Wer die Monatskarte hat, sollte besser nicht am Monatsanfang sterben

Ein alter Tunesier

Wenn ein Fluss kein Wasser führt
muss einer, der rüber will, nicht schwimmen

Ich erinnere staubige Straßen, die Palmen säumten und Männer mit alten Gesichtern. Der Müßiggang hat Einzug gehalten und fremden Bussen winkt man gern, wenn man ein Kind ist. Eine verwitterte Katze sucht Essen im Müll, schaut ängstlich und scheu und kommt man zu nah, nimmt sie Reißaus.

All das solltest du sehen, auch wenn du sagst, du kenntest das schon. Du bist woanders gewesen und hast andere Menschen erlebt. Hinterher sei man entspannter und du könntest verstehen, wenn ich anders wiedergekommen bin.
Es ist die Entwicklung, die ich seit beinah zwei Jahren merke. Ich sehne mich nach etwas, das ich nicht kannte – verabscheuen tu ich nichts neues – unter dem Strich ein Gewinn.

Es ist alles so lächerlich, ich habe die Anzeigendrohung gelesen, die ein Michel an seine Hauswand geschlagen hat. Ich habe eine böse Befürchtung; vielleicht sind nicht Menschen en gros mein Problem, sondern bloß diese. Drum versteh ich mich gut mit Du weißt wen ich meine und mit den Wenigen, die anders sind.
Ich glaube, ich möchte irgendwohin.

Komm mit mir woanders hin
ich weiß noch einen Weg
den kann man nicht alleine gehen

Element of Crime – Bitte bleib bei mir

A9

Vor den Fenstern scheint die Sonne, doch es ist ungewöhnlich kühl für die Jahreszeit und diesen Ort.

In der Apotheke suche ich Hilfe und sie sagt, bei Halsschmerzen helfe durchaus warmes Wasser allein und Ayurveda. Ich frage, ob Ayurveda so etwas sei wie ein Tee oder eine Flüssigkeit, die man im Wasser verdünnt.

Der Urlaub ist abgesagt. Unter anderem wegen des Halses, dem ich eine Woche Radfahren und Zelten an der Ostsee gerade nicht zutraue.

Soviel dazu. Hier geht gerade gar nichts.
Tut mir leid und bis später.

Endless Song of Happiness

Ich bin heute zu schwermütig, euch zu ertragen.

Whoever seeks me, finds me
Whoever finds me, knows me

Das hat wie immer nichts mit euch zu tun. Ich kann bloß nicht wählen, wann ich die Einsamkeit brauche. Und so trifft es euch mit seltsamer Regelmäßigkeit. Es ist nur, dass ich heute wieder traurige Musik vorziehe. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich hoffte, es sei temporär. Das ist mindestens eintausend Jahre her.

Es gab jene Abende, nach denen wollte ich nie mehr trinken allein. Heute sitze ich wieder vor einem Glas Wein. Tausendmal lieber auf diesen Sesseln als dort. Es liegt bestimmt nicht an euch, es ist nur dieser Ort.

Whoever knows me, loves me
Whoever loves me, I love too

Eines der letzten großen Geheimnisse ist, was eine Katze wirklich denkt.
Ich will traurige Theaterstücke sehen mit einem Soundtrack aus Melancholie!
(Achte bei dem schweren Roten, wenn du allein bist, auf den Nachgeschmack. Er ist ungewohnt fruchtig, wenn du ihn nicht mit Hedonismus verwässerst.)

Whomever I love
I kill

— t: Kaada – Mainstreaming

Der kleine Blumenladen

Beide Gläser sind lange trocken und alles was bleibt, sind die Abdrücke unserer Lippen an ihren Rändern. Der Korken der Flasche ist hinter das Stövchen gerollt, man kann ihn vom Sofa aus nicht mehr sehen.
Das ist, warum er heut noch dort liegt.

Koma

Wenn du gefahren bist, werde ich immer lethargisch.
Ich bin dem überdrüssig, was mich lähmt. Ich arbeite an Fluchtplänen in der Zeit, in der ich atmen kann. Manchmal starre ich stundenlang ins Aquarium und möchte sagen »ich weiß, wie ihr fühlt«.
Und sie – wie der Rest dieser Welt:

»Komm schon. Luft ist überbewertet.«

(Die Photographien gibt es endlich als RSS-Feed.)

Das letzte große Leuchten

Um viertel vor vier Uhr nachmittags klingelt das Telefon und meine Friseurin fragt, ob ich den ursprünglich für Donnerstag geplanten Termin auf heute verschieben möchte. Ich hadere erst, dann aber fällt mir der Gedanke ein, den ich heute morgen vor dem Badezimmerspiegel hatte und sage zu.

Theaterbauwagen am Main

Seit vielen Jahren besuche ich die gleiche Friseurin, und auch wenn ich für den Rechnungsbetrag drei Abfertigungen in jenen bei der Jugend beliebten Läden bekomme, die in zu kleinen, vormals vom nun Pleite gegangenen Einzelhandel okkupierten Oberstadtlöchern residieren, käme ich nicht im Entferntesten auf diese Idee. Ab und zu stellt man mir diese Frage, und typischerweise trägt der Fragende eine dieser Frisuren und versteht nicht, weshalb ich lieber den Nachmittag bei frischem Milchkaffee und fabelhaften Gesprächen verbringe.

