Sexualstraftäter in Kalifornien kommen an den Online-Pranger

Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger hat am Freitag ein Gesetz unterzeichnet, das erlaubt, persönliche Informationen über verurteilte Sexualstraftäter künftig im Internet zu veröffentlichen. Das neue Gesetz betrifft Personen, die wegen sexueller Gewalttaten oder Belästigung von Kindern verurteilt wurden. Ins Netz sollen unter anderem Name, Foto und gegenwärtige Adresse der Straftäter gestellt werden.

Ich bin geschockt. Das gleicht einer Hexenjagd im Mittelalter. Nicht auszudenken, welche Wege der Hass der Bevölkerung nehmen wird. Erwähnt seien hier nur unschuldig Verurteilte oder psychisch Kranke. Das vermeintlich männliche Verhalten wildgewordener Cowboys, das einem schon oft den Schock in die Glieder getrieben hat.
[Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/51514]

Struwwelpeter

Wer kann sich nicht an die Figur des Struwwelpeters erinnern, an die einzelnen Geschichten und Bilder? Hier, direkt nebenan, im „Haus der Romantik„, gastiert seit sieben Tagen eine Ausstellung, in der wir eine Stunde verbrachten. Dabei konnte man die Exponate recht ausführlich unter die Lupe nehmen, groß sind die Räumlichkeiten nicht gerade. Der untere Teil des Gebäudes ist dem Thema „Romantik in Marburg“ gewidmet, der obere Teil beherbergt zur Zeit die Ausstellung über Heinrich Hoffmanns lehrreiche Lausbub-Geschichten.
Sofort kann man sich an die längst vergessen geglaubten Erzählungen erinnern, an die Bilder und an allerlei Vorkommnisse, die ein oder andere Vitrine birgt jedoch so manche Überraschung:
Der Struwwelhitler aus Großbritannien beispielsweise, als Propaganda gegen die arische Kriegsmaschinerie.
Außerdem kommt das Erzieherische auch in der Ausstellung nicht zu kurz. Denn eines hat man bereits damals geahnt und erst jetzt verstanden:

[…] gepflegtes Haar erleichtert das Vorwärtskommen.

Daniel der Zauberer

Ich las eben in einem anderen Blog, „Daniel der Zauberer“ sei der schlechteste Film aller Zeiten.
Als ich das erste Mal davon hörte, dass ein Film über Daniel Küblböck in die Kinos kommen sollte – selbst als ich das erste Mal auf der Homepage des Filmes war – hielt ich das für einen professionellen Scherz. Zu unwahrscheinlich, dass sich ein Regisseur (Ulli Lommel) mit diesem Thema auseinandersetzen würde, überdies schien mir der Inhalt weit hergeholt. Von vornherein hat man also den Eindruck, dass man sehr verliebt in Daniel sein muss, um den Film über seine gesamte Länge ertragen zu können. Da hat selbst Daniel seinen Fans zu viel zugemutet.

Was reitet also einen Regisseur, der gleichzeitig das Drehbuch geschrieben und eine Schlüsselrolle inne hat und somit für den Film vollständig verantwortlich ist, der sogar 1974 im Fassbinder-Film Effi Briest eine tragende Rolle spielte, eine solch grausame Meta-Biographie zu drehen?
Unzweifelhaft setzt sich die mit „Deutschland sucht den Superstar“ begonnene Polarisierung des erreichten Teils der Gesellschaft weiter fort. Nur wenige können normal mit ihm umgehen, während der Großteil in zwei Lager gespalten ist: Das eine findet ihn schrecklich bis körperverletzend, würde sich gern revanchieren und geht nicht ins Kino. Die kleinere Gegenpartei findet Daniel grandios, einige Anhänger besuchen sogar den Film und schreiben herzzerreißende Rezensionen. Und einer von ihnen dreht sogar einen Film und setzt seinem Helden ein Denkmal, auf dem der eigene Name steht. Ob er sich damit einen Gefallen getan hat, ist im Moment nicht absehbar. Für die „Faniels“ ist er ein Held und im Forum, in dem auch Daniels Papa Bewunderer hat, gibt es in naher Zukunft eine Fan-Ecke mehr.

