Ich werde jetzt
meine Siebensachen packen
und ins Siebenviertel
gehen.
Kategorie: Tagesschau
„Unser Christian“ und andere…
ist ein Büchlein mit gesammelten „Geschichten über Marburger Originale“. Ich habe es irgendwann meinem Vater geschenkt. Einmalunterhaltung ist sowas, man hat nichts verpasst, wenn man es nicht gelesen hat. Und wenn man das möchte, dann ist das ein Halbstunden-Frühstück. Interessant vermutlich für Menschen, die das alte Marburg kennen.
Mein Christian war gestern mit Doreen und mir in der „China-Garage“ (Zitat Doreen). Später tranken wir ein paar Bier und schauten gemeinsam den letzten Auftritt Checkpoint Charlies im Dillenburger Matrix, von dem Martins Vater zwei Video-CDs erstellt hat. Einmalunterhaltung. Und so weiter. Schlimm.
Nachdem ich vorgestern schon während des Besuchs in der Dunkelkammer erfuhr, dass der doofe Hahn auf dem Rathaus gar nicht kräht, sondern sich mindestens ein Posaunist auf dem Giebel versteckt hält, wurde ich gestern noch einmal darauf hingewiesen, dass die Schilderung im Eintrag vom 4. Oktober nicht korrekt sei. Danke an die oder den Unbekannten für den Kommentar.
Als ich gerade das Paket von Flight 13 öffnete, fiel mir eine Single von Gonzales in die Hände. Ein Geschenk des Hauses, vielen Dank.
Ich-Dissoziation
Wir waren heute unter anderem zu Besuch in der „Camera Obscura„, die vor dem Marburger Landgrafenschloss steht. Kurz darauf haben wir einen Fußweg von dort zu meiner Wohnung gefunden, auf dem man etwa 5 Minuten unterwegs ist. Ich habe also bis heute im Glauben gelebt, mit dem Bus zum Schloss zu fahren wäre wesentlich kürzer. Irrtum 1.
Außerdem hat Doreen heute Fotos von der Uni (im Speziellen der philosophischen Fakultät und der Universitätsbibliothek) gemacht, anschließend waren wir in der Mensa essen. Etwas, das ich mir im neuen Semester wieder angewöhnen möchte. Und bis heute mittag war ich der Überzeugung, der „Maisgrießauflauf ‚Polenta‘ mit Gemüse und Chili an Tomatensauce“ würde nicht schmecken. Irrtum 2.
Gerade läuft die „blobkanal“ der gleichnamigen und leider nicht mehr existenten Band auf Heavy Rotation; Ich dachte, ich würde mich so genau an die Texte nicht mehr erinnern können. Irrtum 3.
Gleichzeitig habe ich das Logik-Skript fehlerbereinigt, damit genug der Logik für den Moment und werde alles sorgfältig verstauen, hinaufhieven in das oberste Schrankfach, das ich finde. Gute Nacht, Logik. Genug von dir.
„Irgendwie sind wir uns fremd geworden.“
„Jetzt musst du springen“
Letzten Dienstag:
Nachdem ich eine Stunde recht ziellos und doch einer Richtung folgend durch die Stadt laufe, komme ich an unserer alten Wohnung vorbei, die mir trostlos entgegenblickt. Der Hof steht leer, also hat es wohl auch der ältere Herr geschafft, der lange Zeit unter uns wohnte und schon im Frühjahr 2003 erzählte, er wolle fort von hier – seine Möbel sogar verschenkt und versucht hat, mir eine Schrankwand anzudrehen – er ist nun also tatsächlich ausgezogen.
Gegenüber zeichnet sich der „Affenfelsen“, ein hässliches und für Selbstmorde bekanntes Hochhaus am Rande des Südviertels, gewohnt vom tiefhängenden Himmel ab, ein Bild, dass mich jahrelang beim Hausverlassen begrüßt hat. Vertraut trostlos. Etwas weiter die Adenauer-Brücke, auf der ich kurz überlege, ob ich die gefalteten Blätter in der Gesäßtasche lesen soll, mich dann dagegen entscheide, um nicht den Eindruck eines Springwilligen zu machen. Überhaupt haben wir damals in der Selbstmordecke Marburgs gewohnt, wie es scheint.
