Martin Koks

Nachdem die Online-Ausgabe des Spiegels sich hier und hier noch über die verlorene Wahl ärgert, bin ich erleichtert, dass die Zeitungen bald wieder lesbar und nicht länger beide Spitzenkandidaten der großen Parteien die Titelblatter säumen werden.

Hätte ich geahnt, dass Bankkunden ihre Kontoauszüge hauptsächlich am frühen Vormittag ausdrucken, wäre ich, wie sonst, abends oder nachts gekommen und hätte mir zahlreiche böse Blicke erspart. So hielt ich es für eine gute Idee, in der auf dem Weg liegenden Bank vorbeizuschauen. Meine Nachlässigkeit ermöglichte mir, die Wartenden ausgiebig zu mustern. Den hektischen Mann, der vom besetzen Auszugsdrucker zu den Immobilienangeboten flüchtete und bemüht interessiert las, die Mutter, deren Blick mit jedem neu bedruckten Blatt finsterer wurde und jene Frau, die ihre Kundenkarten kaum vernünftig zu halten wusste und ebenso vor der Mutter – nach mir – an der Reihe war.
Ein Gesicht, dass sich zu Hause echauffiert, weshalb die Rentner morgens einkaufen, wo sie doch so viel Zeit haben. Und erst die Studenten!

Hier spricht das Imperium der Klötze

Ziemlich trüb waren die letzten Tage und während Doreen ihren ersten Zeitungsartikel bereits im Blog präsentieren kann, warte ich noch auf den ersten Auftrag. Bezeichnend, dass ich mit 26 Jahren auf die Idee komme, meine Fähigkeiten in den Dienst einer Zeitung zu stellen, wo ich die Schülerzeitung immer als langweilig brandmarkte, ohne je mitgearbeitet zu haben. Aber in den letzten Monaten ist das Interesse stetig gewachsen und um einen Fuß in die Tür zu bekommen, war Doreens Vorstellungsgespräch schließlich die passende Gelegenheit. Über das journalistische Handwerk habe ich mich auch mit Andi unterhalten, was mich sicherer in dieser Sache macht und die Zukunft freudiger erwarten lässt.
Rainald GrebeEine interessante Diskussion zu dem Thema Blogs führten Don Alphonso und Frank Patalong auf der Leipziger Buchmesse, den knapp 40-minütigen Mitschnitt kann man sich als MP3 hier anhören.
Und wem meine hier verlinkten Blogs nicht reichen, wer glaubt, dass ich nicht schreiben kann oder seine Interessen unbeachtet abseits liegen lasse, dem sie Googles Blog-Suche empfohlen.

Dörte hat jetzt zugegeben, sie onaniert auf Andreas Baader,
das ist der Rubbelmann für das Mittelmaß-Geschwader.

Die letzten Tage sind eher grau, was nicht ausnahmslos am Wetter liegt: Die Webkommune geistert in meinem Kopf, die Probleme mit ihr nerven und einen Hals auf Idealisten habe ich überdies. Wahrscheinlich übertreibe ich oder steigere mich in etwas hinein.
Wahrscheinlich bin ich bloß neidisch.

Am Ende eines Lebens

Dass heute die Festplatte des Servers das Dateisystem nach Problemen in den Read-Only-Modus geschaltet hat, folglich nichts funktionierte und erst ein manueller Dateisystemcheck durch einen Techniker den Rechner zurück ans Netz brachte, war der Punkt auf dem i, quasi der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: Ich habe mich mit rsync auseinandergesetzt und spiegele fortan jede Nacht die Datenbanken, die Grundlage des Systems (das erklärt übrigens die Ausfälle nahezu aller Dienste, wenn mySQL ins Schwimmen gerät – wie vorhin).

FlummiRechts sind die Überreste von Leos Lieblings-Spielzeug zu erkennen, das in den vergangenen Tagen eine atemberaubende Metamorphose durchgemacht hat. Sein Spieltrieb wird eher angespornt, was den unvorhersehbaren Richtungswechseln beim Rollen zu verdanken ist. Leider ist der erreichte Zustand kein beständiger: Wahrscheinlich wird der Kater schon morgen verzweifelt gegen einen unförmigen blauen Überrest hauen, der weder rollt noch springt. Schon morgen also werde ich nach einem bissfesten Flummi fragend durch die Spielzeuggeschäfte streifen, die unverständlichen Blicke der Verkäufer auf mir.
Unverständlich scheint die Zerstörung eines Lieblingsspielzeugs, auch dieser Eintrag erinnerte mich an Situationen in meiner Kindheit, in denen ich aus einem Gefühl der Freude blitzartig in einen Trauerzustand versetzt wurde, wenn ich realisierte, dass mir der zerstörte oder weggeworfene Gegenstand doch lieb war. Zuletzt vor ein paar Jahren, als ich eine CDU-Einkaufswagenmarke aus dem fahrenden Auto warf.
Natürlich war sie nützlich, egal was darauf stand.