Wenigstens in einem Punkt herrscht Einigkeit in beiden Lagern:
His life is magic

Childhood Horror

Ich kann mich genau an die Situation unter dem Tisch im Kindergarten erinnern, als ich den ersten Tag mit Brille dorthin musste und mich ebenda versteckt hielt. Seltsamerweise kann ich mich an keine Reaktion erinnern, woraus ich schließe, dass ich entweder unter dem Schutz der Erzieherinnen stand, oder die Sehhilfe nur halb so schlimm aussah, wie ich glaubte. Zu diesem Zeitpunkt schien mir die Realität nichts anhaben zu können, aber bereits wenige Wochen später musste ich mit diesem ersten Weltbild aufräumen: Ich war eingeladen auf einem Kindergeburtstag. Durch den Gesellschaftshass, den ich damals schon in Grundzügen gehabt zu haben scheine, war die Vorfreude wenig größer als gering. Unter Null fiel sie – oder besser sie wich einem Schockzustand – als nach dem Klingeln der Vater des Jugen die Tür öffnete.
Ich stand mit großen Augen vor ihm, unfähig etwas zu sagen. Nach dem Moment des Entsetzens – die Fokussierung seines Ohres hatte ich noch immer nicht aufgegeben – kam eine Art Nervenzusammenbruch, was zur Folge hatte, das meine Mutter, die mich damals gefahren hat (Gott sei Dank ist sie bis zur Tür mitgekommen), und ich unter Tränen das Geschenk abgegeben und postwendend nach Hause gefahren sind. An diesem Nachmittag hatte ich meine erste Begegnung mit einem Ring im männlichen Ohr, an die ich mich erinnern kann. Und auch hier kann ich mich an keine anschließenden negativen Reaktionen im Kindergarten erinnern. Ich habe auch nicht etwa ein Trauma davongetragen, meine Abneigung gegen Körperschmuck aller Art hat sich aber vermutlich schon damals manifestiert.
Ich hatte seitdem nur wenige so einschneidende Erlebnisse. Die Situation damals war die Begegnung mit etwas Unbekanntem, etwas Nie-Für-Möglich-Gehaltenem. 20 Jahre später hält man fast alles für möglich und kaum etwas schockiert einen wie Ohrringe 1983.

Ich werde am Montag und Dienstag umziehen und sicherlich kaum Zeit haben, hier längere Texte zu hinterlassen. Seht es mir nach. Ich muss mir außerdem angewöhnen, Einfälle und Gedanken, die mich unterwegs beschäftigen, festzuhalten. Wie oft sitze ich hier und grüble, was mich den Tag über beschäftigt hat – und mir fällt nichts ein.

Catfight

Jemandem die Faszination von Tieren zu erklären, kann nicht klappen, wenn dieser jemand die Fasziation nicht ohnehin ebenfalls spürt. Man wird also nie einem Katzenhasser erklären können, was an Katzen wunderbar und einzigartig ist – er könnte es nicht nachvollziehen.
Aus keinem bösem Grund natürlich, allerdings nimmt er, wenn er Katzen gegenüber abgeneigt ist, ihre Handlungen und ihr Wesen anders wahr als der Katzenmensch. So würde ein guter Freund von mir sicher keinen Spaß daran haben, Leo minutenlang zu beobachten, wie er sich selbst den Ball wirft, mit ihm spielt, kämpft, ihn zu unterwerfen versucht. Er würde den spielenden Kater sehen, nach einem „Aha“ fände er es bestenfalls langweilig.
Ich muss gestehen, dass mich Menschen weitaus weniger interessieren als Katzen. Damit meine ich natürlich nicht die Menschheit im Gesamten (selbstverständlich gibt es welche, die mir wichtig sind und/oder von denen ich fasziniert bin), aber allgemein gesehen interessieren mich vielleicht 2% der Menschen, dagegen finde ich etwa jede zweite Katze interessant. Als Christian gestern Tim im Krankenhaus besuchte und sich mit ihm über die Fähigkeit der Gesellschaft, sich mit immer abartigeren und niveauloseren Themen zu unterhalten aufregte, antwortete Tim: „Ich wandere aus!“ Christians Argument, es sei ein übergreifendes Phänomen und fremdsprachige Länder ebenfalls betroffen, konterte Tim mit: „Aber dort verstehe ich die Leute nicht.“
So lustig das im Kontext klingt, könnte dies eine Erklärung sein für die Faszination der Katze. Ich kenne zu wenige Misanthropen, um diese These mit Fakten belegen zu können. Wie Leo neben mir schläft, erscheint es mir unmöglich, dass sich Katzen im Wald zusammenrotten, von getunten Spielzeugen oder obszöne Witze erzählen. Und wenn – das ist dann eben doch der Vorteil – versteht man sie nicht.

Deutschtümelei in deutschen Texten

Nach den Anfeindungen gegenüber Mia wegen angeblicher „Deutschtümelei“, herausgelesen aus dem Spiel mit den Farben der deutschen Nationalflagge, ist das Thema im Munde aller, die sich für Musik mit deutschen Texten interessieren. Blumfeld kommentieren auf ihrer Homepage, Virginia Jetzt! haben mit einer Stellungnahme in der Intro reagiert, zu der sie sich durch eine Rezension ihrer aktuellen CD genötigt sagen und Telepolis sowie laut.de berichtet:

Alles begann mit einer Textzeile im Song „Liebeslieder“ vom neuen Virginia Jetzt!-Album „Anfänger“: „Das ist mein Land, meine Menschen“, heißt es da. Das war – wieder einmal – zu viel für einige Musik- und Weltverbesserer. Prompt kam die Antwort: von „Issues des volkstümlichen Schlagers“ und „Witt’schem ‚Wir Sind Wir‘-Nationalmief“ ist in einer Rezension die Rede.

