Good Night, and good luck.

Die Nachbarin zu unserer Linken hat mir davon erzählt. Ich weiß nicht mehr, ob wir uns im Treppenhaus begegnet sind oder sie mir durch die noch von der Türkette verschlossenen Tür entgegengeraunt hat: »Diese Frau ist letztens bei einem Unfall ums Leben gekommen.«

Don't trust people that don't trust anyone

Bestätigt hat das eine aus dem Nachbarhaus, die irgendwann bei uns klingelte, um ihre Wäsche, die noch auf unserem Wäscheständer hing, abzuholen. »Das war kein Unfall«, flüsterte sie, »diese Frau wurde ermordet.«

Jede Nacht.

t: Edward R. Murrow
b: Stuff no one told me

 

Told you so

Er so: »Tolle Hose!«
Ich so: »Das hat noch nie jemand zu mir gesagt, schon gar nicht auf einer Herrentoilette vor einem Pissoir.«
Er so: »Weißt Du, ich dachte mir, wir sehen uns eh nicht wieder. Dann kann ich es Dir auch sagen.« 

Mädchen auf Eis

Das neue Jahr fühlt sich gut an, was zurückliegt ist noch kompakt. Ich habe meine Vorsätze niemandem erzählt; ich habe heute morgen eine Stunde nachgedacht, im Keller, bei 9 Grad Celsius. Da war niemand der ablenkt, niemand der stört. Und natürlich gibt es auch Vorsätze, die ich schon lang vor mir hertrage oder im Kopf habe mit dem Attribut Man müsste endlich einmal.

Rollentraining im Keller

Der Jahreswechsel kommt wie gerufen. Hinter 2014 hat man lange schon einen Punkt setzen können, es war in Summe zu viel, zu durcheinander. Zu ungeordnet, zu wenig organisiert. Ich habe mich mir nicht entfremdet, ich war nur irritiert. Zeit, das zu ändern. Das Ende war schön.
In einem Jahr sehen wir uns wieder hier mit einer Bilanz. (Wenn ich es vergesse erinner’ mich dran!)

31C3

Ich könnte diesen Beitrag beginnen (ich könnte ihn füllen!) darüber, wie nicht entschieden wurde, ob ich diese Reise als Dienstreise abrechnen kann. Ich will stattdessen darüber schreiben – und ich will Bilder darüber zeigen – wie schön die letzten vier Tage in Hamburg waren.

Hacking

Festplatten

Kräne

Brücken

Bäume

Wie schön sie waren dieses Jahr, wie schön sie gewesen sind in den vergangenen Jahren. Falls ihr euch nächstes Jahr alleine nicht traut, ich werde dort sein, ich werde euch tragen. Und mit mir zehntausend andere, zehntausend denkende Menschen, wie sie H. letztes Jahr nannte.

Auf Wiedersehen

Breitcordcouchfahrer

Wahrscheinlich sollten die schneebedeckten Landschaften an uns vorbeifliegen, aber hier tröpfeln wir durch die weite Landschaft, sehen zugefrorene Autos am Bahnübergang warten und erahnen das Mädchen, das hinter dem Lenkrad ihre Hände reibt, um sie zu wärmen. Wir sind unterwegs nach Norden, nach Hamburg. Ich reise der Inspiration hinterher; wenn ich eine Hoffnung habe, sie zu finden, dann ist es in den nächsten vier Tagen dort oben auf dem Kongress.
Ich warte seit einer Stunde auf jemanden, der mir Bahnkaffee bringt.

An der Regattaanlage

Mit zwei weinenden Augen bin ich gefahren, so zerrissen war ich in den vergangen Jahren noch nie. Erstens wegen der anderen zu Hause, zweitens weil ich die 500-Kilometer-Challenge von Rapha nicht mitfahren kann: 500 Kilometer in den sechs Tagen zwischen dem Heiligen Abend und Silvester, 500 Kilometer draußen auf dem Rennrad im Schnee.
Sie nannte mich Breitcordcouchfahrer, weil ich zwar ein Rennrad kaufte mit dem Ziel, das auch bei Regen zu fahren, dann fiel mir jedoch auf, wie schön ich das Rad finde und dass man ihm den Regen und den Schlamm nicht unbedingt zumuten muss. Ein anderer nannte mich auf einer früheren Fahrt Papagei, weil die gelben Überschuhe mich aussehen ließen wie ein Hähnchen.

De Rosa AL+

Ich war vorgestern unterwegs. Es war kalt und ich habe mir die Überschuhe gespart.
Nie haben meine Füße dermaßen lange gebraucht, um aufzutauen und um aufzuhören zu schmerzen. 

Wie wir Kameraden wurden

Liebe Kathi,

weißt Du noch… wie wir uns verbündet haben gegen alle mit Gebälg? Wir hatten diesen Billard-Tisch etwa zehn Minuten für uns selbst, bevor die Meute einfiel und wir – die Höflichkeit gebot ist – mit den Kindern spielten. Wir hatten diesen See vorm Haus, um den wir zwei, drei Runden gingen; erinnerst Du Dich noch an M., der nie mit uns gehen wollte und bestmöglich Abstand hielt: der beschleunigte, gingen wir schneller und stehen blieb, warteten wir irgendwo?

