lediglich aus Interesse besucht werden auf der Strecke, sollte der Arbeitsaufwand diese Zeit einfordern. Gleichzeitig ist das Vorhandensein solcher Lehrveranstaltungen Motivation, die Arbeit rechtzeitig fertigzubekommen, denn die Themen sind ziemlich interessant.

Türkenslang Referat

Ich fühle mich nach der ersten Woche besser als in den gesamten Semesterferien, Marburg ist nicht mehr ausgestorben, man trifft andere Bekannte und mein Nebenfach bietet gleich vielfach interessante Veranstaltungen. Zum Beispiel das Linguistikseminar Montag abends über Kommunikation in den neuen Medien. Neben den üblichen Verdächtigen bleiben auch Weblogs nicht außen vor, selten habe ich mich auf eine Hausarbeit ähnlich gefreut.
Weitere Highlights im Nebenfach sind die Medientheorie-Vorlesung und der dazugehörige Lektürekurs. Auch hier verspricht die Hausarbeit interessant zu werden.

Etwas Erbauendes am Morgen: Bevor ich mich über die ausbleibende Zeitung beschwerte, bemerkte ich den Feiertag in Bayern.

Funktionale Aspekte der Schriftkultur

Ich habe wirklich Probleme mit einem Artikel, den ich für das Linguistik-Seminar lesen muss. Matthias warnte mich vor, er habe die Sätze teilweise häufiger lesen müssen. Nun weiß ich, was er meint.
Der Gebrauch von Fachtermini ist toll, verschachtelte Sätze ebenso. Allerdings erleichtern sie das Lesen nicht. Dass sich Fachliteratur nicht über die Verwendung eines umfangreichen Fremdwortschatzes definieren muss, zeigen zum Beispiel Hopcroft, Motwani und Ullman mit ihrer „Introduction to Automata Theory, Languages, and Computation“, es liest sich besser als die sperrige Belletristik beispielsweise Sibylle Bergs.

Heute nachmittag habe ich „liegen lernen“ fertig gelesen, danach musste ich duschen. Nie vorher hat ein Buch dieses Bedürfnis bei mir ausgelöst, ich habe es gern und in annehmbarer Zeit gelesen. In der Regel verhungert Literatur, ich fange Bücher an, die zugunsten anderer Bücher auf dem Nachttisch verweilen. Liegen sie dort lange genug, stelle ich sie in den Schrank zurück mit dem Vorsatz, später noch einmal anzufangen, weil ich mich an den Anfang nicht mehr erinnern kann. Auf Halde liegen zur Zeit Franz Kafkas „Amerika“, Max Frischs „Mein Name sei Gantenbein“ und einige Stücke Thomas Bernhards.

Wenn Knut mir eine Identitätsfindungsphase bescheinigt, stimme ich uneingeschränkt zu. Seit Jahren schon. Wie lange soll das bitte dauern?
In den Geisteswissenschaften fühle ich mich im Moment sehr wohl.