Ich schaffe es bis zu Christians Haustür, die mir verschlossen bleibt. Im Bus auf die Lahnberge treffe ich Nick, später im Bus nach Hause viele Menschen, die ich einfach nur umarmen mag.
„Telefon!“
Mein Telefon ist mein bester Wecker. Man muss dazu sagen, dass es ein Modell aus den 50er Jahren ist, ausgestattet mit Wählscheibe und echtem Geläut. Als Doreen heute morgen um 5:30 Uhr also anrief, war ich bereits während des zweiten Klingelns am Apparat und wirkte jedenfalls so wach, dass sie nachfragte, warum ich so schnell am Telefon sei.
Da ich schon immer dem Schlafen zugeneigt war, hatte ich als Kind einen Wecker, wie ihn viele von früher kennen: Ein kleiner Hammer schlägt abwechselnd zwei metallne Halbkugeln an, der Lärm ist kaum zu überhören. Die Ausgabe, die mir meine Eltern in der frühen Jugendzeit zukommen ließen, hatte etwa die Maße von 30×30 cm. Man kann vermuten, dass die Lautstärke des Alarms proportional zur Weckergröße zunimmt. Stimmt.
Ich kann mich nur an ein einziges Mal erinnern, als meine Mutter den Wecker ausschalten musste, weil ich entweder über die Monate gelernt hatte, meine Ohren im richtigen Moment zu schließen oder in der Lage gewesen sein musste, selbst Geräusche dieser Intensität zuverlässig in meinen Träumen verstauen zu können. Mit meinem Handy und anderen Lauten gelingt mir dies heute noch in beeindruckender Weise, so dass Anrufversuche zu Schlafenszeiten meist nicht von Erfolg gekrönt sind – wenn sie auf dem mobilen Gerät erfolgen. Jedenfalls muss dies wohl das Ende der Ära dieses Wecker eingeläutet haben, in Mehrfamilienhäusern kann man ihn aus Rücksicht auf die anderen Parteien sowieso nicht einsetzen, so dass er heute noch bei meiner Oma steht und auf seine zweite Chance wartet.
Ein Dosenfisch stürzt sich lachend ins offne Meer
Man möge mir bitte sofort erklären, warum alles auf einmal und zum unpassendsten Zeitpunkt kommt.
Dafür habe ich mir eben endlich Blogs! und Minusvisionen bestellt, für die Busfahrt nachher wird der Freund herhalten müssen.
Ich wünsche November, Mitte bitte. Zum Sofortessen. Danke.
Weil so schön das manchmal auch sein kann, im Moment regt mich alles auf.
Gerade, als Zustimmung, stellt die Spülmaschine ihren Dienst ein: Fertig. Wir fühlen uns gleich.
An einem Sonntag im April
Dass der Audi A6 – ein typisches Vertreterauto – in der Versicherung viel teurer ist als ein Golf, der immerhin auch nicht gerade wenig kostet, das wissen wir jetzt. Er solle sich die Anschaffung überlegen, er hätte sich auch informiert, als er sich selbständig gemacht hätte, sagte er noch zu seinem Freund. Wenig später verließ ich die Bäckerei mit Käsebrötchen und Croissants.
Der Kaffee köchelt leise vor sich hin, das Radio summt Element of Crime und draußen fällt der Regen vom Himmel in den Tag.
Gestern haben Dennis und ich während des Streichens über „das natürliche Verhalten des Mannes“ (er) bzw. über das „unsinnige Hinterherhecheln bei Frauen“ (ich) unterhalten, das ich genau in der Form erst letztens erlebt habe, wie die Formulierung suggeriert. Er verstehe nun, warum mir der Job in der Kneipe keinen Spaß macht und im Supermarkt wären die hübschesten Mädchen der Stadt.
