Die zweite Nacht in Folge verbringst du bei deiner Freundin. Eher wohnungslos, zwischen zwei Orten, aus der einen Wohnung sozusagen aus-, aber in die andere noch nicht eingezogen.
Die letzten Male, die du in dieser Wohnung verbracht, gewohnt hast, waren Zeitpunkte in einer sehr anderen Phase deines Lebens. Als Doreen lieber außerhalb als hier schlief und du ja auch kein zu Hause hattest und den Kater zum Aufpassen. Tage also, an die man sich so gern nicht zurückerinnert, weil etwas Melancholisches mitschwingt, weil die Stimmung noch immer transportiert wird und du noch weißt, wie es damals war, welche Texte du damals auf dieser Tastatur geschrieben hast. Neulich hattest du wieder diesen Geruch in der Nase, der dich an die Zeit erinnert hat, eine Situation, die damals hätte stattfinden können. Stattgefunden hat.
Nie hast du so wenig gefühlt beim Zusammenräumen deiner Möbel, beim Abreißen der Plakate und ausräumen der Schränke, nie warst du fast froh, eine Wohnung hinter dir zu lassen, einen Zeitabschnitt, einen Ort. Gleichzeitig hast du dich selten so gefreut auf einen Umzug, auf das neue Viertel, auf die neue Wohnung.
Was außerdem endlich wieder Spaß macht: Du weißt vor lauter Arbeit nicht, wo du anfangen sollst. Der Umzug kommt zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, aber das ist immer so. Und ehe du dich versiehst ist Weihnachten.
Kategorie: Tagesschau
Don’t look back in anger (II)
Den Samstag haben wir auf dem Pferdemarkt in Havelberg verbracht. Dieser ist dreigeteilt: Es existieren der ursprüngliche Tiermarkt, auf dem man allerlei vierbeiniges (Frettchen, Hundewelpen, Katzen, Vögel, … und eben Pferde) erstehen/tauschen kann, der „Trödelmarkt“ mit einigen sonderbaren Verkaufsgegenständen (Motoren, Gynäkologiestühle, Prothesen) sowie ein „Rummel“, den wir aber gemieden haben. Dort sollen auch jene Stände mit Neuwaren angesiedelt sein. Zahlreich vertreten waren Gegenstände aus der ehemaligen DDR, namentlich FdJ-Wimpel und -Flaggen. Die Suche nach Vinyl konnte man auf wenige Stände beschränken, die meisten Kisten waren mit LPs aus Amiga-Lizenz gefüllt, deren Durchsicht ich mir aus zeitlichen Gründen erspart habe. Eine Travis-Platte samt „Sing“-Single ist schließlich doch herausgesprungen – im Tausch gegen eine Kameratasche.
Ich musste häufig an – obwohl die Lektüre des Buches schon etliche Jahre zurück liegt – Michel aus Lönneberga denken. An den Urlaub mit Martin und Andi. Passenderweise dreht sich gerade „Cash“ auf dem Plattenteller und perfektioniert das Gefühl fast vollständig.
Don’t look back in anger (I)
„Opa hat doch jetzt ein Navigationssystem, das müssen wir doch ausprobieren.“ Ähnlich eines digitalen Schalters versetzte mich dieser Satz am Donnerstag morgen in den Wachzustand. Da meine Großeltern nur eine Stunde entfernt wohnen und es in meinem Zimmer wie aussah wie immer – als hätte eine Bombe eingeschlagen also – hatte ich auch keine Zeit, die Situation gut oder schlecht zu finden. Kurzum: Nach 60 Minuten sah das Zimmer aus wie geleckt (naja, aber …), weitere 30 Minuten später ruft Opa an, der die Straße nicht finden kann: Selbst das modernste Navigationssystem der Welt kann fehlende Teile in Straßennamen nicht erraten.
Aufgeräumt wurde umsonst, da ich Opa eben jenes Versagen plausibel und das Gerät an sich erklären musste, während Oma immerhin einen Blick durch meine Zimmerfenster riskierte: „Die Katze habe ich gesehen!“
Of Mice And Men
„Warten sie doch mal bitte, ich würde sie gern etwas fragen.“ Die Befürchtungen reichen von kirchlicher Kleingruppe bis Drückerkolonne. Dass sie extra mit dem Auto anhält, sogar einparkt, macht die Sache obskur.
„Ich wollte sie fragen, ob ich ihnen die Haare schneiden darf.“ Nach der Erklärung, sie mache ihre Prüfung im November und sei auf der Suche nach Modellen beklagte sie den allgemeinen Trend der Frauen, lange Haare tragen (und behalten) zu wollen, so dass sie Doreen unbedingt fragen musste. Ich warf ihr gleich eine energische Verneinung entgegen, da mir meine Haare heilig sind – man sieht es allerdings eher selten. Im Nachhinein tut mir das sehr leid und ich überlege, ob ich ihr nicht doch zusagen sollte, Doreen hat schließlich ihre Karte und ist von der Idee sogar begeistert. Außerdem würde der Termin am 15. November in den zweimonatlichen Friseurbesuchsrhythmus passen, der mir empfohlen und noch nie eingehalten wurde.
Überraschenderweise musste ich beim nachfolgenden Besuch im T-Punkt nicht anstehen, habe direkt eine Nummer, „die zu 95% sicher ist“ und eine Auftragsbestätigung über den Telefonanschluss samt T-DSL 3000 bekommen. Eben habe ich einen Tarif mit Lycos abgeschlossen mit dem Ergebnis, dass die Vorfreude auf die neue Wohnung einen ebenso neuen Höhepunkt erreicht hat.
Morgen abend fahren wir für zwei Tage zu Doreens Eltern. Landluft, Pferdemarkt und Media Markt warten auf uns, wollen besucht und beschaut, bestaunt und genossen werden. Samstag abend sind wir wieder hier, Bloggerei wird nicht zu vernachlässigen versucht, kann aber auch nicht garantiert werden.