Das konnte ja nicht lange gutgehen

Endlich gesunden!

Seit zwei Wochen trage ich diese Erkältung spazieren. In der letzten Woche hat sie mich phasenweise ins Home-Office gedrängt, herrscht bei uns im Büro das Ethos, woanders zu bleiben statt die Kollegen anzustecken. An anderen Tagen (und am Wochenende davor) hat mich eine Medikation durch die Tage gebracht, die Krankheitsbilder zuverlässig verdeckt.

Seit nunmehr einiger Zeit klammere ich mich an Guten Morgen Saft und zum Frühstück gereichte Karotten, mich fragend: «Wann ist das vorbei?»
Ich mag beides, mich stört nur der Husten.
Und die Telefonkonferenz in wenigen Stunden.

Im Januar (Nie mehr zurück!)

Ich sitze an dem kleinen Schreibtisch unter dem Dach und schaue durch in der Schräge eingelassenen Fenster, die vor einer Woche komplett zugefroren waren, auf die umstehenden Häuser. Daneben stapeln sich ungelesene Zeitungen, deren Lektüre ich mir für den Zug und das Flugzeug bewahre. Ein Stapel Bücher schweigt mich vorwurfsvoll an, das einzig gelesene Buch davon räumte ich gestern zurück in den Schrank.

Der erste Termin nächsten Jahres

In wenigen Stunden sitze ich am Meer in einem Hotel auf den Felsen, dessen Fenster nach Westen blicken. Ich werde – das ist das Drama – nicht zum Schreiben kommen und nur selten zum Lesen, wie ich in den vergangenen Monaten nicht zum Schreiben und nur spärlich zum Lesen gekommen bin.

Ich habe mir ausgesucht, wie es ist.
Stattdessen werde ich reden.

Mitmachtheater

Da draußen ist heute das Meeting, wegen dem wir in den letzten Nächten nur begrenzt viel Schlaf bekamen. Heute haben wir daher Development-Verbot weil wir auf Ressourcen arbeiten, die während des Meetings verfügbar sein müssen.

Regen am Chiemsee

Das bringt mich in die komfortable Situation, einen Fahrplan für die nächsten Tage zu erstellen und mir jedwede Gedanken zu machen, für die in den letzten Wochen keine Zeit geblieben ist.

Selbst das Wochenende am See hatte nur den Hauch von Entspannung – sie sagte, ich sei so weit weg und in Gedanken im Projekt; es war komische während der ersten zwei Tage. Ich kenne die Dinge, von denen ich träume. Und muss Acht geben, sie nicht aus den Augen zu verlieren.
Das große Ganze ist um was es geht – und sie sagt: »Habe Vertrauen«.

Der letzte große Wal

Und es kommt […] eine Kaltfront
von der sich noch Generationen erzählen

Irgendwann muss man sich dagegen entscheiden. Oder dafür, jedenfalls dazwischen. Und während das Irgendwann zu implizieren versucht, dieser Quatsch sei irgendwann vorbei, trifft man die Entscheidung jedes Mal neu, in immer kürzen Abständen; die Einschläge kommen näher.

Das Lachen, das Stille bricht.
Das Gesicht, das widerlich scheint.
Schön, wäre es in der Unterzahl.

Du stellst dir vor, dass in allen Winkeln der Welt
Menschen wohnen und nur durch die Länge der Schatten unterschiedlich sind

Tomte – Der letzte große Wal

Ein Hurenkind hat keine Vergangenheit und ein Schusterjunge keine Zukunft.

Ich kämpfe mich gerade durch die Korrekturfahne eines fälligen Halbjahresberichts. Kämpfen darf hierbei wörtlich genommen werden, der Ausdruck und die Orthographie in der deutschen Schriftsprache ist bei vielen Informatikern bestenfalls rudimentär ausgeprägt.

So holpert man von einem Hurenkind zum nächsten Schusterjungen – der Textsatz hat sich längst der inhaltlichen Form angepasst – und überlegt, ob man seine Dissertation nicht doch auf Deutsch schreibt, wovon der eine Arbeitskollege abrät, da das eigene Deutsch blümerant und ausschweifend sei und damit für wissenschaftliche Veröffentlichungen kaum geeignet.

Gern.

Jenseits des Kanals

Dieses Wetter da draußen hat dennoch sein Gutes.