Une Année Sans Lumière

Gestern hätte ich den Marburg-Eintrag komplett widerrufen können, so anschmiegsam französisch gibt sich die Stadt für gewöhnlich nur Samstags, wenn das Volk an den zahlreichen Straßenmusikern durch die Gassen streift und deren Laute mich erreichen. Ab und zu erwische ich mich beim Zurückträumen in eine Hansestadt und mich beschleicht dieses Gefühl, was seinerzeit das Spiel Der Patrizier ausgemacht hat. Zeitweise bedauere ich, im zwanzigsten Jahrhundert geboren zu sein. Aber meistens finde ich es sogar viel zu früh.

Weil der heutige Tag nicht besser werden konnte, zog ich mich öfters in mein Bett zurück und begann „Lost in Music“ von Giles Smith, ein schon früher erworbenes Buch was, da ich Bücher häufig schubweise erwerbe, ungelesen im Regal stand. Es werden laut Klappentext „Anekdoten und Peinlichkeiten ans Tageslicht befördert, die (fast) jeder junge Mann schon selbst erlebt hat, sich aber nur höchst ungern eingestehen möchte“. Bereits auf Seite 21 hat es mich erwischt:

Ich sollte dies vielleicht möglichst früh erwähnen: Ich verkaufe, tausche oder verschenke niemals Platten, die ich selber gekauft habe. Ich bin nicht einmal bereit, über solche Transaktionen nachzudenken.

Was auf mich zweifelsfrei zutrifft. Ich kann mich ebenfalls nicht von Tonträgern trennen, zu denen ich ein persönliches Verhältnis aufgebaut habe, jene also, die ich für mich oder für andere gekauft habe, sie ihnen dann aber aus persönlichen Gründen nicht gegeben habe. Geschenkte Tonträger fallen darunter und evidente Einzelstücke, die für den Anfang oder das Ende einer Beziehung stehen oder andere wichtige Passagen in meinem Leben musikalisch untermalten.
Es fällt mir also nicht schwer, hunderte LPs bei Ebay zu verkaufen und gleichzeitig die Single „Keine Sterne in Athen“ von Stephan Remmler im Plattenschrank stehen zu haben, die den verkauften LPs zu 99% musikalisch unterlegen ist.

Mach den selben Fehler nicht noch einmal

Friseurbesuch:
Da ich keine eigene Lektüre mitbrachte, wurde mir im Laden ausliegende gereicht, aus unerklärlichen Gründen Men’s Health. Die Webseite spiegelt nahezu perfekt das Inhaltsverzeichnis des aktuellen Hefts wider, ich habe nicht ein Thema gefunden, das mich ansatzweise interessiert hätte und frage mich, warum mir diese Zeitung ausgesucht wurde. Dabei falle ich als schmächtiger Typ in schmutzigen Jeans nicht in die typische Zielgruppe.

Ebenso unverständlich sind Kommentare, wie langweilig und nihilistisch die Einträge dieses Blogs seien. Sollten die durchweg anonymen Verfasser in ihrem Leben nichts besseres zu tun haben, als uninteressante Weblogs zu lesen, bestätigt das die eigene Misanthropie. Wer seine Tage mit Langweiligkeiten füllen mag, schaue sich bitte das Mittagsprogramm privater Fernsehstationen an, ich möchte keine Alternative im Leben konsumierender Dumpfbacken sein. Geht spielen, da draußen gibt es millionen anderer Blogs.

Und den Kritikern im Fritz! sollte man erzählen, dass es durchaus noch Tonträger auf Vinyl gibt:

Wem „Let Go“ gefiel, der findet auch an „The Weight Is A Gift“ binnen kürzester Zeit seine helle Freude, die sich jedes Mal noch steigern wird, sobald der Silberling im Player rotiert.

Doch den Eindruck des neuen Nada Surf-Albums kann ich bestätigen, auch wenn die große schwarze Scheibe einfach nicht in meinen hippen Player passt.

Am Anfang war das Wort

Als Begleitung von Doreen gelangte ich heute in die Redaktionsräume der hiesigen Zeitung, der Oberhessischen Presse Marburg. Sie hatte einen Gesprächstermin, da sie als freie Mitarbeiterin für diese Zeitung arbeiten möchte.

