Der guten Laune Requiem (b-Moll)

Ich habe heute in drei Büchern gelesen.

Dies sind keine Erfolgsmeldungen: Offenbar bin ich heute abend keinem dieser Bücher gewachsen. Zielsicher griff ich im Bücherregal an der leichten Unterhaltung vorbei, welche mir die Freundin in Form einer Buchempfehlung für Karen Duves Dies ist kein Liebeslied aufzwingen wollte (überhaupt sollte man mit Büchern vorsichtig sein, die bereits in Zeile 4/5 mit einem (mutmaßlichen) Rechtschreibfehler aufwarten). In die Idee verrannt, unbedingt und endlich ein Buch von D. Diederichsen lesen zu wollen, krampfte und kämpfte ich auf meinem als Sofa umfunktionierten Bett Seite um Seite.
Wo soll das bitte hinführen? Der Tag begann zu früh nach einer durchwachten Nacht, wenig später stellte sich bereits der erste Kopfschmerz ein, die Tageszeitung war geklaut und der Briefkasten gähnte mich an, obgleich Montags eine weitere Zeitung per Post anzukommen pflegt. Der Dauerregen sang der guten Laune Requiem und noch immer schmerzt mein Bein, ein Tribut an die letzten Tage, mit denen ich am Morgen vor dem Aufstehen abschloss: Rien ne va plus!

Der Abend endete mit der Überarbeitung und der Abgabe meiner seit langem auf den Partner wartenden Seminararbeit. Zu müde, um mich deswegen aufzuregen.

bust dot com

Doreen hat einen alten Text im Internet gefunden, den ich wohl im August 2001 in ein Literaturforum gepostet habe. Sehr blumfeldesk, ich hatte wohl eine meiner Phasen, in denen ich mich an ein Lied oder eine Platte klammere und mir nichts anderes zu Ohren kommt. Einen groben Schnitzer habe ich ausgebessert:

Namhafte Spinner besetzen die Plätze
von denen man glaubt, sie verändern die Welt.
Und während ein Rudel Wölfe laut bellt,
behandelt man dich wie das Letzte.

Du stehst neben dir und fragst dich wieso,
ein Kind hält dich fest, es zeigt dir woher.
Deine Gedanken sind lange schon leer
Sie drehen sich um dich und nicht um den Zoo.

Schon wieder ein Bellen, doch diesmal viel näher.
Du stehst neben dir und drehst dich nicht um.
Du fühlst dich beschattet und bleibst daher stumm
die Welt wird dir klarer.

Jetzt in der Ferne, ein leichtes Gewitter,
du siehst es und findest den schützenden Baum.
Für dich ganz alleine stehst du hier im Raum,
doch mehr als das Leben erkennst du die Gitter.

Gefangen im Leben, es ist nichtmal dir,
irrst du durch die Zeit und suchst ein Zuhaus.
Für dich siehst du Menschen, sie seh’n müde aus.
Gefangen im Leben, was willst du noch hier?

Außerdem heute den Vertrag für den Stellplatz unterschrieben, auf dem Gelände eines ehemaligen Arbeitgebers. Als ich am früheren Büro vorbeiging, deutete kein Schild mehr auf das Start-Up von damals. Es gab Gerüchte, media[netCom] sei pleite. Mit Sicherheit steht es nicht gut um die Firma, die ehemalige Homepage ist zu einem unnützen Portal geworden. Die Geschäftsidee war eine Video-On-Demand-Lösung, bei meinem Ausscheiden – kurz nach einer feindlichen Übernahme und auf dem Höhepunkt der Kündigungswelle – liefen zwei Pilotprojekte.
Ich habe nie einen Vertrag mit meinem Arbeitgeber unterschrieben. Man konnte mir also gar nicht kündigen, ich bin aus freien Stücken gegangen (oder vielmehr: nicht weiter erschienen), als die „Neuausrichtung“ erkennbare Gestalt annahm. Das Klima war sowieso vergiftet, Monate später kam meine längst vergessene Lohnsteuerkarte per Post.