Der Schreibtisch im Herbst

Man empfindet das eigene Büro nicht mehr als so karg wie noch gestern, weil die Tischleuchten den Schreibtisch in ein warmes Gelb hüllen. Draußen vor der Tür summen vertraut die Computer und hier hat man zum Lesen einen Stapel Papier.

Ich bin viel unterwegs zur Zeit; zwischen Spanien, dem Chiemsee und England pendle ich im Büro vorbei. Es gab Zeiten, in denen ich unglücklicher war. Sie liegen nicht lange zurück.

»Arbeit ist eine Grundbestimmung menschlichen Lebens.«
(Erzbistum Freiburg)

How to be good

An Tagen wie diesen sind wir fast wie Giganten. Wir trauen uns zu, alles zu verändern, den Stein der Weisen gefunden und mit Löffeln gefressen zu haben.

Konferenz in Bochum

Das Gefühl steht irgendwann in der Tür dieses Cafés, in das wir gingen, um den Tag ausklingen zu lassen und vor dem allabendlichen Konferenz-Dinner zu flüchten. Das Mittagessen hat seine Spuren hinterlassen, noch einmal fallen wir nicht darauf herein, sagen wir uns, wissend lächelnd, dass wir den Masterplan zur Rettung der Welt in der Tasche herumtragen.

Irgendwo fahren die Freunde herum; In diesen Tagen fahren sie alle nach Norden. Hoch hinaus, sagen wir uns, wissend lächelnd, dass uns der Masterplan den Weg nach oben schon zeigen wird.

Hinten am Horizont reckt sich ein kupfergrünes Dach in den stahlgrauen Himmel. Das Gefühl steht irgendwann in der Tür dieses Zimmers, von dem man den Bahnhof gut überblickt:
Die Welt rettet man bestimmt nicht von hier –
die Fetzen des Plans weht der verregnete Wind auf die Gleise.

Wir nennen es Arbeit

Armin Mühl

Weil ich nicht erreichte, wen ich erreichen wollte, weil ich deswegen Zeit und also nichts besseres vor hatte, sitze ich mit dem ehemaligen Mitbewohner und alten Freund im Café. Wir nennen es Arbeit.

Das ist das Beste, was heute passieren konnte, während der alte Freund ins Telefon brüllt und sich über Menschen aufregt, die andere «Kunden» nennen. Mal wieder die Politik.

(Der Titel ist einem Buch von Holm Friebe und Sascha Lobo entliehen.)

le bureau

Diesen Tag habe nicht nur ich ein halbes Jahr herbeigesehnt: Das eigene Büro.

Seit Monaten sitzen wir in einem Raum mit der schmeichelhaften Bezeichnung «Das Aquarium». Wäre ich irgendwo lieber als hier, hätte das mit Wasser zu tun, das «Aquarium» hingegen verdient seinen Namen wegen der nicht öffenbaren Fenster. Das Glotzen vom Gang, die unbequemen Sitzmöglichkeiten und die Lautstärke und Hitze erinnern mehr an ein Terrarium jedes beliebigen Zoos.
All das ist vorbei.
Wir können lüften, wir können rausschauen und sehen den Wald.

Ausblick aus dem Büro in Richtung Wald

Ausblick aus dem Büro in Richtung Gebäude

«Aquarium» konnte ich mir einfacher merken als C4347.

Gespräch über wen, der gerade nicht zuhören darf

Warum du gerade einen Kaffee gekocht hast, ist dir schleierhaft. Eigentlich willst du ins Bett, die Augenlider haben sich bereits selbstständig gemacht und versuchen sich an der gewichtigen Imitation Hella von Sinnens.
Wahrscheinlich Gewohnheit.

Jusomüde

Mit diesem Gedanken zurück an den Schreibtisch und wenigstens für die nächsten dreißig Minuten, die der Kaffee immer abkühlen muss, Konzentration! Dass er dir dabei nicht helfen wird, weißt du schon, bevor du ihn trinkst.
Wahrscheinlich Gewohnheit.

Es ist, als würdest du sie anziehen. Doch wahrscheinlich ist gar nichts. Du verlierst dich in Wortspielen zwischen anziehen-ausziehen, die Tasse lacht dir »Jusomunter.« entgegen und ja, Luftballons können sie machen, hat sie gesagt. Und du: Heißluftfabrikanten eben.
Wahrscheinlich Gewohnheit.