Freaktown

Dawn Of The DeadDie treffende Bezeichnung wurde meiner Heimatstadt beim letzten Zusammensitzen verliehen. Und zur Sprache kamen weithin bekannte Gesichter und Stimmen, die Marburg zu dem Schmelztiegel machen, der nur neu Hinzugezogene fasziniert.
Zum Beispiel die Alte, der ich seit Jahren Tourette bescheinigt hätte, die vermutlich den Tod ihres Mannes nie verarbeiten konnte, früher Professorin gewesen sei und nun behauptet, eine Hexe zu sein. Übrigens die einzige, mit der ich je persönlich sprach, auf einer Bank sitzend und Pizza essend. Manchmal versucht sie, mir Milch zu verkaufen.

Oder der junge Mann, der sich – nach einer durchstrittenen Nacht mit der Freundin – neben zwei meiner Freunde setzte und den morgendlichen Weg zur Arbeit mit dem Öffnen eines Bieres nicht nur unter- sondern abbrach, auf der Gegenseite sein schreiendes und ihm vorwerfendes Gegenstück, er hätte ja nur Saufen im Kopf.

Marburg ist pittoresk. Ein schlimmeres Attribut kann eine Stadt nicht tragen.

Jetzt musst du springen !!

Nachdem jetzt feststeht, dass der Springer-Verlag die ProSiebenSat1 Media AG übernehmen wird, trauere ich meinem abgeschafften Fernseher überhaupt nicht mehr nach. Das erschreckend niedrige Niveau der Programme der privaten Sendeanstalten wird vermutlich noch weiter sinken, per TalkTalkTalk importierte Show-Fetzen aus den Vereinigten Staaten gibt es in absehbarer Zeit ständig im eigenen Nachmittagsprogramm.

Im Gespräch mit verschiedenen Gegenübern kommen wir mittelfristig immer auf diese Misere zu sprechen, nur findet ein kleines Grüppchen in meinem sozialen Umfeld diese nicht so niederschmetternd wie ich. Als Erstes gibt es die auch von mir vertretene Position, dass Menschen das Fernsehangebot wahrnehmen, auch wenn sie Sinnvolleres zu tun hätten, dann von den Talkshows müde geworden auch den Rest des Tages vor dem Fernseher verbringen.
Dies wird von der anderen Gruppe bestritten; es wird davon ausgegangen, dass Menschen nur dann Zeit vor dem Fernseher verbringen, wenn sie es ohnehin tun würden. Sinnvolles wird vorher erledigt.

Mehrere Freunde benutzen das (nach eigener Aussage) fehlende Niveau im Fernsehen als Entspannung, so schaut einer Sport, ein anderer Krimis. Dies halte ich für völlig legitim, doch wo das Fernsehen die Menschen zur Kritikunfähigkeit erziehen zu sucht, indem Werte von Talkshowmoderatoren vertreten werden, und eine generelle erzieherische Postition mit fragwürdigem Inhalt einnimmt, hier muss den Eltern ein massiver Vorwurf gemacht werden, sehe ich schwarz für die Zukunftsfähigkeit der Dauerfernsehkonsumenten.
Auch ist mir das stumpfe Rumgereite auf Sensationsmeldungen und Vaterschaftstests nicht klar; ich bin der Überzeugung, dass auch Niveau Spaß machen kann und den Rezipienten weiterbringt. So halte ich das Fernsehen als Medium mitnichten für teuflisch, jedoch die von vielen privaten Sendern praktizierte Form.
Und wer den Fernseher aus dem Zimmer verbannt, kann sich an weiterer Stellfläche und zugewonnener Freizeit erfreuen. Der Kollateralschaden ist vergleichbar gering, die Tagesschau hat einen Livestream.

Manche sagen es wär einfach, ich sage es ist heikel

Dass die fiese Fratze zurückkommt und mir ins Gesicht lacht, am Vorgenommenen rüttelt und ihr Revier zu markieren sucht, indem sie mir ans Bein pinkelt, habe ich so früh nicht erwartet.
An jeder Ecke stehen „Hasse mich!“-brüllende Menschen, deren Aufruf ich gern folge, Spießrutenlauf von einem Termin zum nächsten.
Auch der Grund, warum hier nichts steht.

vergiss romeo und julia
wann gibt’s abendbrot?
willst du wirklich tauschen
am ende waren sie tot
ich werd‘ immer für dich da sein,
bist du dabei?
in dem gefühl wir wären zwei

(KettcarBalu)

Use the force!

Yoda?Wer dieser Tage Küchenrollen kaufen möchte, kommt um den mutierten Laubfrosch kaum herum. Selbst die Imperialen Sturmtruppen aus Berlin werden mit dieser Figur keine Freude haben und kleinen Kindern macht sie Angst, weil sie mit ihren unzähligen Nähten auf dem Kopf an Frankenstein erinnert. Während Füße und Hände amphibischen Flossen gleichen, ersetzt die hervorstechende Stirn die begehrte Schirmmütze; außerdem trägt der schielende Zewa-Yoda seine Hosen bis an die Brust hinaufgezogen als Kontrapunkt zu den Baggy-Style-Hosen der heutigen Slacker-Kultur.