Die Leute wollen lachen II

Gestern fand der erste Poetry Slam im KFZ statt. Neben Lokalmatadoren waren auch Robert Gaude, Dalibor und der Spoken Word Berlin Abgesandte Frank Klötgen dabei. Bis auf einen dümmlichen Zwischenruf aus dem Publikum war der Abend gelungen, Robert der Sieger und Dalibor – auf den sich der Zwischenruf „Mehr Poetry!“ bezog – Zweiter. Sofort hatte ich seine Worte aus Frankfurt im Kopf. Ich freue mich auf den nächsten Slam, im März, in der Cavete.

Gestern war der Monteur da, der mir vor Weihnachten die neue Heizung installieren wollte. Er sah sich die Szenerie noch einmal an, fragte ob ich heute zu Hause sei und dass wir das mit der Heizung dann endlich mal machen würden. Ich entgegnete, ich könne es einrichten und würde mich freuen, wies auch auf die keineswegs nennenswerte Heizleistung des installierten Provisoriums hin.
Der Wecker um 8 mahnte zum Aufstehen, Auf- und Umräumen, Platz schaffen und Kaffee aufsetzen. Dass um 15 Uhr weder Heizung noch Monteur in Sicht sind, verwundert wenig. Trotz allem ein gelungener Morgen, ich fühle mich wohl.
Anscheinend nicht nur: Neben mir tanzt eine Fruchtfliege und amüsiert sich köstlich, dass ich ihr Nest seit Tagen nicht finde.

Herr der Ringe

Der schönste Augenblick während des Kochens ist der erste Moment der Zwiebeln im heißen Öl. Ich achte stets darauf, die Zwiebelringe als erstes und allein in das Öl zu bugsieren, um den Geruch nicht durch anderes Gemüse verfälschen zu lassen. Als Verehrer der roten Speisezwiebel nasche ich bei den Vorbereitungen auch die eine oder andere rohe Scheibe. Der Geruch, den die Haut noch Tage später abgibt, ist sehr angenehm. In der Uni oder öffentlichen Verkehrsmitteln kann man die Finger aneinanderreiben und sich während einer unauffälligen Handbewegung mit dem Geruch verwöhnen. Ihr solltet darauf achten, wie viele Menschen die Finger reiben!

Wie wir eben festgestellt haben, orientiert sich Adam Green musikalisch mittlerweile an Torfrock und literarisch offenbar an Hugo Ball. Doch, das neue Album ist toll und das Buch auf dem Wunschzettel.

Hair News Magazine

Es gibt – das konnte ich mir bestätigen – wenig schöneres als, morgens zwar vom Telefon aus dem Bett gerissen, sich wenig später bei Kaffee in einem Friseurladen zu finden, die Haare gewaschen und anschließend geschnitten zu bekommen.
Das Bild, was jeder im Kopf hat, wenn es um Friseursalons geht, also die Gruppen älterer Damen, die Neuigkeiten aus dem unmittelbaren Bereich rings um ebenjenen Laden austauschen, bestätigt sich auch in modern eingerichteten Läden einer Studentenstadt. Zwar finde diese Unterhaltung mit Zugezogenen nicht statt (wegen des Fehlens notwendiger intimer Kenntnisse), die aus Geschäftsführern, Lokalprominenten und klassischen „Tratschweibern“ zusammengesetzte Restklientel allerdings tauscht sich den Angaben meiner Friseuse zufolge ausgiebig und engagiert aus.
Morgens um 9 allerdings ist der Laden leer, der Kaffee frisch, alles liegt in einer entpannenden Ruhe und auf dem schmierigen nassen Kopfsteinpflaster rutschen die wenigen Passanten am Laden vorbei.

Wer die Band Jona noch nicht kennt, dem sei ihre Platte Teilen was du weißt ans Herz gelegt, wenn er denn auf die alten Tomte-Platten in langsam steht. Auch eine Ähnlichkeit zu Kettcar ist nicht von der Hand zu weisen.
Auf Empfehlung von Ingo habe ich mich in Joachim Lottmanns Die Jugend von heute hineingelesen. Bisher ein Vergnügen und nicht nur für Liebhaber der Popliteratur eine Empfehlung.