Ich erzähle ihr, dass ich vorgestern versprechen musste, diese Frisur noch in dreißig Jahren zu tragen. Ich erzähle auch von meiner Idee vom Kurzurlaub in einem der neueren Golf-Hotels; sie lacht und verspricht mir einen Vorschlag für eine doch andere, passende Frisur – kennt sich aber selber nicht aus und versichert, ihre einschlägigen Kunden nach der dortigen Mode zu fragen.

In sechs Wochen will sie mir davon berichten.
Jetzt allerdings bin ich verabredet zu einer Partie Boule.

I don’t want to be a Landei (ich bin geboren für die Stadt)

Ich wollte eigentlich wieder öfter schreiben. Zum Beispiel aus dem Hotelzimmer, nachdem ich abends heimkomme von der Verabredung nebenan. Das hatte ich mir alles zu einfach vorgestellt.

In einem besseren Park

Der Samstag begann früh, doch später als ursprünglich angenommen. Sie fuhr in die andere Richtung, wir verabschiedeten uns am Bahnhof der Stadt und drei Stunden später war ich in der angeblich aufstrebenden Stadt. Von dem Dach dieses Clubs, in den man mich einlud, hat man einen sehr schönen Blick auf Teile des Hafens und kommt in kleiner Runde entspannt ins Gespräch, wird unterrichtet von den Wegen des Freundes in den letzten Jahren durch seine Arbeitskollegen, die man alle nicht kennt.

Wir hatten die ein oder andere Differenz in unserer Jugend und im letzten Jahrzehnt geradezu spärlich Kontakt. Vor mehr als zwei Jahren waren wir Essen, hat er erzählt. Ich glaube, das war das letzte Mal, dass wir uns trafen. Trotzdem lag seine Einladung irgendwann auf meinem Schreibtisch.

Ich kam nicht nur nicht zum Bloggen: Ich habe das Frühstück verpasst und erwachte durch einen Anruf der Rezeption (aufgrund des Check-Outs).

— t: Anajo

Der Preis, den ich zahl‘ für meine Medizin, macht mich krank

Man sagt, ich sei schmal geworden, arrogant und nicht egoistisch, sondern gleich egozentrisch.
Ich habe gehört, ich wäre ein Frauenschwarm.

Bogen

Von hier oben sehen die Menschen aus wie Schachfiguren,
die ein Spieler, den wir nicht kennen, bewegt.
Und von hier oben ist das Drama lang offensichtlich
doch da unten reagiert man noch immer bewegt.
Seit Monaten erinnere ich diesen Bogen,
der plötzlich erschien und dann langsam verschwand;
man muss – ihn zu sehen – über den Häusern wohnen.
Oder hochschauen,
oder wen kennen
der’s tut.

Ich glaube, die beiden (Ab-)Sätze haben nichts miteinander gemein.

Dort bei den Stromschnellen

Ich mag die einsamen Stunden im Büro, wenn alle bereits gegangen sind.

Auf dem Weg nach links

Während ich auf die Reaktion der Maschinen warte, hänge ich den Gedanken nach, untermale sie mit Musik, die durch die offene Tür die Flure entlanghallt. Irgendwo ist noch Leben weiß ich, weit weg, unten in der Stadt. Wolken stürmen vorbei und suchen das Weite, doch ich muss nachher hinunter, gegen den Sturm in das Auge des Orkans.

Ich mag ihn nicht, jenen bierschwangeren Wind, der Leichen durch die Gassen treibt. Dieses Wochenende wird es viele davon geben und zum ersten Mal seit Jahren versagen meine Pläne zur Flucht. Also werde ich die Fenster vernageln und die Türen verschütten, werde die Musik laut drehen um das Pfeifen nicht zu hören.

Die Trümmer betrachte ich am Montag.

Bleib (bis zum Morgen)

Von hier oben bei mir ist die Aussicht
wenn die Sonne aufgeht wirklich unglaublich
Von den schneebedeckten Bergen im Osten bis zum glitzernden Meer
liegen meine Ländereien in orange getaucht vor dir

Vielleicht bin ich etwas zu pathetisch. Es dürften diese ganzen Termine nicht sein und noch dazu müsste ein VW Bus vor der Tür mit passendem Schlüssel stehen – ich wäre sofort in einer Heide mit Wein und Gitarre.

Musik am Bahnhof

Und dann gibt es da diese Master-Pläne, die beide um mich streiten.
Zum Glück ist sie Teil jedes dieser Pläne.

Und hey, du kannst im Zimmer direkt neben meinem schlafen
und wenn du dich fürchtest, lassen wir die Tür einen Spalt offen
Du kriegst heiße Milch mit Honig und einen Schlafanzug geliehen
und ich versprech‘ dir, ich schnarch nicht – du wirst zumindest nichts davon hören

Tom Liwa – Bleib

Ammerland

Tom Liwa ist in der Stadt. Ich hätte es beinahe nicht mitbekommen, jedes seiner Konzerte hat Geheim-Gig-Charakter und wie immer ist das Publikum angenehm klein. Später werden wir zu dritt auf den Couchen sitzen und Julianastraat im tête-à-tête-Konzert hören.

Tom Liwa auf der Bühne

Es wird einer dieser Abende gewesen sein, nach denen man immer zu wenig Schlaf bekommt.
Weil man nicht möchte, dass sie irgendwann enden.

Einer unglücklichen Liebe hinterherzulaufen, ist wie als Hund den Autos nachjagen; und das ist aus zwei Gründen sinnlos:
Erstens wird der Hund die Autos nie kriegen;
und falls er sie doch erwischt, kann er nichts mit ihnen anfangen