Durchsetzung der Urheberrechte

Aus aktuellem Anlass möchte ich hier meinen Standpunkt zur Durchsetzung der Urherberrechte und dergleichen darlegen:
Es ist nicht das erste Mal, dass Bilder von Doreen ohne Einverständnis auf anderen Webseiten aufgetaucht sind. Dies führte schließlich zu einem Passus auf ihrer Webseite, der daran erinnert, bei einer geplanten kommerziellen Verwendung ihr Einverständnis einzuholen.
Mittlerweile ist sogar ein Foto auf einem Flyer und damit in einer Zeitung aufgetaucht – ohne Einverständnis. Die Gruppe all jener, die „Copyright“ und „Klage“ schreien, ist zur Zeit besonders aktiv. Selbstverständlich ist das sehr ärgerlich, ob aber eine gerichtliche Durchsetzung der eigenen Ansprüche der richtige Weg ist, wage ich zu bezweifeln.
Die (authorisierte oder unauthorisierte) Veröffentlichung bringt eine weite Verbreitung der Fotos mit sich. Es ist nicht davon auszugehen, dass jeder, der diese sieht, den Urheber (er)kennt. Seit einiger Zeit gestattet Doreen also die Verwendung von Bildern auf Webseiten mit einer Angabe der URL ihrer Homepage. Dies hat zur Folge, dass einem recht großen Teil der Betrachter nicht verborgen bleibt, von wem diese Fotos stammen. Würde in diesen Kreisen ein Foto ohne eine entsprechende Kennzeichung auftauchen, wäre die Herkunft des Fotos sehr bald klar – entsprechende eMails und Nachrichten bekommt Doreen laufend. Die Sache in den Druckmedien verhält sich entsprechend anders.

Eine Klage gegen den Veranstalter hätte auch bei Erfolg einen faden Beigeschmack. Jemand, der die neuen Medien so intensiv nutzt, ihnen sogar recht viel zu verdanken hat, verdingt sich mit einer solchen Klage dem spröden System und den erstarrten Strukturen, aus dem heraus Medienriesen die eigenen Kunden verklagen. Dass mit Doreens, im Internet veröffentlichten Fotos kein Geld gemacht werden kann, ist einzusehen: Sie liegen in einer viel zu geringen Auflösung vor, als dass man Abzüge oder dergleichen vermarkten könnte. Dieser Vertriebsweg ist unangegriffen, die Verbreitung und Veröffentlichung ihrer Fotos ist also eine kostenlose Werbung und eine Form von Anerkennung und Lob.
Dem Veranstalter des Festivals, der Doreens Fotos auf seinen Flyern veröffentlichte, ist nichts desto trotz in schärfster Form mitzuteilen, dass er gegen das Urheberrecht verstoßen hat. Nachdem er auf ihre eMail lange nicht geantwortet hat, kam gestern eine Entschuldigung samt Angebot, über die Vorfälle zu reden. Und endlich eine eMail-Adresse, an die man schreiben kann. Diese sucht man auf der Webseite indes vergeblich, das Kontaktformular scheint darüber hinaus nicht zu funktionieren, wie K. in der eMail andeutet.

Falsch ist, dass ich der Ansicht bin, Verstöße ohne Gegenreaktion hinzunehmen. Allerdings zeigt sich auch hier wieder, dass der Großteil der angeschriebenen Personen zu Gesprächen bereit ist und sich für ihr Verhalten entschuldigt. Man sollte sich seine Vorgehensweise also gut überlegen. Das Bemühen des juristischen Apparats ist in meinen Augen der berühmte Kanonenschuss auf Spatzen. Es lohnt sich, weitaus mehr Energie in die (kreative) Auseinandersetzung mit den neuen Möglichkeiten, die das Medium Internet seinen Benutzern bietet zu investieren. Nur Weniges ist bereits vorgedacht, das Gebahren großer Medienunternehmen sei hier unbedingt kritisch unter die Lupe zu nehmen, oftmals sind diese dem alten System verhaftet und versuchen, etablierte Strukturen in das neue Umfeld zu portieren.

Vom Broadcasting zum Broadcatching

In der aktuellen Ausgabe der de:bug (#86) ist dem „Ende des Fernsehens als Broadcasting-Medium“ ein recht langer Artikel gewidmet. Dem Wandel also von passivem Konsum aus den Fernsehsesseln hin zu selbstbestimmtem, aktivem Konsum.
Wie dieser in den letzten Monaten aussah und sich in Zukunft entwicklen könnte, wird vom Autor grob geschildert: Den bereits erhältlichen, aber noch spärlich verbreiteten „persönlichen Videorekordern“ (PVR, auch als DVR oder TiVo bekannt), die einen „Service, um den Zuschauer zu emanzipieren“ bieten, wird als ebenfalls etabliertes und dem bereits heute aktivem Konsum zugrundeliegenden Protokoll BitTorrent gegenübergestellt. Beide Techniken in Verbindung mit RSS, dem sehr verbreiteten XML-Format zum News-Austausch, ermöglichen ein Abonnement beispielsweise von Fernsehserien, deren vollständige Staffeln der TiVo eigenständig zusammensucht und für den Benutzer vorhält.
Einen Schritt in diese Richtung haben die PVRs spätestens mit der Möglichkeit der eigenständigen Programmaufnahme gemacht, die dem Benutzer- (sprich: Fernseh-)Profil des Besitzers gerecht werden soll. In einigen Fällen schätzt das Gerät die Vorlieben allerdings falsch ein, so dass es immer wieder zu lustigen Episoden kommt:

Aus unerfindlichen Gründen dachte mein TiVo, ich wäre schwul. Jedenfalls hat er immer nur Schwulenfilme aufgenommen. Ich habe dann versucht, ihn umzutrainieren, indem ich ausschließlich harte Kriegsfilme programmierte. Jetzt denkt er, ich wäre ein Nazi.

Dass dieses Szenario durchaus im Bereich des Möglichen, sogar in naher Zukunft liegt, verdeutlicht einmal mehr ein Open Source Projekt: MythTV leistet all das oben beschriebene bereits auf Basis eines Linux-Rechners mit TV-Karte und ausreichend Plattenplatz. Per Plugin gelingt sogar die Verquickung von RSS und BitTorrent.
In einer Zeit, in der RTL gegen die „Fernsehfee“ zum automatischen Ausblenden der Werbeunterbrechungen klagt, ist der Medienriese bereits von der Realität überholt.

Dumm gelaufen für den Sender, der bekannt geworden ist durch seine juristischen Fachproduktionen wie „Das Familiengericht“, „Das Jugendgericht“ und „Das Strafgericht“, seine medizinischen Lehrfilme wie „Dr. Stefan Frank – Der Arzt, dem die Frauen vertrauen“, seinem investigativen, kritischen Journalismus („Exklusiv – Das Star-Magazin“) und der seinen Zuschauern sogar psychologische Beratung bietet („Vierbeiner auf der Couch – Wenn Tiere einen Tick haben“).

Dumm gelaufen auch für das Auditorium, das dankbar für das Abnehmen der Entscheidung ist, welchen Mist man sich jetzt überhaupt anschauen sollte.

Ein Dosenfisch stürzt sich lachend ins offne Meer

Man möge mir bitte sofort erklären, warum alles auf einmal und zum unpassendsten Zeitpunkt kommt.
Dafür habe ich mir eben endlich Blogs! und Minusvisionen bestellt, für die Busfahrt nachher wird der Freund herhalten müssen.
Ich wünsche November, Mitte bitte. Zum Sofortessen. Danke.
Weil so schön das manchmal auch sein kann, im Moment regt mich alles auf.
Gerade, als Zustimmung, stellt die Spülmaschine ihren Dienst ein: Fertig. Wir fühlen uns gleich.

Daniel der Zauberer

Ich las eben in einem anderen Blog, „Daniel der Zauberer“ sei der schlechteste Film aller Zeiten.
Als ich das erste Mal davon hörte, dass ein Film über Daniel Küblböck in die Kinos kommen sollte – selbst als ich das erste Mal auf der Homepage des Filmes war – hielt ich das für einen professionellen Scherz. Zu unwahrscheinlich, dass sich ein Regisseur (Ulli Lommel) mit diesem Thema auseinandersetzen würde, überdies schien mir der Inhalt weit hergeholt. Von vornherein hat man also den Eindruck, dass man sehr verliebt in Daniel sein muss, um den Film über seine gesamte Länge ertragen zu können. Da hat selbst Daniel seinen Fans zu viel zugemutet.

Was reitet also einen Regisseur, der gleichzeitig das Drehbuch geschrieben und eine Schlüsselrolle inne hat und somit für den Film vollständig verantwortlich ist, der sogar 1974 im Fassbinder-Film Effi Briest eine tragende Rolle spielte, eine solch grausame Meta-Biographie zu drehen?
Unzweifelhaft setzt sich die mit „Deutschland sucht den Superstar“ begonnene Polarisierung des erreichten Teils der Gesellschaft weiter fort. Nur wenige können normal mit ihm umgehen, während der Großteil in zwei Lager gespalten ist: Das eine findet ihn schrecklich bis körperverletzend, würde sich gern revanchieren und geht nicht ins Kino. Die kleinere Gegenpartei findet Daniel grandios, einige Anhänger besuchen sogar den Film und schreiben herzzerreißende Rezensionen. Und einer von ihnen dreht sogar einen Film und setzt seinem Helden ein Denkmal, auf dem der eigene Name steht. Ob er sich damit einen Gefallen getan hat, ist im Moment nicht absehbar. Für die „Faniels“ ist er ein Held und im Forum, in dem auch Daniels Papa Bewunderer hat, gibt es in naher Zukunft eine Fan-Ecke mehr.