Affe

Gestern kam dann ein Paket mit zwei Karten, einem Affen und einem *das verschweige ich*. Da fiel mir dieser Text hier ein und dass ich unglaubwürdig wurde für die nächste Allianz gegen die Meute, gegen Krach. Allein, es hat sich nichts geändert: dieser Krach ist fürchterlich… und diese Meute! Ich bin empfindlich wie zuvor, jedoch: Du solltest ihre Augen sehen!

So warten wir auf nächstes Jahr und freuen uns auf Dich;
Ihr sollt Kameraden werden! (Und folgt ihr meinem Vorschlag nicht…!)
Ich warte und ich hoffe drüben – fernab – an unser’m Billardtisch.

Frohe Weihnachten!

Der Bucklige ist niemals satt

Dieses kleine Café in der ehemaligen Buchhandlung, die den Kampf gegen den Onlinehandel verloren hat, geizt nicht an Industriecharme: Keine Verkleidung versteckt die Rohre unter der Decke, eine komplette Reclam-Sammlung dient als Raumteiler und trennt eine Ecke mit Bücherregalen von vier wenig filigran gearbeiteten Holztischen, an denen Studenten vor Laptops und Papierstapeln sitzen. Ich lehne mit dem Rücken an einer der großen bodentiefen Scheiben, die den Raum zu zwei Seiten begrenzen und den Blick freigeben auf die vorbeilaufende Straße; ich habe die Füße auf einem Heizkörper und Patti Smith singt einen Song von Nirvana.

Prophecy

Ich habe ein Gefühl wie vor fast einem Jahr in der Lounge auf dem Chaos-Kongress. Nicht so laut vielleicht und etwas heller. Aber ich sitze hier und ich warte auf H. Außerdem habe ich festgestellt, dass ich glücklicher bin, wenn ich schreibe. Vielleicht also schreibe ich doch – was ich stets bestritt – aus therapeutischen Gründen.

Diejenigen welchen

Wir treffen uns gleich auf dem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt ein paar hundert Meter entfernt. Wir, das sind diejenigen aus unserer Arbeitsgruppe, die noch nicht genervt voneinander sind und denen es nichts ausmacht, sich noch einmal abends zu sehen.

Der Weihnachtsmarkt hat bis zwanzig Uhr geöffnet und wir haben Besuch.

Weißer Rauch

Wir, das sind diejenigen, die in Laufweite des Weihnachtsmarkts wohnen, die abends Besuch von Freunden haben jenseits der Grenzen. Die leiden und die sich nichts anmerken lassen.

Neues Jahr, neues Glück.

Coffee to stay

Ich habe den Kindle in die Ecke gelegt. Seit Tagen kommen wieder stapelweise Bücher bei mir an, bevor ich ein eBook kaufe, zahle ich zehn Euro mehr für die gebundene Ausgabe oder – wenn es nicht anders geht – die zwei Euro für das Taschenbuch. Und so reise ich doch wieder mit einer dedizierten Tasche für Bücher, die ganzen Vorteile von Hintergrundbeleuchtung und Gewicht der Bibliothek hinter mir lassend, denn das ist nicht, worum es geht.

Kindle Nook Sony Reader I say Hardwick this sure is an impressive library a cartoon by Jeffery Koterba

Es geht um das Gefühl, es geht um die Haptik. Einen Plastikkasten in der Hand zu halten und auf einen Bildschirm zu starren bleibt etwas anderes als die Maserung und der Geruch des teilweise Jahrzehnte alten Papiers, die sich von Buch zu Buch unterscheiden. Wie ich Notizen auch noch immer handschriftlich mache, weil ich mir einbilde, einmal durch den Stift auf das Papier gesetzt habe ich sie länger präsent im Gedächtnis als in einem lokalen Wiki auf meinem Computer. Auch hier bin und bleibe ich analog.

Schloss Trautmansdorff

Ich habe aufgehört, Coffee to go zu trinken. Vielleicht, weil ich die Zeit im Café brauche, meine Notizen zu sortieren, weil ich einen Freiraum brauche zum Lesen, in den ich mich bewusst begeben muss, weil ich die Bücher digital nicht mehr dabei habe. Sicher, weil die Abfallerzeugung durch die Kaffeebecher dumm ist. Wie vieles zur Zeit.

b: Jeffrey Koterba

Der traurige Monat

Ich hatte heute Nacht einen Traum, in dem wir alle auf einer Bühne standen, meine Arbeitskollegen und ich. Ich weiß nicht, welches Stück wir gaben und ich erinnere nicht, wer Hauptdarsteller war. Ich weiß allein ich war es nicht. Und ich erinnere mich, auf meinen Auftritt zu warten der sich dann verlor zwischen der Kantine und den Fluren des Hauses.

Ich dachte mir nichts dabei, als er von der Diagnose seiner Mutter erzählte. Ich dachte nichts dabei, als meine Mutter von meiner Großmutter sprach und ich dachte nichts, als ich sah, wie der Hund kollabierte hier auf der Wiese vorm Haus. Letztens, als die Sonne noch schien.

Vielleicht sollte ich aufmerksamer sein und auf die Regieanweisungen hören. Oder auf den Souffleur, wenn er empfiehlt, das Theaterstück endlich zu wechseln.

Das war ein schlimmer September.