Das ist ja wie im Fernsehen.
Pizza zum Frühstück
Gestern abend – nach dem ersten Streichen des Hauses in Wehrda – waren Doreen und ich zum Pizzamachen verabredet. Fertigteig aus dem Aldi, frische Pilze, Tomaten und allerlei Käse. Dreiviertel der Pizza steht noch im Ofen und wartet auf eine Wiedergeburt in der Mikrowelle, um als Frühstück zu dienen.
Heute morgen dann in den Nachrichten: Der Computer soll GEZ-pflichtig werden. Hurra also. Es ist zum Kotzen. Ich bezweifle leider nicht, dass sie damit durchkommen werden. Aber der Sinn, warum PCs (unabhängig von deren Möglichkeit zum Empfang von TV- respektive Radio-Signalen) mit Internetzugang versteuert werden müssen… Wieder ein Hinweis auf die Unfähigkeit der „Alten“, das „Neue“ in „Neue Medien“ nicht verstanden zu haben oder verstehen zu wollen. Das Festhalten an vermoderten Strukturen, die Zementierung des Status Quo… wozu bitte GEZ-Gebühren? Für deren Online-Angebot? Hat das denn auch einen Bildungsauftrag?
Ich würde gern wissen, ob in anderen Ländern ebenfalls eine Gebührenerhebung für die Nutzung des Internet diskutiert wird.
Kino
Ich wollte „The Village“ nicht sehen, ich habe mich dagegen gewehrt und gesträubt. Auf ihr Drängen hin haben wir uns vor einige Zeit „Godsend“ angeschaut. Ich hasse es, mich im Kino zu erschrecken, „Godsend“ war also eine reichlich schlechte Wahl und Anlass für den Vorsatz, in nächster Zeit nicht mehr mit Doreen ins Kino zu gehen. Was bedeutet, dass wir fast gar nicht mehr zusammen Filme schauen, da unsere Interessenbereiche recht disjunkt sind.
Zwar konnte mich das Argument, er stamme aus der Feder des Regisseurs von „The 6th Sense“ nicht überzeugen. Aber dann machte Doreen wieder das, was sie sehr gut kann: Mir ein schlechtes Gewissen. Und wer kann schon Nein sagen, wenn dich zwei große Augen mit Dackelblick flehend anschauen. Ich habe mich nur einmal erschreckt (was völlig in Ordnung geht), gegen Ende einen Kloß im Hals und nicht das Gefühl, einen schlechten Film gesehen zu haben.
Kurz: Diesmal habe ich es nicht bereut.
Von der Wahl gestern habe ich nicht viel mitbekommen, ich bin aber alles andere als geschockt über das Ergebnis. Zwei ganz amüsante (?) und in diesem Zusammenhang beruhigende Texte:
Und auch den Besuch von „Der Untergang“, in dem ich mit Doreen am Donnerstag war, habe ich nicht bereut. Wo sich der Titel herrlich passend ins Wochenende fügt.
Sonntag
Es rattert die Spülmaschine und im Kopf. Der Kaffee – sonst lecker – schmeckt heute widerlich und stark. Das „widerlich“ kommt von zu viel Sojamilch, das „stark“ von zu viel Pulver. Die Wochentag-Beschränkung ist lange gefallen, dass heute Sonntag ist, merkt man nur an geschlossenen Läden; jetzt, wo so viel fehlt.
Die Sonnenstrahlen fallen zwischen die alten Oberstadt-Häuser und werfen Schatten auf das Nachbargebäude. Die meisten Wohnungen sind leer, Semesterferien – man merkt es. Und zwischen Fachwerk und Dächern sieht man schneeweiße Wolken, die Richtung Lahnufer ziehen, hier vor der Gasse die üblichen Verdächtigen, Menschen aus Bussen, die den Marktplatz um die Ecke bestaunen und sich in eines der zahlreichen Cafés setzen. Der Sommer war viel zu kurz, irgendwo bellt ein Hund und Leo liegt auf dem Bett und träumt.