Da Leo lieber schläft, als sich um seinen neuen Spielgefährten zu kümmern, suche ich nach weiteren Verwendungsmöglichkeiten dieses erstaunlichen Produkts. Die erwähnten Nähte sind gleichmäßig angeordnet, die abnorme Kopfform bietet ein weites Feld dar, man könnte auf dem Schädel der Figur Schach spielen: Will George Lucas das verfeindete Star-Trek-Universum untergraben, indem er ein 3D-Schach-ähnliches Spiel installiert? Auch bei der Wahl der Charaktere scheint ein „Zurück in die Zukunft“-Ansatz zu greifen, weisen doch beide Figuren erstaunliche Parallelen auf:

Mr. Spock

Yoda wird eine Weile in meinem Regal wohnen, von hinten sieht er wirklich cool aus.

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Das heutige Wetter zeigt sich von seiner besten Seite und auch in der Stadt herrschen sommerliche Temperaturen. Eltern schreien ihren Kindern hinterher, kastrierte Köter kläffen und in der Gasse vor dem Haus tauscht man sich aus.
Und doch: Marburg ist aushaltbar. Manchmal. Mancherorts.
Man sollte es nur nicht übertreiben.

Strangeways, here we come

Ich habe es satt, diese Menschen, diese Gesellschaft, dieses Verhalten.
Als ich heute die Anzeigen im Express las und mir die Bauernfängerei ins Gesicht sprang.
Die Arbeitsagentur, deren Angestellten nach 40 erfolglosen Anrufen antworten und Arbeitssuchende an Firmen vermitteln, die kein Gehalt zahlen (und dies bekannt ist).
Ich weiß gar nicht, was ich am meisten hasse. Und ob es Hass ist. Aber ich habe es satt.

Hail Eris! Hail Discordia!!!

Soundtrack #1: Die Gedanken sind Frei [MP3]
Nachdem im Hintergrund die neue GMX-Werbung lief, finde ich mich auf der Suche nach dem Lied „Die Gedanken sind frei“. Gerade heute bin ich harmoniesüchtig (ein bisschen blauäugig vielleicht, dieses Lied als Inbegriff des romantischen Momentes zu bezeichnen), weil der gestrige Abend ein recht schwieriger war, die Planungen für heute im Keim erstickte und solche Abende immer nachwirken. Blöd, dass viel passieren muss bis zum Wochenende und die Zeit jetzt knapp wird.
Jede Wette, dass es Christian um Nummern schlechter geht, aber nun werde ich erwachsen: Nie wieder Alkohol.
Am Sonntag ist Großkampftag, der Umzug von Christian und Doreen steht vor der Tür und ich werde glücklich sein, wenn die Möbel beider angekommen sind. Keine fünf Fußminuten die Wettergasse hinauf brauche ich zur neuen Wohnung, die mit ihrem gewaltigen Ausblick schöne Abende verspricht.

Soundtrack #2: Die Gedanken sind Frei (The Thoughts are Free) [MP3] (RajaDefNet Singers)
Fight Club war gestern.

Düster heben sich die alten Mauern, der längst aufgegebenen Fabriken, gegen den dunklen Nachthimmel. Seid Jahren nutzlos, am Rande jeder Gesellschaft warten sie darauf zu zerfallen, zertreten oder zerstört zu werden. Genau so und nicht besser ergeht es den Darstellern unseres Films seid Jahren in ihrem eigenen Leben, ausgestoßen und von dem was man Gesellschaft nennt, verachtet, verlacht, verfolgt. Aufgestaute Aggressionen, blinder Hass und tiefe Wut gegen sich und alles andere auf der Welt. Ihr Leben ist sinnlos, für ein paar Euro schlagen sich diese Obdachlosen, Penner, Junkies die Seele gegenseitig aus dem Leib. Keine Szene ist gestellt, alles ist echt, echtes Blut, echter Schweiß. Spielzeit ca. 60 Minuten, Stereo, Color.

Bestellbar für EUR 12,90 hier. Ich stehe auf Kriegsfuß mit dem Fernsehen, werde regelrecht aggressiv, wenn die privaten Sender laufen. Dass dies auf alle Medien anwendbar ist, wird immer öfter klar. Ein abgewandeltes Zitat aus „High Fidelity“ beschreibt das Henne-Ei-Problem:
Sind die Medieninhalte scheiße, weil die Gesellschaft verdummt oder verdummt die Gesellschaft, weil die Medieninhalte scheiße sind?

Musikalischer Lichtblick: Morgen wird vermutlich das lang verschobene Album „Gestern war es“ von Peryton veröffentlicht, Lieder zum Probehören finden sich auf der Webseite und im Blog.

Jetzt weihe ich meine neue Zahnbürste ein und freue mich auf ein paar Stunden Schlaf und die Programmieraufgaben, die mich morgen zu früh aus dem Bett holen werden.