Sie begleitend fand ich mich ebenfalls im Büro des Ressortleiters beim Gespräch – und das klang so interessant, dass ich ebenfalls Interesse an einer solchen Tätigkeit verlauten ließ, er meine Daten aufnahm und wir nun gemeinsam auf die angekündigten zwei bis drei Termine für die Probeartikel warten.
Zur Sprache gekommen ist auch das Salair, welches keinen großen Posten in meinem monatlichen Haushalt ausmachen dürfte. Aber ich habe etwas Abwechslungsreiches zu tun und muss die Frage, ob ich bereits für eine Zeitung gearbeitet hätte, nie wieder verneinen.

Bezüglich der Webkommune-Probleme habe ich den heute morgen veröffentlichten Artikel zurückgezogen. Ich werde mit meinen Domains auf unserem dedizierten Server bleiben, neige ich doch zu Schnellschüssen, wenn ich mich die halbe Nacht über den wiederholten Zusammenbruch des Mail-Systems ärgerte. Und das zu einem solch ungünstigen Zeitpunkt wie gestern abend.

In tiefsten Tiefen

Die Verzweiflung, die in dir wohnt, möchte ich haben!

Angefangen mit Oasis, abgeschlossen mit Tocotronic, dem letzten guten Lied des Abends. Also ging ich gegen drei.

Dass du bis fünf tanzen kannst…

Ich war immerhin der bestangezogenste Loser heute abend, oder? Oder nicht?

Du wirst einfach nicht schlau.
Alles was zählt, ist.

Thin Lizzy

Ich verbrachte den zurückliegenden Nachmittag in der Obhut meiner Großeltern – auf dem Land.
Nun sitze ich zurück nach Hause, nach Marburg, im Zug (einer Regionalbahn), die durch verschlafene Ortschaften zuckelt – in ihnen hält – und faszinierende Blicke auf die Kleingartenkultur meiner ehemaligen Heimat bietet. Gehegte und gepflegte Klein- und Großgärten strahlen die entsprechende Idylle aus, wenn ich den Blick hebe, erhasche ich an den Streckenrändern weite Felder, ab und zu grasendes Rotwild.

Ein Glück, dass ich hier nicht mehr lebe.

Eine SMS, die jene Misere bedenklich treffend beschreibt, die ich allerdings zu früh löschte und daher nur sinngemäß zitieren kann, bezieht sich auf das hohe, in Marburg erhaltene Alter eines gemeinsam bekannten Alkoholikers:

Freund, du darfst nicht vergessen: Der ist gegen das Vergehen in Alkohol eingelegt. Eine denkbar schlechter Kompromiss. Verlasse die Stadt sobald du kannst.

Trotzdem, ein guter Tausch bisher. Doch langsam wird es Zeit.

Nullpointer Exception

Die meisten Schlachten sind – so fühlt es sich an – geschlagen, der Feind liegt klar vor einem. Doch unangreifbar. „Ich mache meinen Frieden mit euch“ stimmt nicht einmal ansatzweise und lieber heute als morgen dieser Stadt den Rücken kehren, was aus verschiedensten Gründen scheitert. Frustrierend ein paar Kaffees in den einschlägigen Läden, auch hier lassen sie dich nicht in Ruhe.

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So fühle ich mich auch.

Halte dich von diesen Kindern fern!

Im Herzen der Stadt und doch am Rande des Universums, wie es scheint, beginne ich zu kochen an einem Samstag morgen um vier, an dem ich anderes tun sollte. Nach einem Abend, den ich naturgemäß hätte anders verbringen sollen, einem Freitag-Abend, der eines jener Wochenenden einläutet, die man ausschließlich an den Öffnungszeiten erkennt.
Die angebratene Tomatensauce – das letzte Experiment, denn in Zeiten wie diesen ist das Experimentiern von Nöten; man kann doppelt nicht, wie man gern wollte – knarrt in der Pfanne neben den Nudeln, deren Wasser lustlos mit den Fettaugen spielt. Ich zerdrücke das gespiegelte Gesicht mit den Fingern, bis mich der Schmerz in die Gegenwart zurückholt.

Einem Zombie gleich wandle ich durch die Stunden, durchdrungen von netten Momenten (auch und unerwarteterweise gestern), der Moment hält am Leben. Morgen einer, übermorgen der nächste. Dazwischen: Hangeln. Und nicht hinfallen. Die Glieder müde und schlaff, zum Aufstehen fehlt die Kraft. Taumeln ist okay. Dauerzustand. Testbild.