E=mc²

Gestern entdeckte ich beim Blick über die Bücher im Regal, dass sich Die Physiker des Herrn Dürrenmatt in meinem Besitz befinden. Eine grandioser Zufall, da in den letzten Wochen das Interesse für das Buch oft erwachte, sei es durch Erwähnung in Gesprächen oder Rezensionen dieses.
Mir passiert ab und zu, dass ich ein Buch kaufe um zu Hause feststellen zu müssen, bereits ein gleiches Exemplar im Bücherschrank stehen zu haben. Öfter allerdings passiert das mit Tonträgern jener Gruppen, bei denen ich auf den Besitz der kompletten Diskographie bedacht bin, also mit CDs und Schallplatten, die man zu Sammelzwecken kauft, naturgemäß nie (aber mindestens kaum) hört und vergisst, sie zu besitzen.
Nun lag also die Komödie vor mir, der Tag neigte sich dem Ende zu und Kafka wollte ich einen Tag Auszeit gönnen (oder eher: mir), also legte ich mich mit einem Tee und etwas Gebäck ins Bett. Tatsächlich verging die Zeit wie im Flug, ein gut lesbares, tolles Buch, über das ich noch nicht allzusehr nachgrübeln konnte.

Heute habe ich den Lektor für Doreens Rezension über eine wissenschaftliche Betrachtung Kafkas Das Urteil gegeben. Auch ein Stück, was ich gern einschieben werde, wenn mir Amerika die Zeit lässt. Solange aber muss ich selbst schreiben, der Berg wird immer größer.

Messgenauigkeit 99,5%

Seit gestern habe ich also ein „energieverbrauch-messgerät wattmeter“, wie es auf der Packung steht. Auch nur, weil ich zufällig bei Tchibo eines gesehen habe und Reichelt in diesem Falle knapp doppelt so teuer gewesen wäre. Angeschlossen habe ich an das Gerät die übliche Steckerleiste für die Schreibtischaufbauten und die USV, hinter der zwei Rechner und die üblichen DSL-Komponenten hängen. Ich hätte einen höheren Stromverbrauch erwartet, aber mein Rechner konsumiert samt Röhrenmonitor etwa 250 Watt. Für einen Pentium 4 ein akzeptabler Wert, wenn ich an die Masse der Steckkarten und die Festplatten denke. Dann aber habe ich den Server angeschaltet und musste feststellen, dass dieser ohne Monitor nur knapp 60 Watt verbraucht – mit zwei CPUs. So gern ich den P4 auch habe, ist es doch eine ziemlich misslungende Konstruktion. Nicht ohne Grund hat Intel für die aktuellen Pentium M Mobilprozessoren die P3-Architektur als Entwicklungsgrundlage auserkoren.

Seit Anfang der Woche lagen immer zwei Exemplare der Süddeutschen im Haus. Eines beließ ich immer im Eingangsbereich, aber es schien, als existiere in diesem Haus kein anderer Abonnent außer mir, die Zeitung blieb jedenfalls liegen. Heute dafür gibt es wieder überhaupt kein Exemplar, was mich doch ziemlich ärgert und nicht zum ersten Mal vorkommt. Es gab Zeiten, in denen ich die Zeitung ungelesen entsorgt habe, mir das Fehlen zwar aufgefallen, aber recht egal gewesen wäre. Seit einiger Zeit lese ich sie aber und so hatte ich mich nicht ohne Vorfreude ins Treppenhaus gestürzt.
Wenn ich mich jetzt bei der Süddeutschen melde und die heutige Ausgabe als „nicht zugestellt“ markiere, bekomme ich sie morgen. Dann werde ich sie ungelesen entsorgen.

Gerade auf meinem Nachtschrank:
Franz Kafka: Amerika
Ingo Niermann: Minusvisionen