Weitere Links:

(Themen via diskordia.blogger.de, ein zu früh geschlossenes Blog)

King-Size

Mir fiel eben zum wiederholten Mal auf, dass sämtliche Schokoriegel und andere -waren, die kurz vor den Supermarktkassen auf willensschwache Kunden hoffen, eine Wachstumsphase abgeschlossen haben.
Früher gab es Mars, Snickers und Raider in ausreichend großen, mundgerechten Portionen (in damaligen Messungen zwecks Gegenwertmaximierung lag Snickers mit 60 Gramm Nutzgewicht vor den übrigen Riegeln mit 58 Gramm oder weniger) für 80 Pfennig und später eine Mark (nach der Währungsreform überraschenderweise für 49 Cent), mittlerweile hat sich die Amerikanisierung auch bei den Süßwaren durchgesetzt und die Kalorienbomber kostet jetzt bei entsprechenden Mehr-/Nährwert 30 Cent mehr.
Auch heute hat mich das zurückschrecken lassen. Aufs Gramm gerechnet sind Pizzen wesentlich billiger.

never change a winning team

Die Übersicht verschiedener Betriebssystem-Anwender, die Knut in seinem Blog gibt und sich damit als glühender Verfechter von Mac OS X outet (ein bisschen Hintergrundwissen sei mir gestattet, schließlich kenne ich ihn ganz gut), geht zwar auf die Vergötterung des freien Systems Linux durch seine Benutzer ein, lässt dieses Phänomen aber bei den Apple-Besitzern außen vor.

Mit meinem Wechsel zu Linux vor etwa vier Jahren verließ ich eine Welt der Neuinstallationen und der Virenproblematik und steckte die freigewordene Zeit in Bastel- und Wartungsarbeiten des Betriebssystems. Gerade in der nicht einfachen Lernphase, der man vor vier Jahren noch stärker ausgesetzt war als dies heute mit einer Vielzahl der Distributionen – glücklicherweise – der Fall ist, verbringt man Stunden mit dem Einrichten von Hardware, die unter Windows dem Slogan „Plug and Play“ Ehre macht. Überschreitet man diese Phase, fasst man jedes Nicht-Funktionieren eines Programms als Herausforderung auf und verliert sich in Dateien, deren Existenz der gemeine Windowsbenutzer nicht einmal kennt.
Die sich daraus ergebende Hierarchie zwischen Gurus und Anfängern wird in manchem Support-Forum deutlich und ein Neuling verliert oft nach dem ersten Kontakt die Lust am Lösen seiner Probleme (und damit im allgemeinen an der weiteren Verwendung dieses Betriebssystems), nicht zuletzt weil ihm als Umsteiger von Windows das Lesen von Readme-Dateien nicht in den Sinn kommt und er sich der Möglichkeit beraubt fühlt, Fragen an erfahrene Anwender zu richten. Übrigens ein Grund für den Markterfolg von Windows, da selbst der Nachbar ein Ansprechpartner in Sachen Softwareproblematik darstellt.
Dies ist nicht Problem von Linux allein, das oftmals nur die „Einstiegsdroge“ in BSD-Systeme oder andere Unices darstellt. Wer sich hiervon nicht abhalten lässt, bringt sich selbst in Foren ein als Knowledge-Mittelstand und ätzt ab und zu mit scharfkantigen Bemerkungen (vor allem) in Richtung Redmond, doch die Arroganz einer ganz anderen Benutzerschicht ist ungebrochen:

Statussymbol AppleApple-Benutzer lieben ihr System (wie das bereits in Knuts Text durchschimmert), manche verehren es abgöttisch und sind enttäuscht von jeder Preissenkung eines Produkts aus Cupertino, weil sie die Exklusivität in Gefahr wähnen: Sie identifizieren sich mit ihm und das hat wenig mit einem persönlich eingerichteten Desktop zu tun.
Vor allem in der Blog-Szene zu Hause, verfallen sonst seriöse Weblogs wie Industrial Technology & Witchcraft dem Profilieren über unsinnige (und unnötige) Bemerkungen, die beim ersten Lesen bestenfalls ein Schmunzeln hervorrufen.
Immerhin lesbar, verliert die Polemik spätestens in Forenbeiträgen ihren verbliebenen (literarischen) Stil. Was man in PC-Kreisen „die Kiste“ nennt, wird hier zu „meinem Baby“, dem man – samt dümmlich wirrer Artikulation – über das Alu-Kleid fährt und sich fragt, warum man all die Jahre unter „Windoof“ gelitten und jetzt das Gelbe vom Ei gefunden hat. Hier wird Apple sogar für seine Abzock-Mentalität in Schutz genommen und jeder Versuch einer Intervention und Kritikanregung durch kindergartenartiges Stampfen mit dem virtuellen Fuß vereitelt.

Dies sind Extremfälle, die fehlende Arroganz bei Windows-Anwendern so kommentieren:
Sie können es sich auch nicht erlauben.