Ein zweifelhaftes Hobby, alles und jedem die nationalsozialistische Tendenz anzuheften, ein absolut grober Unfug sogar, wenn man sich mit der Vergangenheit der betroffenen Band näher auseinandersetzt. Ich bin sicherlich nicht der einzige, der auf links einzuordnenden Festivals neben ihnen gezeltet hat.
Dümmlich wirre Argumentation und verbohrte Sichtweisen findet man im Streitgespräch diverser radikaler Grüppchen, die verbissen und realitätsfremd einem Ideal hinterherhecheln („Also schloss er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf“). Nationalstolz kann eine eine gefährliche Sache sein, das krampfhafte Hineininterpretieren dieses in unpolitische Dinge (und ja, ich halte VJ! für unpolitisch) ist ebenso gefährlich, erinnert hat Ketzerei. Das in solchem Zusammenhang auch persönliche Dinge eine Rolle spielen, wird in der eher peinlich endenden Stellungnahme deutlich.
Die Kritik an Mia ist noch immer nicht verstummt, die Kritik an VJ! in meinen Augen blanker Blödsinn. Dass selbst Blumfeld Stellung beziehen, verdeutlicht die Angst vor gegen alles und jeden schießende Hirnlose in Internet-Foren oder fragwürdig gewordenen Musikmagazinen. Scheinbar kommt abhanden, was sich über vor vielen Jahrzehnten erst angeeignet wurde: Differenziertes Denken. In Zeiten, in denen Schreien populär geworden ist….

Geiz ist (nicht immer) geil

Mein lieber Scholli! Plötzlich steht man im Mediamarkt und kommt gar nicht mehr auf die Idee, Geld auszugeben. Etwas anderes außer CDs und DVDs kann man dort ja sowieso nicht kaufen, weil er zu teuer ist – ausgehend von den Warengruppen, die regelmäßig eine bestimmte Faszination auf mich ausüben. Ist das nicht ironisch?
Nun passt die Unfähigkeit, Geld in CDs zu tauschen, ganz hervorragend, bringt aber letztlich keinen Gewinn, da Schallplatten eben auch nicht billiger sind. Da die einzigen beiden Exemplare, die ich dort heute erspähen konnte, von Tupac und Sven Väth stammten, wird die Entscheidung eben vertagt.
Ein Vorteil, wenn man solche Läden kurz vor Ladenschluss aufsucht, ist die angenehme Leere. Kaum Kindergeschrei und ihrem Namen alle Ehre machende Gänge. Alle zu Hause vor der Heimwerkersendung.
Wir haben uns Gedanken gemacht, ob man Mediamarkt-Besucher mit jenen eines Baumarktes vergleichen kann. Die Lust zum Fummeln ist wohl beiden Gruppen gemeint, auch die durchwachsene Kenntnis des Gegenstandes, den es aufzubauen gilt. Rauft sich der technisch versierte Besucher im Mediamarkt ob Kundenfragen die Haare, schlägt Tim Taylor in der Gartenabteilung derweil die Hände über dem Kopf zusammen. Wenn der Fragende sich überhaupt traut und sich nicht auf sein Unwissen verlässt, später dann vom Enkel belehrt wird. Jedenfalls der Mediamarkt-Kunde.
Sympathischer sind dann die Plattenläden, in denen man hoffnungsvoll nach einem Nebenerwerb fragt, allerdings mit einer verneindenen Kopfbewegung abgewiesen wird: „Wir können uns noch keine Aushilfe leisten.“ Was einen natürlich in keinster Weise weiterbringt, da Schallplatten eben auch nicht billiger sind.

olympic headaches

Passend zum Text über zukünftige Olympiadisziplinen lese ich gerade im Heise-Newsticker:

Ob Handy-Weitwurf bis 2008 olympisch wird, ist allerdings noch nicht endgültig entschieden …

Schon heute morgen fiel mir die weite Verbreitung des olypmischen Gedankens auf, als Jens sein gelöstes Softwareproblem in Sportergebnisformat präsentierte.
Jetzt, da Schumacher wieder Weltmeister ist, wird vermutlich auch Fahnenkonvoifahren eine olympische Zukunft vorausgesagt…

Dass die Olympiade fast unbemerkt an mir vorbeizieht, liegt nur teilweise an den Vorbereitungen zum Vordiplom. Die Sportverachtung, wegen der ich – übrigens neben der Abneigung gegenüber Eis und Kuchen – auch zu WM-Zeiten ungläubig beäugt werde, rettet mir die ein oder andere freie Minute. Auf mein Talent, weder mit Geld noch mit freier Zeit umgehen zu können, ist aber selbst in solchen Momenten Verlass.