Wenigstens in einem Punkt herrscht Einigkeit in beiden Lagern:
His life is magic

Deutschtümelei in deutschen Texten

Nach den Anfeindungen gegenüber Mia wegen angeblicher „Deutschtümelei“, herausgelesen aus dem Spiel mit den Farben der deutschen Nationalflagge, ist das Thema im Munde aller, die sich für Musik mit deutschen Texten interessieren. Blumfeld kommentieren auf ihrer Homepage, Virginia Jetzt! haben mit einer Stellungnahme in der Intro reagiert, zu der sie sich durch eine Rezension ihrer aktuellen CD genötigt sagen und Telepolis sowie laut.de berichtet:

Alles begann mit einer Textzeile im Song „Liebeslieder“ vom neuen Virginia Jetzt!-Album „Anfänger“: „Das ist mein Land, meine Menschen“, heißt es da. Das war – wieder einmal – zu viel für einige Musik- und Weltverbesserer. Prompt kam die Antwort: von „Issues des volkstümlichen Schlagers“ und „Witt’schem ‚Wir Sind Wir‘-Nationalmief“ ist in einer Rezension die Rede.

Ein zweifelhaftes Hobby, alles und jedem die nationalsozialistische Tendenz anzuheften, ein absolut grober Unfug sogar, wenn man sich mit der Vergangenheit der betroffenen Band näher auseinandersetzt. Ich bin sicherlich nicht der einzige, der auf links einzuordnenden Festivals neben ihnen gezeltet hat.
Dümmlich wirre Argumentation und verbohrte Sichtweisen findet man im Streitgespräch diverser radikaler Grüppchen, die verbissen und realitätsfremd einem Ideal hinterherhecheln („Also schloss er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf“). Nationalstolz kann eine eine gefährliche Sache sein, das krampfhafte Hineininterpretieren dieses in unpolitische Dinge (und ja, ich halte VJ! für unpolitisch) ist ebenso gefährlich, erinnert hat Ketzerei. Das in solchem Zusammenhang auch persönliche Dinge eine Rolle spielen, wird in der eher peinlich endenden Stellungnahme deutlich.
Die Kritik an Mia ist noch immer nicht verstummt, die Kritik an VJ! in meinen Augen blanker Blödsinn. Dass selbst Blumfeld Stellung beziehen, verdeutlicht die Angst vor gegen alles und jeden schießende Hirnlose in Internet-Foren oder fragwürdig gewordenen Musikmagazinen. Scheinbar kommt abhanden, was sich über vor vielen Jahrzehnten erst angeeignet wurde: Differenziertes Denken. In Zeiten, in denen Schreien populär geworden ist….

iBook

Heute wurde der neue iMac vorgestellt. Würde mich irgendwer fragen, zu welchem Rechner ich ihm raten würde, wäre die Antwort klar. Dass sich der gemeine Computerneuling lieber an Elektronik- oder Supermarkt-Ketten wendet, um im Schnellschuss das Top-Angebot zu kaufen, später beim verständnisvollen Nachbarn ob Unkenntnis und Betriebssystemproblemen auf der Matte steht, ist eine Tragik.
Selbstverständlich, dass nicht jeder Apples Design toll findet, die Hardware und das Betriebssystem indes sind es.

Billiger, ebenso schön und einfacher zu bekommen ist das heute erschienene Buch über „Literatur und Journalismus im Internet. Fünfzehn Web-Logger über Text und Form im Internet – und warum sie das Netz übernehmen werden.“ In freier Zeit werde ich mich diesem Buch gern widmen; schließlich ist es der Grund für die Existenz dieses Blogs, nachdem ich mich aus dem LiveJournal zurückzog und diese Entscheidung bis heute nicht bereue.

Kaufen, Marsch Marsch!

Die Supermarkt-Kasse verlassend und Kurs nehmend Richtung Zeitungsladen ereilte mich der Gedanke Minuten später. Wenn wir gegen Mediamarkt und Konsorten wettern – die vermeintlich Schuldigen an der „Geiz ist Geil“-Welle – so ist alles, selbst die einst geliebte und jahrelang abonnierte Zeitschrift, Opfer der Bildzeitungspolitik der einfachen Schlagzeilen geworden: Die c’t wird fortwährend uninteressanter, seit Monaten lege ich sie höchstens einmal zügig durchblättert in die Schublade. Dass ich erst letztens die Jahresgebühr für mein Abo entrichtet habe, macht die Sache nicht angenehmer. Ein Herz des Supports, das c’t Abo in eines der iX umzuwandeln?
Mit der Süddeutschen Zeitung geht es mir seit ein paar Tagen ebenso, wenigstens liegts hier an der fehlenden Zeit. Das Magazin habe ich immerhin geschafft, sogar schon gestern.
Schneller ginge es mit Hörbüchern, die zunehmend beliebter werden. Zeitersparnis, da nebenbei im Internet gesurft oder Solitär gespielt werden kann, geht auf Kosten der Gedanken, die man sich beim Lesen verschiedener Bücher machen sollte. Wer Hesses „Steppenwolf“ neben einer Partie Doom3 hören kann, der isst Popcorn zum Frühstück.
Wenigstens hat es heute geregnet, was dem ganzen eine zynische Note verpasst. Willkommen in meinem Sommer.